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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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Hurler
    Jost Hurler war ein Großkaufmann, der mehrere bestens gehende Supermärkte betrieb. An seiner Supermarktkette Suma soll Strauß, wie ein hoher Richter zu wissen glaubte, wirtschaftlich beteiligt gewesen sein. Nachdem Eduard Zwick, um seiner bevorstehenden Verhaftung wegen Steuerhinterziehung zu entgehen, in die Schweiz geflohen war, stellte Hurler Strauß sein Flugzeug zur Verfügung.
    Ebenso wie Eduard Zwick genoss Hurler dank Strauß rechtswidrige Steuernachlässe in unglaublichem Umfang. Die Presse berichtete 1993 , statt einer Steuerschuld von 100 Millionen Mark habe er »aufgrund eines Vergleichs« mit dem Finanzamt nur 40 Millionen Mark zahlen müssen. Ein Finanzbeamter, der sich namentlich bei der Süddeutschen Zeitung meldete, gab an, dass Hurler sogar einen dreistelligen Millionen-Steuernachlass erhalten habe, nachdem er seit Jahren keine Steuererklärung mehr abgegeben hatte. Eine Betriebsprüfung war »von oben her« blockiert worden. Ein leitender Angestellter von Hurler berichtete ebenfalls von einem über 100 Millionen liegenden Steuernachlass. Er bezeichnete das als »Riesensauerei«. Ihm zufolge war der Deal 1982 , etwa vier Wochen vor dem Flugzeugabsturz des Hurler-Sohnes, im Hotel Überfahrt am Tegernsee zwischen Hurler und Strauß ausgehandelt worden.
    In einem im Dezember 1993 im Handelsblatt veröffentlichten Brief protestierte die Bayerische Finanzgewerkschaft dagegen, dass aufgrund politischer Protektion durch Weisung »von oben« Millionenbeträge nicht festgesetzt, erlassen oder aber niedergeschlagen wurden. Namentlich wurde unter anderem der Fall Hurler genannt.
    Nach dem Tod von Strauß traf zufällig auf dem Flughafen Frankfurt der Anwalt Franz Dannecker, früher engster Vertrauter von Strauß in dessen Geld- und Steuerangelegenheiten, mit einem alten Bekannten zusammen, dem Journalisten Rudolf Lambrecht. Man setzte sich in eine Restaurantecke und tratschte bei einem Glas Wein über Strauß, kam dabei auf den Großkaufmann Jost Hurler zu sprechen. Redselig erzählte Dannecker, dass Hurler immer wieder mit einem Koffer voll Bargeld bei Strauß habe antanzen müssen.
    Strauß und Flick
    Strauß stand in seiner Zeit als Bundesverteidigungsminister bereits mit Friedrich Flick in Verbindung. Mit dessen Sohn Friedrich Karl entwickelte sich ein trautes Verhältnis.
    Im Zuge der Flick-Affäre von 1981 – es ging um geheime Zahlungen des Flick-Konzerns an Politiker – beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Bonn im Flick-Konzern Unterlagen, in denen vier Zahlungen »wegen FJS « von insgesamt 950 000 Mark vermerkt waren. Als Strauß dazu vernommen wurde, ob er die Beträge persönlich, gegebenenfalls in bar erhalten habe, antwortete er laut Protokoll: »Dazu vermag ich keine Auskunft zu geben, weil ich keine konkrete Erinnerung habe.« Friedrich Karl Flick aber konnte sich erinnern. Er gab vor der Staatsanwaltschaft Bonn zu, dass er Strauß zwei- oder dreimal Bargeld übergeben habe.
    Auch vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags behauptete Strauß, er könne sich an keine Geldübergabe erinnern. Selbst auf mehrmalige Vorhaltung, dass Beträge dieser Größenordnung ihm doch im Gedächtnis haften müssten, leugnete er hartnäckig. Es spricht also viel dafür, dass er zwar das Geld erhalten, aber nicht an die CSU weitergeleitet hat – hätte er das getan, hätte er kein Problem gehabt. Falls er Geld erhielt, steckte er es demnach in die eigene Tasche. Und das vermutlich, ohne es zu versteuern, denn anderenfalls hätte er bei der Höhe des Betrags ganz gewiss eine »konkrete Erinnerung« gehabt. Somit ist davon auszugehen, dass er mit den 950 000 Mark seinen Bargeldschatz vermehrt hat.
    Als Flick vom Untersuchungsausschuss vernommen wird, schildert er genüsslich, dass sich Strauß nach der Übergabe eines Barbetrags von 250 000 Mark in ein Nebenzimmer begeben habe, um dort nachzuzählen. Man muss sich diese Szene einmal vorstellen: Als ob Flick ihn betrügen könnte, vergewissert sich Strauß, ob die angegebene Summe auch stimmt! Er, der sich als Weltpolitiker versteht, enthüllt unversehens die Seele eines mickrigen kleinen Krämers. Dass er den Milliardär draußen warten lässt, während er unbeobachtet zählt und zählt, geniert ihn nicht. Aber wenn es ums Geld geht, verliert er augenscheinlich jede Scham. Was die Geldgeber über ihn denken, dass sie ihn als käuflich, raffgierig und als lächerlich betrachten, hält ihn nicht davon ab, sie abzukassieren. Als er mit dem Zählen

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