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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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möglichst wenig gekühlte Luft entweicht. Ein, zwei Sekunden lang verschwamm die Welt und wurde dabei heller; ich spürte ein Pochen in den Schläfen und ein feuchtes Prickeln in meiner Nase. Ich senkte den Kopf und bearbeitete meine Augen rasch mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand, während Jack erneut vorgab, irgendwas Interessantes am Himmel zu beobachten. Es gab ein Wort, das sich nicht einstellen wollte. Ich dachte Summer , dann Nummer .
    Lass dir Zeit, werd nicht gleich wütend, sag dir, dass du es schaffen kannst, dann kommen die Wörter meist von allein. Manchmal willst du sie nicht, aber sie kommen trotzdem. Dieses war Kummer .
    »Soll ich den Wagen holen?«, fragte Jack. »Oder...«
    »Nein, ich kann gut gehen.« Meine Finger umfassten den Griff meiner Krücke. »Aber pass auf den Verkehr auf! Ich will nicht beim Überqueren der Straße überfahren werden. Das kenn ich schon, hat mir nicht gefallen.«
     
     
     
     
     
     
    XVII Auf der Rückfahrt machten wir bei Art & Artifacts in Sarasota halt, und während wir uns dort umschauten, fragte ich Jack, ob er etwas über Kunstgalerien in Sarasota wisse.
    »Weit mehr als das, Boss. Meine Mutter hat in einer namens Scoto gearbeitet. Die ist in der Palm Avenue.«
    »Sollte mir die was sagen?«
    »Das ist die Hot-Shit-Galerie auf der künstlerischen Seite der Stadt«, erklärte er und überdachte dann seine Worte. »Ich meine, im netten Sinne. Und die Leute, denen sie gehört, sind nett... jedenfalls waren sie immer nett zu meiner Mutter, allerdings... Du weißt schon...«
    »Es ist eine Hot-Shit-Galerie.«
    »Genau.«
    »Bedeutet das immense Preise?«
    »Es bedeutet, dass sich dort die Elite trifft.« Er sagte es ganz ernst, aber als ich in Gelächter ausbrach, machte er mit. Dies war der Tag, schätze ich, an dem meine Teilzeitaushilfskraft Jack Cantori mein Freund Jack Cantori wurde.
    »Dann ist die Sache geklärt. Denn ich gehöre definitiv zur Elite. Also gib dich geschlagen, mein Sohn.«
    Ich hob meine Hand, und Jack klatschte sie ab.
     
     
     
     
     
     
    XVIII Im Big Pink half mir Jack, meine Beute ins Haus zu schleppen: fünf Tragetaschen, zwei Kartons und einen Stapel aus neun Leinwänden auf Keilrahmen. Zeug für fast tausend Dollar. Ich erklärte ihm, wir würden uns morgen darum kümmern, es nach oben zu schaffen. Malen war das Allerletzte, was ich an diesem Abend noch tun wollte.
    Als ich durchs Wohnzimmer in die Küche hinkte, um mir ein Sandwich zu machen, sah ich am Anrufbeantworter das Licht blinken. Ich dachte, das müsse Ilse sein, die mir sagen wollte, dass ihr Flug wegen schlechten Wetters oder eines technischen Defekts gestrichen worden war.
    Es war nicht Ilse. Die Stimme war freundlich, aber vor Alter brüchig, und ich wusste sofort, wer die Anruferin war. Ich hatte praktisch diese riesigen Sneakers auf den verchromten Fußstützen ihres Rollstuhls vor Augen.
    »Hallo, Mr. Freemantle, willkommen auf Duma Key. Es war ein Vergnügen, Sie neulich - wenn auch nur kurz - zu sehen.Wegen der Ähnlichkeit vermutet man, die junge Dame in Ihrer Begleitung sei Ihre Tochter gewesen. Haben Sie sie wieder zum Flughafen gebracht? Das hofft man sehr.«
    Nun entstand eine Pause. Ich konnte sie atmen hören: die laute Atmung eines unter einem leichten Emphysem leidenden Menschen, der vermutlich einen Großteil seines Lebens mit einer Zigarette in der Hand verbracht hat. Dann sprach sie weiter.
    »Alles in allem war Duma Key nie ein Ort, der Töchtern Glück gebracht hat.«
    Ich musste an Reba denken, die in ziemlich unglaubwürdiger Tenniskleidung von kleinen Filzbällen umgeben am Strand stand, während die nächste Welle noch mehr anschwemmte.
    »Man hofft, dass wir uns zu gegebener Zeit kennenlernen werden. Leben Sie wohl, Mr. Freemantle.«
    Ich hörte ein Klicken. Dann gab es nur noch mich und das rastlose Mahlen der Muscheln unter dem Haus.
    Die Flut war hereingekommen.

WIE MAN EIN BILD ZEICHNET (III)
    Hungrig bleiben. Das funktionierte bei Michelangelo, das funktionierte bei Picasso, und es funktioniert bei hunderttausend Künstlern, die es nicht aus Liebe tun (obwohl die eine Rolle spielen kann), sondern um Essen auf dem Tisch zu haben. Will man die Welt in Bilder übertragen, führt der Weg über die eigenen Begierden. Überrascht Sie das? Das sollte es nicht. Es gibt nichts Menschlicheres als Hunger. Es gibt keinen schöpferischen Akt ohne Talent, das gestehe ich Ihnen zu, aber Talent ist billig. Talent geht betteln. Hunger ist die

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