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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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demoliert hast.«
    »Tut mir …«
    »Sag das noch einmal, dann knall ich dir eine«, fiel er mir ins Wort. »Das hast du gut gemacht. Nicht jeder Mann kriegt die Chance, seiner Tochter das Leben zu retten. Du kannst mir glauben, wenn ich dir gestehe, dass ich dich beneide. Willst du ein Bier?«
    »Das würde ich über den ganzen Tisch spucken. Hast du Milch?«
    Er sah im Kühlschrank nach. »Keine Milch, aber wir haben Halb-und-Halb.«
    »Gib mir ein bisschen davon.«
    »Du bist echt ein schräger schräger Vogel, Edgar.« Aber er kippte mir etwas von dem Milch-Sahne-Mix in ein Saftglas, und ich stürzte ihn hinunter. Dann gingen wir wieder nach oben, setzten langsam einen Fuß vor den anderen und hielten dabei unsere Stummelpfeile mit den Silberspitzen umklammert wie alternde Dschungelkrieger.
    Ich ging zurück ins Gästezimmer, streckte mich auf dem Bett aus und starrte wieder die Zimmerdecke an. Meine Hand tat weh, aber das war in Ordnung. Sie hatte einen Schnitt in ihrer; ich hatte einen in meiner. Das war irgendwie passend.
    Der Tisch leckt, dachte ich.
    Ertränken Sie sie, damit sie weiterschläft, dachte ich.
    Und noch etwas … Elizabeth hatte noch etwas anderes gesagt. Bevor mir einfiel, was es gewesen war, erinnerte ich mich an etwas weit Wichtigeres: Ilse hatte Das Spiel ist aus in ihrem Gasherd verbrannt und nicht mehr als einen Schnitt - vielleicht einen Biss - am Handrücken davongetragen.
    Hätte sie auffordern sollen, ihn zu desinfizieren, dachte ich. Sollte auch meinen desinfizieren.
    Ich schlief. Und diesmal gab es keinen riesenhaftenTraumfrosch, der mich warnte.
     
     
     
     
     
     
    X Bei Sonnenaufgang weckte mich ein Scheppern. Der noch immer stürmische Wind - stärker denn je - hatte einen von Wiremans Strandstühlen gegen die Hauswand geschleudert. Oder vielleicht den fröhlich gestreiften Sonnenschirm, unter dem wir bei unserem ersten gemeinsamen Drink zusammengesessen hatten - grüner Eistee, sehr erfrischend.
    Ich zog meine Jeans an und ließ alles andere, auch die Harpune mit der Silberspitze, auf dem Fußboden liegen. Ich glaubte nicht, dass Emery Paulson mich erneut aufsuchen würde, nicht bei Tageslicht. Ich sah nach Wireman, aber das war nur eine Formalität; ich konnte sein Schnarchen und seine pfeifenden Atemzüge hören. Er lag wieder auf dem Rücken, hatte die Arme weit von sich gestreckt.
    Ich ging in die Küche hinunter und schüttelte den Kopf über den abgebrochenen Wasserhahn und das Saftglas mit angetrockneten Milch-Sahne-Resten. In einem der Hängeschränke fand ich ein größeres Glas, das ich mit Orangensaft füllte. Ich nahm es mit auf die hintere Veranda. Der Wind vom Golf her war stark, aber warm und blies mir die verschwitzten Haare von Stirn und Schläfen. Das war angenehm. Beruhigend. Ich beschloss, zum Strand hinunterzugehen und meinen Saft dort zu trinken.
    Nach ungefähr drei Vierteln des Holzstegs blieb ich stehen, um einen Schluck Saft zu trinken. Das Glas kippte, und ein Teil des Inhalts ergoss sich auf meine nackten Füße. Das nahm ich kaum wahr.
    Draußen auf dem Meer schwamm auf einer der großen, vom Sturm gegen die Küste getriebenen Wogen ein hellgrüner Tennisball.
    Das hat nichts zu bedeuten, sagte ich mir, aber diese Behauptung war natürlich nicht stichhaltig. Das bedeutete alles, und ich wusste es sofort, als ich den Tennisball sah. Ich warf das Glas ins Seegras und verfiel in einen schwerfällig schwankenden Trab - in diesem Jahr Edgar Freemantles Version eines Spurts.
    Ich brauchte fünfzehn Sekunden, um das Ende des Holzstegs zu erreichen, vielleicht sogar weniger, aber in dieser Zeitspanne sah ich drei weitere Tennisbälle mit der Flut herantreiben. Dann sechs, dann acht. Die meisten trudelten rechts von mir heran - weiter nördlich.
    Weil ich nicht darauf achtete, wohin ich unterwegs war, stolperte ich am Endes des Holzstegs mit wild kreiselnden Armen ins Leere. Ich rannte noch, als ich im Sand aufkam und hätte vielleicht das Gleichgewicht halten können, wenn ich auf meinem gesunden Bein gelandet wäre, aber das tat ich nicht. Ein gezackter Schmerz wand sich korkenzieherartig durch mein schlimmes Bein, vom Schienbein übers Knie bis zur Hüfte, und ich schlug der Länge nach in den Sand. Ein Stück weit vor mir lag einer dieser verdammten Tennisbälle mit flach anliegendem durchnässtem Filz.
    Auf der mir zugekehrten Seite stand DUNLOP , die Buchstaben schwarz wie die Verdammnis.
    Ich rappelte mich auf, starrte verstört aufs Meer hinaus.

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