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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Geräuschen aus der Bar: fröhliches Stimmengewirr. Männer und Frauen. Gelächter. Musik. Gläserklirren. Diese Geräuschkulisse hatte ihm immer Freude bereitet. Sie bedeutete Geld, Erfolg und gesellschaftliche Anerkennung. Alles Dinge, von denen er immer gewusst hatte, dass er sie eines Tages besitzen würde. Dass er sie verdiente und auch brauchte wie die Luft zum Atmen.
    Und jetzt drohte Lydia damit, ihm all das wegzunehmen.
    Kinderschänder.
    Wenn Sie ihm das anhängen konnte, würde er alles verlieren.
    Lass uns da essen gehen, du weißt schon, in dem Lokal, wo der Besitzer sein Kind fickt. Du weißt schon.
    Dann wäre es aus mit ihm. Aus und vorbei. Selbst wenn er nicht ins Gefängnis wanderte – was durchaus noch im Bereich des Möglichen lag, egal, was Edward Wood sagte –, würde er das Caves verkaufen müssen. Er würde sein Lokal, das er aus dem Nichts aufgebaut hatte, für einen Appel und ein Ei verscheuern und von hier wegziehen müssen.
    Schon wieder.
    Scheiß auf sie, dachte er. Scheiß auf alle.
    Er goss sich einen Schuss Glenlivet ein und stürzte ihn hinunter. Dann noch einen, den er Schluck für Schluck trank.
    Er lehnte sich in dem schweren braunen Ledersessel zurück, lauschte und starrte auf die Bilder aus seiner Vergangenheit: ein gerahmtes Poster von einem Konzert der Who im Boston Garden; eine Bronzemedaille der Handelskammer des Bundesstaates und eine vom Rotary Club; das erste Gemälde, das er jemals erworben hatte, kurz nachdem das Caves Gewinn abgeworfen hatte. Es war ein Bild von einem New Yorker Künstler namens McPheeters, auf dem ein gebeugter, erschöpfter Mann zu sehen war, der bei Nacht unter einem blutroten Vollmond einen Strand entlangging. Auf seiner Schulter saß eine lächelnde Gestalt, die irgendwie mit dem Mann verschmolz. Daneben eine Fotografie von Ansel Adams, die eine abendliche Straße durch einen dunklen Wald zeigte.
    Er konnte sich nicht vorstellen, irgendetwas davon mitzunehmen.
    Er würde alles hier zurücklassen.
    Nein. Er würde alles vernichten. Damit ihr nichts blieb. Gar nichts.
    Jemand klopfte an die Tür und öffnete sie im gleichen Augenblick.
    Es war Billy. Der Scheißbilly. Jake hätte gewartet, bis er ihn hereingebeten hätte.
    »Da will Sie jemand sprechen, Mr. Danse.«
    »Sag ihm, ich hab zu tun.«
    »Aber es ist Ralph Duggan, Mr. Danse.«
    Als würde ihn das irgendwie beeindrucken, nur weil Duggan ein Cop war.
    »Himmelherrgott nochmal, also schön. Sag ihm, er soll reinkommen.«
    Duggan. Der krönende Abschluss eines perfekten Tages. Der Typ war seit seiner Kindheit hinter ihm her und machte keine Anstalten, ihn in Ruhe zu lassen. Was, zur Hölle, war bloß mit diesen Scheißbullen los? Diese beschissene Scheinheiligkeit. Selbst der Justizwachtmeister hatte ihn angesehen wie etwas Schleimiges, das gerade unter einem Stein hervorgekrochen war.
    Duggan war der Schlimmste von ihnen. Er hielt sich für so verdammt schlau. Aber das war er nicht.
    Wenn er wirklich so schlau war, hätten ihm schon vor sehr langer Zeit die Schuppen von den Augen fallen müssen.

    Ich kann nicht behaupten, dass ich das jetzt nicht genießen werde, dachte Duggan.
    »Arthur«, sagte er und setzte sich.
    Danse nickte. »Darf’s vielleicht ein Whiskey sein oder sind Sie noch im Dienst?«
    »Nein, vielen Dank.«
    Er goss sich selbst einen ein. Duggan bezweifelte, dass es der Erste war. Dafür waren seine Hände viel zu ruhig.
    »Sie haben sicher die Zeitung gelesen«, begann Danse.
    »Nein. Aber ich habe gehört, dass Sie es in den Lokalteil geschafft haben.«
    »Hier.« Er warf eine Ausgabe über den Tisch.
    Duggan ließ sie liegen, wo sie war.
    »Ich weiß, was da drinsteht, Arthur. Abgesehen davon halte ich nicht besonders viel vom Union Leader. Sie?«
    »Wollen Sie darüber mit mir reden?«
    »Über den Union Leader?«
    »Nein. Über die Sorgerechtssache.«
    »Hier scheint es um mehr als bloß eine Sorgerechtssache zu gehen, Art. Aber aus diesem Grund bin ich nicht hier. Du weißt ja, dass ich neulich draußen bei deiner Mom und deinem Dad war. Hab mich mal ein bisschen mit ihnen unterhalten. Dein Dad sieht furchtbar erschöpft aus, Art. Warum geht er nicht einfach in Rente?«
    »Weil ihm seine Arbeit wahrscheinlich immer noch Spaß macht. Die beiden haben mir erzählt, dass Sie sie besucht haben. Wegen dieser Sache auf dem Grundstück der Wingertens, stimmt’s?«
    »Stimmt. Ziemlich üble Geschichte, Art. Sehr hässlich.«
    »Hab ich von gehört.«
    »Was haben Sie

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