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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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fertig ist, weiß er, dass er mit einem Schlag um eine Viertelmillion Mark reicher ist. Er tritt aus dem Nebenzimmer – und jetzt bedankt er sich, wie Flick vor dem Untersuchungsausschuss aussagt.
    Ministerialdirektor Franz Klein, der spätere Präsident des Bundesfinanzhofs, erzählte mir empört, dass der mehrfache Milliardär Flick in Bayern umgekehrt einen erheblichen Nachlass bei der Vermögenssteuer erhalten habe – sicherlich einen Betrag in Millionenhöhe.
    Strauß und Jahn
    So sehr Strauß daran lag, Geld einzunehmen, so widerstrebte es ihm in tiefster Seele, aus eigener Tasche Geld auszugeben. Franz Schönhuber, der einst zum Tross von Strauß gehört hatte, berichtete später, bei allen Vergnügungsreisen und Vergnügungsveranstaltungen habe er nie erlebt, dass Strauß selbst gezahlt hätte. Immer hätten andere zahlen müssen, insbesondere Friedrich Jahn, der »Hendlkönig«.
    Ein früherer CSU -Staatssekretär erzählt dazu eine Episode: Strauß und seine Entourage seien einmal von Jahn eingeladen gewesen zum Wiener Opernball. Alles auf Kosten von Jahn. Die Herren kehrten anschließend nach München zurück, die Damen aber flogen – auf Kosten des Wienerwald-Chefs – weiter zum Karneval in Venedig, wo sie mehrere Tage blieben. Die Fahrer der staatlichen Dienstwagen mussten nachziehen und die Damen von Venedig zurückbringen. Das war eine als Untreue strafbare Verwendung staatlicher Mittel. Es zeigt, wie abgehoben Strauß war – ein Herrscher »legibus absolutus«, losgelöst von und über allen Gesetzen stehend. Umgekehrt verwies der besagte CSU -Politiker darauf, wie später die CSU -Spitze Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zusetzte, weil sie ihren Dienstwagen in ihren Urlaub nach Spanien beordert hatte. Der Bundesrechnungshof bestätigte, dass der Einsatz den Richtlinien entsprochen habe.
    Monika Hohlmeier wurde einmal von einem Journalisten im Fernsehen gefragt, ob es unter den Freunden ihres Vaters auch uneigennützige gegeben habe. Sie dachte nach und nannte dann einen einzigen: Friedrich Jahn. Im Hinblick auf den enormen Aufwand Jahns für den ewig schnorrenden Strauß war dies nachvollziehbar: Er stellte Strauß sein Flugzeug zur Verfügung, zahlte die Reisen von Strauß und seinen Freunden nach Venedig, an die Côte d’Azur, an die Loire, nach Paris und Griechenland. Eine Nacht auf dem Wiener Opernball konnte Jahn alles in allem 200 000 Mark kosten, wie die Journalisten Rudolf Lambrecht und Michael Mueller schrieben. Dazu passt, dass auch der Bäderkönig Eduard Zwick Beträge von 150 000 bis 200 000 Mark angab, die er jeweils für die üppigen Geburtstagsfeten, die er für Strauß samt Entourage in Südfrankreich ausrichtete, ausgegeben haben will.
    Süffisant erzählte Jahn dem früheren stellvertretenden Ministerpräsidenten und Landesbankpräsidenten Ludwig Huber, immer vor Weihnachten habe ein bekannter Münchner Juwelier mit seinem Schmuckköfferchen das Ehepaar Strauß aufgesucht, das sich Schmuckstücke ausgesucht habe. Die Rechnung habe jeweils er, Jahn, bezahlt.
    Strauß genoss den Lebensstil eines Multimillionärs, jedoch auf Kosten seiner »Freunde« – und letztlich auf Kosten der ahnungslosen deutschen Steuerzahler. Denn nicht nur Zwick erhielt als Gegenleistung Schutz vor dem Finanzamt – Flick, Hurler, aber auch Jahn wurden ebenfalls gewaltige Steuernachlässe gewährt. So uneigennützig, wie Monika Hohlmeier ihn darstellte, war Friedrich Jahn demnach nicht.
    Gegenüber dem Landesbankpräsidenten Ludwig Huber äußerte Jahn seinerzeit, dass es ihm gelungen sei, aufgrund seiner guten Beziehungen zu Finanzminister Max Streibl eine Steuerschuld von 100 Millionen Mark auf drei Millionen Mark zu drücken. Ludwig Huber hielt dies in einer eidesstattlichen Versicherung vom 22 . Januar 1988 fest. Dabei ist jedoch davon auszugehen, dass hinter dem rechtlich mehr als fragwürdigen Steuernachlass der Druck von Strauß stand. Strauß war nachweislich in den Steuerfall eingeschaltet; der Finanzstaatssekretär Albert Meyer erstattete ihm mit Schreiben vom 16 . Juni 1982 Bericht. Dass der Staatssekretär und nicht der Minister unterschrieb, war ein untrüglicher Beweis dafür, dass dieser nichts mit der Sache zu tun haben wollte. Das wurde in derartigen Fällen immer so gehandhabt. Renate Thyssen, damals Geschäftspartnerin von Jahn, bekundete als Zeugin vor einem Untersuchungsausschuss des Landtags, Jahn habe ihr gesagt, er habe seit 1982 eine »Steuergarantie« von Strauß.

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