Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
Strauß hinterlassene Vermögen an. Er bezifferte die Höhe – es war ein erstaunlicher Betrag – und fügte hinzu: »In Fachkreisen galt das als feststehend.« Auch der frühere CSU -Bundesminister Alois Niederalt hatte in meinem Beisein einer Stammtischrunde im Hofbräuhaus genau dieselbe Summe genannt und sich über Strauß erregt.
Sodann erzählte ich von dem früheren Informanten, der von drei Prozent Provision, die Strauß kassiert haben sollte, gesprochen hatte. Mein Gesprächspartner widersprach nicht. »Drei Prozent sind 30 Millionen Mark«, sagte er. Um sicherzustellen, dass seine Angaben nicht verloren gehen würden, wenn ihm etwas zustoße, hinterlegte er später seine Unterlagen an einer zuverlässigen Stelle, die gegebenenfalls aktiv werden würde.
Im Übrigen erzählte er mir, dass er einmal mit Ludwig Huber nach dessen von Strauß erzwungenem Rücktritt als Präsident der Landesbank bei einem Glas Wein zusammengesessen sei. Dabei habe Huber geäußert, dass er »Material« in sein Feriendomizil in Italien ausgelagert habe. Der SZ -Journalist Michael Stiller berichtete, Ludwig Huber habe ihm gesagt, er habe 16 Kisten dorthin gebracht.
Hervorzuheben ist: Auch wenn – wie erwähnt – Ludwig Huber Strauß vorgeworfen hatte, er habe Provisionen kassiert (was einem Ministerpräsidenten nach der Bayerischen Verfassung überdies verboten ist), folgt daraus allein nicht zwingend, dass Strauß auch eine Provision beim Milliardenkredit vereinnahmte – aber es verstärkt massiv den Verdacht.
Gegenüber den vielen Kritikern in der CSU , die ihm vorhielten, er habe mit dem Milliardenkredit die harte Haltung der Partei gegenüber den kommunistischen Machthabern verraten, berief Strauß sich seinerzeit auf seine geistige Beweglichkeit: »So schnell könnt ihr gar nicht schauen, wie ich von einer Ecke in der anderen bin.«
Einer der engsten Wirtschafts- und Finanzberater von Strauß, Dr. Freudenberger, erzählte seinem Arzt Dr. Gemen/Burghausen von »Geldtransaktionen in die DDR und teilweise Rückführungen dieser Gelder in die BRD «. Das muss aber nicht mit dem Milliardenkredit zusammenhängen.
Übrigens: Ein anderer absoluter Spitzenpolitiker der Bundesrepublik steht im Verdacht, sich im Zuge der Wiedervereinigung maßlos bereichert zu haben. Im November 2005 nahm meine Frau an einer Tagung der deutschen Wirtschaftsprüferkammer in Baden-Baden teil. Auf dem Treffen war ihr Tischnachbar ein ihr bis dahin nicht näher bekannter Wirtschaftsprüfer aus Bayern. Nachdem er erfahren hatte, dass sie meine Frau sei, sprach er ihr seine Anerkennung für meine Haltung in der Amigo-Affäre aus. Er kam auf F. J. Strauß und andere bayerische Politiker zu sprechen und sagte dann: »Frau Schlötterer, vergessen Sie Strauß und alle anderen! Vergessen Sie sie! Das größte Schwein ist doch …« Und jetzt nannte er den Namen eines hoch angesehenen Politikers der Bundesrepublik, der, nachdem intern festgestanden habe, dass der Umtauschkurs für ostdeutsche Sparguthaben 2 : 1 sein würde, über Strohmänner Millionen Ostmark gekauft und anschließend entsprechend umgetauscht haben soll. Er sei heute steinreich.
Meine Frau wollte das nicht glauben und wandte ein, das könne doch nicht sein. Aber der Kollege habe darauf beharrt: »Aber, Frau Schlötterer, es ist so, glauben Sie mir! Wenn Sie seine Vermögensaufstellung vor und nach der Wiedervereinigung vergleichen, dann sehen Sie, was der heute für ein Riesenvermögen hat.«
Als mir meine Frau das erzählte, war ich erschüttert. Nein, dachte ich, das kann nicht sein, das darf nicht sein. Ein Mann in dieser Position mit seiner Verantwortung und mit seinem zur Schau gestellten moralischen Anspruch, das war einfach nicht möglich. Aber dann begann ich zu überlegen. Ein Wirtschaftsprüfer erfindet so etwas nicht, schon gar nicht, wenn es sich um einen solch ungeheuerlichen Vorwurf gegen eine derart prominente Persönlichkeit handelt. Er konnte wegen schwere r Verleumdung belangt werden und ein berufsrechtliches Verfahren gegen ihn riskieren. Auch hatte er nicht das geringste Motiv, meiner Frau einen Bären aufzubinden. Er musste zudem davon ausgehen, dass sie mir die Sache weitererzählte und dass ich sie dann aufgriff – möglicherweise beabsichtigte er dies sogar. Dass er vorsätzlich oder auch nur fahrlässig die Unwahrheit sagte, war daher auszuschließen.
Ich dachte weiter nach. Ein Mann der großen Skrupel war der Spitzenpolitiker nicht, das sprach in der Tat
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