Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
dieses Geld gelandet ist. Auf den Konten in der Schweiz? Oder in Liechtenstein?
Der Unbestechliche
Strauß stand als Bundesverteidigungsminister massiv unter dem mehrfachen Verdacht der Bestechlichkeit, ohne dass er diesen Verdacht auszuräumen vermochte. Auch das Landgericht München I hatte damals in einem Prozess, in dem Strauß gegen den Verdacht der Korruption anging, im Urteil festgestellt, ihm hafte zweifellos »der Ruch der Korruption« an. Der Spiegel musste indessen am 16 . März 1970 seinen Vorwurf widerrufen, Franz Josef Strauß sei »ein der Korruption schuldiger Minister«. Doch Rudolf Augstein widerrief 1994 diesen Widerruf. Der Spiegel schrieb: »Inzwischen wissen wir: er war als Minister wie auch als Ministerpräsident Bayerns der Korruption schuldig.« Dabei berief sich der Spiegel auf das, was der Strauß-Freund Eduard Zwick dem Spiegel -Redakteur Dirk Koch in rund 20 Stunden langen Gespräch in seiner Villa am Luganer See über die diskreten Schweizer Bankverbindungen von Strauß und zu dessen Vermögen erzählte hatte.
Im Bayernkurier bezeichneten die Geschwister Strauß den Spiegel -Bericht als Vernichtungskampagne gegen Franz Josef Strauß und sein Lebenswerk. Es sei eine »Schändung des Andenkens an einen der bedeutendsten Baumeister eines freien Deutschlands«. Dem Strauß-Biografen Stefan Finger gegenüber stellte Monika Hohlmeier die Dinge aus ihrer Sicht richtig: »Ich habe mehrfach erlebt, wie mein Vater reagierte, wenn jemand versuchte, ihn mit Geld zu korrumpieren. Gesuche dieser Art wies er völlig unabhängig von der jeweiligen Person stets entschieden, zumeist sogar schroff, zurück. Dass ihm manche Leute gerne Geld hinterhergetragen hätten, ist bekannt.«
Ein in der CSU -Spitze bekannter Wahlspruch von Strauß habe gelautet: »Schnapp dir in jedem Gau die Reichsten!«, erzählte mir hingegen eine renommierte CSU -Dame. Dass Strauß insoweit erfolgreich war, dafür gibt es genug bekannte Namen. Strauß stand in seinem Aktionsbereich zu diversen Personen in wechselseitiger Abhängigkeit. Zu nennen sind insbesondere Friedrich Jahn, Karl Diehl, Friedrich Karl Flick, Jost Hurler, Valentin Argirov und Eduard Zwick. Bleiben wir zunächst bei Eduard Zwick.
Strauß und Eduard Zwick
Dass Zwick über Jahre hinweg Steuerzahlungen verweigerte und schließlich sogar noch einen rechtswidrigen Steuererlass in Höhe von 63 Millionen Mark durch das Finanzministerium erhielt, ist weithin bekannt. Nicht bekannt sind indessen wesentliche Details, die zeigen, wie sehr Strauß seine Machtposition missbrauchte, um sich materielle Vorteile zu verschaffen, und sich umgekehrt missbrauchen ließ, um das von ihm erwartete Entgelt zu erbringen. Etwa 1974 kaufte Zwick ein Piper-Flugzeug, später eine Beechcraft, die zu 70 Prozent samt Pilot Strauß zur Verfügung stand – innerhalb Europas, aber auch für Flüge nach Afrika. Strauß nutzte das Flugzeug ebenfalls für den Wahlkampf. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Kosten hierfür von Zwick als Betriebsausgaben abgesetzt wurden. Falls das so war: Fiel das niemandem auf? Oder wurde das Finanzamt gar von oben angewiesen, das zu tolerieren?
Zwick aber handelte keineswegs nur aus Liebe zu Strauß, sondern erwartete sicherlich von ihm »Gegenleistungen«. Eine davon war der Schutz vor Steuerzahlungen. Diesen gewährte Strauß bekanntlich so nachhaltig, dass sich schließlich eine gewaltige Steuerschuld von über 60 Millionen Mark auftürmte. Die andere – was bisher nicht bekannt wurde – war die Unterstützung im gerichtlichen Kampf um die Wasserrechte. Denn Zwick führte mit seinem Nachbarn Haßfurter einen erbitterten, langwierigen Prozess um das Füssinger Heilwasser. Wenn Strauß nicht spurte, vergalt Zwick ihm das. Wie mir sein damaliger Pilot Lothar Lehmeier erzählte, ließ er Strauß, wenn dieser das Flugzeug benötigte, ausrichten, es sei gerade nicht startklar, weil zum Beispiel die Elektronik defekt sei. Lehmeier wusste weiter zu berichten, dass Zwick immer wieder über Strauß geschimpft und sich auch über dessen Geldgier mokiert habe. Etwa mit dem Kalauer: »Er ist wieder in ›Davos‹ – ›da wo’s nichts kostet‹.« Umgekehrt habe Strauß sich auch sehr negativ über Zwick geäußert. Wenn Zwick ihn bedrängt habe, etwas zu tun, habe er oft erwidert: »Eduard, wart halt!« Des Öfteren habe es Streit zwischen beiden gegeben, den der Strauß-Freund Walter Schöll dann habe schlichten müssen. Dennoch habe Strauß von Zwick nicht
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