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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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stieg ein und fuhr ein Stück die Schotterstraße hinunter, bis er glaubte, außer Hörweite zu sein. Dann hielt er an und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Anschließend lief er zum Haus zurück.
    Im Untergeschoss brannte kein Licht mehr, dafür aber hinter einem der Schlafzimmerfenster im ersten Stock. Offensichtlich war dort der Familienrat einberufen worden. Er lief um die Hecke zur Rückseite des Hauses. Im kalten Wind fiel ihm das Atmen schwer.
    Harrys grauer Ford stand hinterm Haus. Genau wie sein Pick-up.
    Sie hatten also mit ihm gerechnet.
    Der Schweinehund war da drin, aber Duggan konnte nicht an ihn rankommen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Und wie er diese Leute kannte, würden sie es ihm auch nicht gerade leichtmachen.
    Aber bald. Bald würde er ihn kriegen.
    Und dann konnte er sich auf etwas gefasst machen.

12
Unversöhnlich
    »Ich kenne da einen Anwalt«, sagte Cindy. »Er hat im September Jeannie Tartelles Scheidung geregelt. Und dieser Kerl, ihr Mann – das war vielleicht ein Spinner. Er ließ ihren sechs Jahre alten Sohn überall im Haus mit Daddys Pistolen herumlaufen, kannst du dir das vorstellen? Er war der Ansicht, das ginge schon in Ordnung, solange er nicht wüsste, wo er die Munition aufbewahrte. Wie dem auch sei, auf jeden Fall war sie ganz begeistert von diesem Anwalt. Er ist echt gut, sagt sie. Ich weiß mit Sicherheit, dass er genau die Einigung erzielt hat, die sie sich vorgestellt hat. Davon abgesehen sieht er ziemlich gut aus, zumindest wenn du auf Bücherwürmer stehst.«
    »Wie er aussieht, ist mir so was von egal. Hauptsache er versteht sein Geschäft.«
    »Warte mal kurz. Ich ruf sie an.«
    Cindy stellte ihr Bier ab, ging zum Wandtelefon und wählte.
    Es war gerade mal Mittag, und Lydia wunderte sich, dass Cindy so früh am Tag Bier trank. Doch Cindy war einfach ein Schatz. Zuerst hatte sie für Robert und ihre Tochter Gail Frühstück gemacht, dann hatte sie die Kinder zur Schule gefahren, ohne Lydia aufzuwecken. Sie war eben erst aufgestanden – Cindy hatte gesagt, dass sie so lange bei ihnen bleiben konnten, wie sie wollten. Aber Lydia war klar, dass sie so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren musste. Nach Möglichkeit schon heute Abend, so viel Scheidungsrecht hatte sie schon bei ihrer ersten Trennung mitbekommen.
    Man muss den Mann vor die Tür setzen und dafür sorgen, dass er auch draußen blieb. Man muss die Schlösser auswechseln und einen Termin verabreden, an dem er seine Sachen abholen kann, und wenn es so weit ist, muss man unbedingt einen Zeugen dabeihaben.
    Dieser verdammte Hurensohn.
    Die Schwellung in ihrem Gesicht war ein wenig zurückgegangen, und das Tylenol und Kodein hielten die Schmerzen in Schach – obwohl sie diese Medikamente in Kombination etwas benommen machten. Doch vermutlich würde sie heute ja keine schweren Maschinen mehr bedienen müssen. Mit dem rechten Auge konnte sie sowieso noch immer kaum etwas sehen.
    Sie trank einen Schluck Kaffee, biss ein Stück Käsegebäck ab und hörte zu, wie Cindy am Telefon mit Jean Tartelle sprach. Glücklicherweise – und sehr untypisch für Cindy – ging sie sehr diskret vor. Sie nannte keine Namen. Sie brauchte den Rechtsanwalt »bloß für eine Freundin«. Gut gemacht, Cyn.
    Es musste ja nicht gleich alle Welt wissen, wie dumm sie gewesen war.
    Sie kam sich wie eine Vollidiotin vor, weil sie nicht schon vor Monaten oder sogar Jahren erkannt hatte, dass ihr mit Arthur so etwas einmal blühen würde, obwohl es doch immer wieder Anzeichen und Warnsignale gegeben hatte.
    Sie war wütend auf sich selbst. Fast so wütend wie auf ihn.
    Cindy legte lächelnd und mit einen Blatt Papier wedelnd auf.
    »Okay. Wir haben seine Nummer. Jeannie schwört auf diesen Typen. Soll ich ihn für dich anrufen?«
    »Nein, das mache ich schon selbst.«
    »Hey, das ist doch kein Problem. Bleib einfach da sitzen und iss dein Teilchen auf. Und nimm dir noch Kaffee.«
    Im Grunde fühlte sie sich erleichtert. Der Anwalt würde sich womöglich nach Einzelheiten erkundigen. Und sie glaubte nicht, dass sie jetzt schon in der Lage war, ihm damit dienen zu können.
    Cindy wählte bereits die Nummer.
    »Wie heißt er denn?«
    »Sansom. Owen Sansom.«

    Das Büro von Owen Dean Sansom in der Anwaltskanzlei Seymour, Sansom und Winter befand sich in einem kleinen, noch relativ neuen Bürogebäude an einer ruhigen dreispurigen Straße ein paar Blocks nördlich des Stadtzentrums.
    Cindy fuhr sie dorthin und ließ sie aussteigen. Sie würde

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