Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
Arthur«, sagte sie.
    »Doch, das wäre besser für dich.«
    Sie warf Cindy einen Blick zu. Sie hatte die Kaffeetassen auf dem Telefontischchen abgestellt und beobachtete sie gespannt.
    »Leg nicht auf, Lydia. Du weißt doch, wo meine Eltern wohnen, ja?«
    »Natürlich weiß ich das.«
    »Dann weißt du auch, wo dort die Telefone sind, Lydia?«
    »Ja. Eins ist in der Küche, das andere oben in Ruths Schlafzimmer. Und?«
    »Mom ist fürs Erste ins Gästezimmer umgezogen. Ich wohne jetzt in ihrem Zimmer. Zusammen mit Robert. Und jetzt rat mal, von welchem Apparat ich dich anrufe, Lyd. Und rate mal, wer bei mir ist? Wer gerade genau neben mir sitzt, hier auf dem Bett?«
    »Gottverdammt. Arthur, wenn du ihn auch nur anfasst …«
    Sein Flüstern in ihren Ohren gab all ihren Ängsten eine Stimme – es war die Stimme ihres Schicksals, ihres Untergangs. Was von ihrem Leben noch übrig war, entwich zischend wie eine Schlange durch die Leitung.
    »Scheiße, Lydia. Ich kann mit ihm tun und lassen, was ich will, und du kannst nichts dagegen machen. Hast du das jetzt endlich kapiert? Du jämmerliche Fotze! Morgen haue ich ab, vielleicht nehm ich ihn mit, vielleicht aber auch nicht. Willst du etwa einen Aufstand machen, nur weil ich hier bin? Wer sagt denn, dass ich überhaupt hier war? Dein Wort steht gegen meins. Robert wird nichts sagen. Der Kleine sagt bestimmt kein Wort. Er hat mich einmal verpfiffen, und er hat ja gesehen, was ihm das eingebracht hat. Nicht wahr, Robert? Das weißt du doch, du erbärmlicher kleiner Schwanzlutscher! «
    Sie hörte ein gedämpftes Stöhnen.
    Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Kaffee schwappte über den Rand ihrer Tasse.
    »Du bleibst hier«, sagte sie. »Warte auf Duggans Anruf. Oder, nein – versuch lieber selbst, ihn anzurufen. Sag ihm, dass ich auf dem Weg bin. Wenn du ihn nicht erreichst, versuch es nochmal bei der Polizei.«
    »Was …?«
    »Er hat irgendwas vor. Vielleicht ist es schon zu spät. Ich weiß es nicht. Ich muss ihn aufhalten.«
    Sie rannte nach oben in ihr Schlafzimmer, riss die Schranktür auf, rückte Stiefel und Schuhe auf dem Oberregal zu Seite, bis sie auf den Schuhkarton mit der Smith & Wesson Ladysmith .38 und die Munitionsschachtel stieß. Sie klappte die Trommel auf und sah, dass der Revolver geladen war. Die restlichen Patronen schob sie in ihre Tasche, lief wieder nach unten und hatte die Haustür geöffnet, ehe Cindy sie zurückhalten konnte.
    »Liddy lass es mich zuerst nochmal bei der Polizei probieren, bevor du …«
    »Nein! Herrgott nochmal, ich habe mich jetzt die ganze Zeit an die Regeln gehalten! Ich habe weiß Gott alles versucht. Aber das Gericht will ihm nicht helfen, Cindy! Genauso wenig wie die Polizei. Wenn das Gesetz mir nicht hilft, diesen gottverdammten Hurensohn ein für alle Mal von Robert fernzuhalten, dann muss ich’s eben selbst machen, verdammt nochmal!«
    »Lass mich wenigstens …«
    »Was würdest du an meiner Stelle tun, Cyn? Würdest du Robert noch eine Nacht dort lassen, damit er wieder vergewaltigt wird? Würdest du einfach nur zugucken, wie Arthur wochenlang mit ihm untertaucht und womöglich jeden Abend über ihn herfällt? Bleib beim Telefon, Cyn. Sieh zu, dass du Duggan erreichst. Ich fahre jetzt zu meinem Sohn.«

36
Besuchsrecht, sechster Teil
    Robert lag zusammengekauert auf dem Lattenrost und beobachtete, wie sein Vater nervös von einer Bettseite zur anderen tigerte. Er hatte vier Kissen wie Sandsäcke vor sich aufgeschichtet – keine besonders wirksame Munition, aber das Einzige, was ihm blieb, falls sich sein Vater ihm erneut nähern sollte.
    Sein Vater hatte eine Schusswaffe, eine Pistole, die so sehr glänzte, dass sie beinah weiß aussah. Sie funkelte im Licht der Lampen. Er fuchtelte damit herum, während er im Zimmer auf und ab marschierte.
    Robert musste dringend auf die Toilette, aber er würde nicht fragen und auch sonst kein Wort mit seinem Vater reden. Er verkniff es sich.
    Sehnsüchtig wartete er darauf, dass sie ihn ins Bett schicken würden, damit der Abend endlich ein Ende hatte.
    Er hörte jemanden hinter der verschlossenen Zimmertür die Treppe heraufkommen. Sein Vater hörte es ebenfalls. Er blieb stehen, wandte sich zur Tür und erwartete das Klopfen.
    Stattdessen jedoch vernahm Robert die Stimme seines Großvaters.
    »Arthur?«
    Er hörte, wie sich der Türknauf drehte.
    »Lass mich rein, mein Sohn. Deine Mutter und ich haben nachgedacht. Sohn, wir meinen, du solltest es gut sein lassen und von

Weitere Kostenlose Bücher