Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
nicht recht glauben können, dass Strauß uns so einen Mann vor die Nase setzte.«
Max Strauß hatte, wie oben erwähnt, 1984 erklärt, seine Familie habe ihr Geld zurückerhalten »über Liechtenstein«. Somit liegt die Schlussfolgerung nicht fern, dass Strauß die bei MBB abgezweigten Mittel ganz oder teilweise wieder zugeflossen sein könnten.
Es war typisch für Strauß: Er schaltete jeweils einen Mann seines Vertrauens vor – bei Lockheed Ernest Hauser, bei Diehl Aloys Brandenstein, bei MBB Karlheinz Schreiber. Diese Mittelsmänner kassierten üppige Provisionen, ohne dass eine von ihnen erbrachte Leistung sichtbar wurde. Das machte nur dann Sinn, wenn er, Strauß, im Hintergrund profitierte.
Im Hinblick darauf erübrigt sich ein Nachweis, ob die auf diversen Konten in der Schweiz und in Liechtenstein liegenden Millionen von Strauß versteuert wurden. Dies auch deshalb, weil die Geschwister Strauß in ihrem Strafantrag gegen mich behaupten, es habe nur ein Konto in der Schweiz gegeben, das sei dem Finanzamt gemeldet worden.
Im Übrigen ist nach wie vor ungeklärt, ob Strauß wenigstens die von der Baur-Stiftung bezogenen Testamentsvollstreckervergütungen in Höhe von 1 , 3 Millionen Mark versteuert hat. Die Geschwister Strauß haben sich insoweit noch nicht eindeutig unter Vorlage von Beweisen erklärt, sondern nur pauschal behauptet, ihr Vater habe immer alle Einkünfte versteuert.
Der Patriot und der Milliardenkredit
Hat Strauß beim Milliardenkredit an die DDR heimlich eine Provision kassiert? Diese Frage steht seit der Vergabe des von Strauß 1983 eingefädelten Kredits im Raum, sie bewegt heute noch die Gemüter – auch in der CSU . In der Parteispitze stand Strauß von Anfang an unter Verdacht – Wirtschaftsminister Anton Jaumann und Finanzminister Max Streibl wussten ihn einzuschätzen.
Zwei Jahre nach dem Tod von Strauß, im Dezember 1990 , sagte beim Bundesamt für Verfassungsschutz ein ehemaliger Stasi-Oberstleutnant aus, Strauß und die CSU seien für die Vermittlung des Milliardenkredits von Alexander Schalck-Golodkowski »bestochen« worden. Das habe er damals von einem verlässlichen Kameraden erfahren. Das Bundesamt attestierte dem Oberstleutnant »hohe Zuverlässigkeit«, weil sich seine Informationen in anderen Fällen als richtig herausgestellt hätten, und verfasste darüber einen Aktenvermerk. Der frühere Landesbankpräsident Ludwig Huber äußerte einmal, er habe im Gegensatz zu anderen nicht an dem Milliardenkredit verdient – was er hinterher anders gemeint haben wollte (s. Egmont R. Koch, Das geheime Kartell , S. 131 , 135 , 136 , Anlage 4 ). Die CSU -Politiker Tandler und Stoiber betonten seinerzeit öffentlich, Strauß habe bei der Kreditvermittlung »als Privatmann« gehandelt.
Warum ermittelten da nicht die Staatsanwaltschaft und die Steuerfahndung? Am erforderlichen Anfangsverdacht für Steuerhinterziehung konnte es hier nicht fehlen.
Nach dem Erscheinen meines Buches rief mich ein Mann an und bat mich um ein Gespräch: Er habe Wichtiges zum Milliardenkredit zu sagen. Als er mich zu Hause aufsuchte, erzählte er mir, dass er nach dem Studium bei einer Firma in Deisenhofen beschäftigt gewesen sei. Er habe früher mit dem BND zusammengearbeitet und sei nach der Wende als Unternehmensberater in der ehemaligen DDR tätig gewesen. Dabei habe er erfahren, dass Strauß beim Milliardenkredit drei Prozent Provision genommen habe. Außerdem glaubte er zu wissen, dass Schalck-Golodkowski und Geheimratschef Markus Wolf ebenfalls je drei Prozent kassiert hätten. Das Ganze sei über eine Bank in Liechtenstein gelaufen.
Die Information mochte stimmen oder auch nicht. Da der Mann keine schriftlichen Beweise vorlegte, war damit nichts anzufangen. Doch bald darauf gab es eine gewaltige Überraschung:
Nachdem die Geschwister Strauß ihren Strafantrag gegen mich gestellt hatten, trat über einen Dritten ein früherer Spitzenbeamter an mich heran. Er sagte zu mir am Telefon: »Sollten Sie in schwere Bedrängnis kommen, werde ich für Sie kämpfen. Sagen Sie nur das Wort ›Milliardenkredit!‹. Das genügt schon.« Wir trafen uns in seiner Wohnung. Aufgrund seiner einstigen Position in einem ausgedehnten Netzwerk konnte es für mich keinen Zweifel geben, dass er über sichere Informationen verfügte. Zum Milliardenkredit sagte er: »Dazu kann ich harte Angaben machen!« Vorerst wolle er noch den Verlauf des Verfahrens gegen mich abwarten. Des Weiteren sprach er mich auf das von F. J.
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