Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
Ludwig Huber sagte ebenfalls aus, er habe von einer solchen Garantie gehört.
Doch Ludwig Huber schrieb in seiner eidesstattlichen Versicherung vom 18 . Dezember 1987 noch eine andere Story nieder, die ihm Jahn erzählt hatte – und die hatte es in sich! Strauß, so Jahn, sei sehr aufgebracht darüber gewesen, dass er zwei Millionen Mark im Zuge einer Beteiligung an seiner Firma Transcommerce in Liechtenstein verloren habe, als der Wienerwaldkonzern seinerzeit in Vergleich gehen musste. Später äußerte Ludwig Huber, Strauß habe Jahn den erwähnten Erlass der Steuern ermöglicht, um die zwei Millionen wieder zurückzubekommen.
Das Feld der mittleren Unternehmer
Strauß vernachlässigte auch nicht die mittleren Ebenen, er schöpfte dort ebenfalls ab. Das zeigen zwei Beispielsfälle: Am 8 . Juli 2009 klingelte mein Handy. Es meldete sich eine Dame. Sie rief mich an aufgrund der Ankündigung meines Buches Macht und Missbrauch in der Süddeutschen Zeitung . Sie wolle endlich jemanden finden, der ihr glaube, was sie erlebt habe.
Sie sei Prokuristin eines mittelständischen Unternehmens in München gewesen, das im Bereich Rundfunk-, Fernseh- und Filmwerbung tätig sei. Im Auftrag ihres Chefs habe sie Strauß verschiedentlich Schecks übermitteln müssen, insgesamt habe es sich um über 200 000 Mark gehandelt. Sie habe einmal selbst Strauß in seinem Haus in der Hirsch-Gereuth-Straße aufgesucht und sei von ihm persönlich empfangen und ins Wohnzimmer ge leitet worden. Dort hätte auf dem Sofa Marianne Strauß gesessen. Dann habe sie Strauß persönlich einen Barscheck über 100 000 Mark in einem Umschlag übergeben. Darüber hinaus sei sie in den 1970 er-Jahren ein- bis zweimal im Jahr von Marianne Strauß angerufen und um eine Spende von jeweils 20 000 Mark für das Gymnasium von Franz Georg Strauß gebeten worden. Daraufhin habe sie auf Veranlassung ihres Chefs einen Barscheck ausgestellt und mit der Post an Marianne Strauß geschickt.
Die Beträge seien nicht über die allgemeine Buchhaltung gelaufen, sondern über die geschäftsleitenden Konten. Vom Betriebsprüfer sei sie gefragt worden, für wen das Geld gewesen sei. Sie habe wahrheitsgemäß geantwortet und hinzugefügt, das sei ja wohl strafbar, das müsse man doch zur Anzeige bringen. Daraufhin habe ihr der Betriebsprüfer geantwortet: »Der Staatsanwalt wird Strauß mehr glauben als Ihnen.« Im Unterschied zu anderen Geldempfängern, zum Beispiel freiberuflichen Künstlern, habe der Betriebsprüfer im Fall Strauß keine Kontrollmitteilungen geschrieben. In einer späteren eidesstattlichen Versicherung erklärte die frühere Prokuristin, insgesamt müssten sich die regelmäßigen Zahlungen an die Familie Strauß »auf einige hunderttausend Mark« summiert haben.
Laut einem Bericht des Stern vom Juni 2012 stellten die Geschwister Strauß diese Barspenden nicht in Abrede, behaupteten aber, das Geld sei an Hilfsorganisationen oder bedürftige Personen weitergeleitet worden. Selbst wenn dies vielleicht vereinzelt der Fall gewesen sein sollte, widerspricht diese Einlassung letztlich dem Verhalten von F. J. Strauß bei der Friedrich-Baur-Stiftung für kranke Kinder, denen er von seiner Testamentsvollstreckervergütung nichts zukommen ließ (s. »Die Stiftung für kranke Kinder«, S. 107 ).
Beim zweiten Beispiel handelte es sich um die Druckerei Gerber, ein Unternehmen, das erhebliche Zahlungen an Strauß leistete, wofür es im Gegenzug umfangreiche staatliche Aufträge erhielt, zum Beispiel den Druck der Lotteriescheine. Nach dem Tod von Strauß fielen die öffentlichen Aufträge weg, das Unternehmen machte Pleite. So die Angaben eines Angestellten der Firma.
In einem Brief an die Süddeutsche Zeitung schilderte er die Abläufe: »So war es nicht verwunderlich, dass in den Räumen der Geschäftsleitung enge Vertraute des Landesvaters mehrfach Geldbeträge in verschiedensten Größenordnungen ( 30 – 100 TDM) in Empfang nahmen. Pannen inbegriffen. So fuhr ein Vertrauter mit ›Personenschutzmannschaft‹ zwecks Bargeldabholung bei der Firma vor, musste aber unter Protest unverrichteter Dinge wieder abziehen. Man hatte die vereinbarte Geldübergabe im Hause schlicht vergessen. Hektik im Betrieb. Auftrag an (mich), bei einem nahe gelegenen Geldinstitut 70 TDM sofort abzuheben und der Buchhaltung (incl. Kasse!) zu übergeben. Die Aktion dauerte ca. 30 Minuten. Ca. eine Stunde später kam der Vertraute alleine in einem Kleinwagen vorgefahren und holte das
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