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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Miststücks.
    »Daddy! Glaubst du wirklich...«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es. Hol die Zeichnung, Ilse. Ich bleibe inzwischen dran. Hol sie, und steck sie in den Gasofen, und verbrenn sie . Jetzt sofort.«
    »Ich … okay. Bleib dran.«
    Ein Klappern, als das Telefon hingelegt wurde.
    Wireman fragte: »Tut sie es?«
    Bevor ich antworten konnte, war ein lautes Knacken zu hören. Ihm folgte eine Wasserfontäne, die meinen Arm bis zum Ellbogen durchnässte. Ich betrachtete den Wasserhahn in meiner Hand, dann die gezackte Bruchstelle, wo ich ihn abgebrochen hatte. Ich ließ ihn in die Spüle fallen.
    »Ich glaube schon«, sagte ich. Und dann: »Tut mir leid.«
    »De nada.« Er kniete sich hin, öffnete die Schranktür unter dem Ausguss und griff an dem Abfalleimer und einem Stapel Müllsäcke vorbei. Als er an etwas drehte, fiel die aus dem abgebrochenen Hahn schießende Wasserfontäne in sich zusammen. »Du weißt selbst nicht, wie stark du bist, muchacho . Oder vielleicht doch.«
    »Tut mir leid«, sagte ich noch einmal. Aber es tat mir nicht leid. Meine Handfläche blutete aus einem nicht besonders tiefen Schnitt, doch ich fühlte mich besser. Klarer. Dann fiel mir ein, dass dieser Wasserhahn früher der Hals meiner Frau hätte sein können. Kein Wunder, dass sie sich von mir hatte scheiden lassen.
    Wir saßen in der Küche und warteten. Der Sekundenzeiger der Uhr über dem Herd machte eine sehr langsame Runde ums Zifferblatt, begann die nächste. Das aus dem abgebrochenen Hahn kommende Wasser war zu einem bloßen Rinnsal geworden. Dann hörte ich Ilse leise rufen: »Ich bin wieder da … ich hab sie... ich...« Dann schrie sie auf. Ich konnte nicht beurteilen, ob aus Überraschung oder vor Schmerz oder wegen beidem.
    »Ilse!«, brüllte ich. »Ilse!«
    Wireman fuhr hoch und schlug sich die Hüfte seitlich am Spülbecken an. Er hob fragend die offenen Hände. Ich schüttelte den Kopf - weiß nicht . Jetzt konnte ich spüren, dass mir der Schweiß übers Gesicht lief, obwohl es in der Küche nicht besonders warm war.
    Ich überlegte, was ich als Nächstes tun sollte - wen ich anrufen könnte -, als Ilse sich wieder meldete. Sie klang ganz aus der Puste. Aber sie klang auch normal. Endlich wieder normal. »O Herr des Himmels«, sagte sie.
    »Was ist passiert?« Ich musste mich beherrschen, um nicht zu schreien. »Illy, was ist passiert?«
    »Sie ist futsch. Sie hat Feuer gefangen und ist verbrannt. Ich hab durchs Fenster zugesehen. Sie ist nur noch Asche. Ich muss mir ein Pflaster für meinen Handrücken holen, Dad. Du hattest recht gehabt. Mit ihr war wirklich etwas ganz und gar nicht in Ordnung.« Sie lachte zittrig. »Das verdammte Ding wollte nicht rein. Es hat sich nach oben gefaltet und …« Wieder dieses zittrige Lachen. »Ich würde sagen, ich habe mich am Papier geschnitten, aber es sieht nicht wie ein Papierschnitt aus und hat sich nicht wie einer angefühlt. Es fühlt sich wie ein Biss an. Ich glaube, sie hat mich gebissen.«
     
     
     
     
     
     
    VIII Mir war wichtig, dass ihr nichts fehlte. Ilse war wichtig, dass mir nichts fehlte. Uns fehlte beiden nichts. Zumindest glaubte das der törichte Künstler. Ich versprach ihr, morgen wieder anzurufen.
    »Illy? Noch eine Kleinigkeit.«
    »Ja, Dad.« Sie klang hellwach, schien wieder ganz sie selbst zu sein.
    »Geh bitte zum Gasherd. Gibt’s in dem Backofen ein Licht?«
    »Ja.«
    »Schalt es ein. Und sag mir, was du siehst.«
    »Dann musst du einen Augenblick warten - das schnurlose Telefon ist im Schlafzimmer.«
    Es folgte eine weitere Pause, kürzer diesmal. Dann kam sie zurück und sagte: »Asche.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Daddy, was ist mit deinen anderen Bildern? Sind die alle so?«
    »Ich kümmere mich schon darum, Schatz. Die Geschichte heben wir uns für ein andermal auf.«
    »Also gut. Danke, Daddy. Du bist weiter mein Held. Ich hab dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Dies war das letzte Mal, dass wir miteinander sprachen, aber das wusste keiner von uns. Das weiß man nie, nicht wahr? Zumindest versicherten wir uns am Ende gegenseitig unserer Liebe. Das bleibt mir. Es ist nicht viel, aber immerhin etwas. Andere haben es schlechter. Das sage ich mir in den langen Nächten, wenn ich nicht schlafen kann.
    Andere haben es schlechter.
     
     
     
     
     
     
    IX Ich sackte Wireman gegenüber auf einen Stuhl und stützte meinen Kopf in die Hand. »Ich schwitze wie ein Schwein.«
    »Hat vielleicht auch damit zu tun, dass du Miss Eastlakes Spüle

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