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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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lassen wollen, schließlich habe der ihm nicht nur das Flugzeug, sondern auch zum Beispiel teure Geburtstagsfeste in seiner Luxusvilla an der Côte d’Azur und vieles andere bezahlt.
    Zwick habe, so berichtet der Strauß-Biograf Wolfram Bickerich unter Berufung auf dessen Angaben, jeweils um Strauß’ Geburtstag herum »schöne, wenn auch für leicht empfundene Frauen zu fröhlichen Festen nach Südfrankreich« zu seiner Villa einfliegen lassen (Bickerich, S. 290 ). Der Verdacht, dass dies alles zumindest teilweise auf Kosten des deutschen Steuerzahlers geschah, liegt nahe. Wie der Zwick-Pilot beobachtete und in einer eidesstattlichen Versicherung niederlegte, überreichte Zwick Strauß auch mehrfach Umschläge mit Bargeld.
    Umgekehrt wurde das Finanzamt Passau missbräuchlich an die Kandare genommen. Als der Oberregierungsrat Meister, der die Strafsachenstelle leitete, dort etwas gegen Zwick unternahm, wurde er unverzüglich an das Finanzamt Donauwörth versetzt, von wo er dann am Wochenende wieder nach Passau zu seiner Familie heimfahren durfte. Das Finanzamt war so eingeschüchtert, dass es zum Beispiel einen bereits erlassenen Bußgeldbescheid gegen Frau Zwick nicht mehr vollstreckte.
    Aber auch die Gemeinde Füssing litt unter der Unlust Zwicks, Steuern zu zahlen. Dessen Einstellung war nachvollziehbar: Er wollte nicht zweimal zahlen, einmal an Strauß und dann noch einmal an das Finanzamt sowie an die Gemeinde. Die Witwe des damaligen CSU -Bürgermeisters beklagt heute noch bitter, dass Zwick, hinter dem Strauß gestanden habe, seinerzeit Hetzartikel gegen ihren Mann in der Presse initiiert habe. Aber als Strauß ihren Mann bei einer Veranstaltung in der Nibelungenhalle in Passau erblickt habe, habe er ihm die Hand gedrückt und gesagt: Bevor er, Strauß, mit Zwick ein Geschäft mache, gehe er lieber auf den Viktualienmarkt. Diese Scheinheiligkeit hätten sie und ihr Mann Strauß nie verziehen.
    Schließlich musste Zwick zusammen mit seiner Frau Angelika vor einem Haftbefehl wegen Steuerhinterziehung in die Schweiz fliehen. Nur so konnte er zugleich der bereits vorgesehenen Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse durch Strauß entgehen. Eines Tages aber erfuhr die Staatsanwaltschaft Landshut von einem Beamten des Finanzamts Passau, Zwick werde an einem bestimmten Tag heimlich zu einem Kurzbesuch nach Bad Füssing zurückkehren. Der zuständige Staatsanwalt traf Vorkehrungen, Zwick festnehmen zu lassen. Doch es wurde ein Fehlschlag – angeblich hatten die eingesetzten Polizisten Zwick nicht gesehen. Dem Steuerbeamten ließ dies keine Ruhe, er befragte die Grenzpolizei beim nahen deutsch-österreichischen Grenzübergang Neuhaus/Schärding. Dort erfuhr er, die Grenzbeamten seien vom Innenministerium in München angewiesen worden, an einem bestimmten Tag, der ihm jedoch nicht genannt wurde, keine Grenzkontrollen vorzunehmen. Es drängt sich eine Parallele zu den Fällen Monzer al-Kassar und Bekir Celenk auf.
    Einer Füssinger Ärztin zufolge soll Strauß angeblich Zwick sogar »gefälschte« Papiere besorgt haben. Die Ärztin sagte mir: »Wir konnten uns nur wundern, mit welcher Frechheit er immer wieder da war und die Polizei nichts mitbekam.«
    Strauß benutzte das Flugzeug von Zwick und später das Flugzeug von Jost Hurler auch für Bankgeschäfte in der Schweiz. So flogen das Ehepaar Zwick und das Ehepaar Strauß zusammen am 24 . Juni 1975 nach Zürich und Genf, um Bargeld bei Banken zu deponieren. Beide Ehepaare hatten Handkoffer dabei. Am 14 . November 1975 und am 5 . Januar 1976 flog Strauß allein nach Zürich und nach Genf, wohl wieder zur Bank, wie der Pilot annahm. Der erinnerte sich in einer eidesstattlichen Versicherung, dass es nach 1976 noch wenigstens zwei weitere »Bankentouren« mit F. J. Strauß in die Schweiz gegeben habe (s. »Das Bargeldsystem …«, S. 143).
    Das Flugzeug Zwicks nahm auch ein anderer Spitzenpolitiker der CSU in Anspruch. Am 13 . Juni 1975 flog CSU -Generalsekretär Gerold Tandler nach Nizza, als einziger Passagier. Dort nahm er im sündteuren Nobelhotel Negresco Quartier. Was aber war der Zweck der Reise des CSU -Generalsekretärs? Zur Erholung weilte er dort nicht wirklich, denn bereits am nächsten Tag flog er wieder zurück. Was also hatte er dort zu tun? Abends an der Bar erzählte er dem Piloten, er werde am nächsten Tag »einige Millionen« in Nizza verstecken. Handelte er im Auftrag oder in Absprache mit Strauß? Oder im Auftrag von Zwick?
    Strauß und

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