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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verdammten Dinger würden ewig halten -, aber ihre Öffnung war viel zu eng, als dass eine Porzellanfigur hindurchgepasst hätte.
    »Also, welche Alternative haben wir?«, fragte Wireman. »Der Benzintank des alten John Deere? Genügt der?«
    Die Vorstellung, wir würden versuchen, Perse im Benzintank des alten Traktors zu ertränken, ließ mich am ganzen Leib frösteln. Vermutlich war er nur noch ein rostiges Sieb. »Nein. Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde.«
    Er musste in meiner Stimme einen Anflug von Panik gehört haben, denn er packte mich am Arm. »Immer mit der Ruhe. Uns fällt schon was ein.«
    »Klar, aber was?«
    »Wir nehmen sie ins Heron’s Roost mit, das ist alles. Dort findet sich bestimmt was.«
    Vor meinem inneren Auge stand jedoch das Bild, wie Stürme das Herrenhaus, das früher einmal über der Südspitze von Duma Key gethront hatte, verwüstet und kaum mehr als seine Fassade übrig gelassen hatten. Dann fragte ich mich, wie viele Behälter wir dort tatsächlich finden würden , vor allem nachdem uns nur noch etwa vierzig Minuten blieben, bevor die Dunkelheit hereinbrach und die Perse einen Landungstrupp entsandte, um unsere unerwünschte Einmischung zu beenden. Verdammt, dass ich etwas so Elementares wie einen wasserdichten Behälter vergessen hatte!
    »Scheiße!«, sagte ich. Ich versetzte einem Scherbenhaufen einen Tritt, dass er auseinanderflog. »Scheiße!«
    »Ganz ruhig, vato . Das hilft uns nicht weiter.«
    Nein, das tat es nicht. Und sie würde wollen, dass ich wütend wurde, nicht wahr? Der alte jähzornige Edgar würde leicht zu manipulieren sein. Ich versuchte mich zu beherrschen, aber das Ich schaffe das -Mantra wirkte nicht. Trotzdem war es alles, was ich hatte. Und was tut man, wenn man nicht auf Wut zurückgreifen darf? Man gesteht die Wahrheit ein.
    »Also gut«, sagte ich. »Aber ich habe keinen blassen Schimmer.«
    »Locker bleiben, Edgar«, sagte Jack, und dabei lächelte er. »Den Teil kriegen wir hin.«
    »Wie das? Was meinst du?«
    »Vertrau mir«, sagte er.
     
     
     
     
     
     
    V Als wir im Abendlicht, das jetzt eine entschieden purpurrote Färbung annahm, Charley den Rasenjockey betrachteten, fiel mir ein Nonsensreim aus einem alten Blues von Dave Van Ronk ein: »Mama bought a chicken, thought it was a duck; Sat it on the table with the legs stickin up.« Charley war kein Huhn, auch keine Ente, aber seine Beine, die nicht in Schuhen, sondern in einem schwarzen Eisensockel endeten, ragten tatsächlich in die Höhe. Sein Kopf war jedoch nicht zu sehen. Er war durch einen runden Deckel aus alten, mit Moos und Ranken überwucherten Brettern gebrochen.
    »Was liegt darunter, muchacho? «, fragte Wireman. »Weißt du das?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Zisterne ist«, sagte ich. »Hoffentlich keine Klärgrube.«
    Wireman schüttelte den Kopf. »Auch wenn sein Geisteszustand noch so schlimm war, hätte er sie nicht in Scheiße versenkt. Nicht in einer Million Jahren.«
    Jack sah von Wireman zu mir hinüber. Sein junges Gesicht war voller Entsetzen. »Adriana ist dort unten? Und das Kindermädchen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich dachte, das wüsstest du. Aber das Wichtigste ist, dass Perse dort unten ist. Und ich tippe auf eine Zisterne, denn...«
    »Elizabeth hat ganz sicher darauf bestanden, dass das Miststück in einem wässrigen Grab zurückblieb«, vollendete Wireman grimmig. »In einem mit Süßwasser gefüllten.«
     
     
     
     
     
     
    VI Charley war schwer, und die Bretter, mit denen die Grube im hohen Gras abgedeckt war, waren noch morscher als die Leitersprossen. Natürlich waren sie das; anders als die Leiter war dieser Holzdeckel dem Wetter ausgesetzt gewesen. Trotz der dunkler werdenden Schatten arbeiteten wir vorsichtig, weil wir nicht wussten, wie tief die Grube darunter war. Schließlich gelang es mir, den lästigen Jockey weit genug zur Seite zu drücken, damit Wireman und Jack die leicht krummen blauen Beine packen konnten. Dazu musste ich auf den morschen Holzdeckel treten; einer von uns musste es schließlich tun, und ich war der Leichteste. Er bog sich unter meinem Gewicht durch, gab ein langes warnendes Knarren von sich und ließ etwas Modergeruch entweichen.
    »Runter mit dir, Edgar!«, rief Wireman, und gleichzeitig schrie Jack: »Pack ihn, o Scheiße, er fällt rein!«
    Während ich von dem nachgebenden Holzdeckel sprang, schnappten die beiden sich Charley: Wireman um die angewinkelten Knie, Jack um die Taille. Einen

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