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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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dann ist da noch der Holzpflock.«
    »Schön spitz.«
    »Ja, der Bursche weiß, wie man schnitzt.«

16
Erste Ermittlungen
    Am Spätnachmittag erhielt er einen Anruf von Whoorly aus Concord.
    »Der Computer hat für die letzten Jahre zwei Volltreffer ausgespuckt. Alles passt so gut zusammen, dass es richtig unheimlich ist. Außerdem gibt es noch zwei mögliche Fälle.«
    »Wo ist das alles passiert?«
    »Die Volltreffer in Franklin und Conway. Die möglichen Fälle in Munsonville und Tuftonboro.«
    »Verdammt. Im ganzen Umkreis.«
    »Ja.«
    »Was meinst du mit Volltreffer?«
    »Eine Frau war an die Rückseite einer aufgelassenen Scheune genagelt. In genau derselben Position. Nummer zwei war an einen Baumstumpf gefesselt, die Beine über dem Boden. Beide wurden geschlagen, verbrannt und beide vergewaltigt. Anal. Vaginal. Oral. Ein Messer ins Herz bei Nummer eins, ein zugespitzter Ast bei Nummer zwei. Für mich sind das Volltreffer.«
    »Himmel.«
    »Soll ich dir die Kopien rüberschicken?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Und was gibt’s bei dir Neues?«
    »Nichts. Ihren Dozenten und den paar Freunden zufolge, die wir bisher ausfindig machen konnten, war das Mädchen eine gute Studentin, nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Bisschen launisch und unberechenbar, sagen sie. Sie war in der Abschlussklasse, Hauptfach Wirtschaft, und wohnte mit einer Freundin in der Loudon Road in der Nähe von Livermore Falls. Die Freundin sagt, dass sie keine Ahnung hat, wo sie gestern Abend hinwollte. Anscheinend hatte sie derzeit keinen festen Freund. Ist gerne um die Häuser gezogen und hat wahrscheinlich hin und wieder einen über den Durst getrunken, auch wenn sie offensichtlich kein richtiges Alkoholproblem hatte. Hat definitiv ab und zu Dope geraucht. Wusste, wie man ein ausgeglichenes Konto führt. Kaum Ausgaben für Klamotten, dafür aber zwei Kater. Scruffy und Simpson. Ihre Eltern sind beide Seelenklempner, Psychiater, mit Praxis in Hanover. Sie haben ihre Tochter zuletzt an Weihnachten gesehen.«
    »Was ist mit den Nachbarn?«
    »Keiner hat irgendwas gesehen oder gehört.«
    »Gut. Ich fax dir dann die Akten rüber.«
    »Danke.«
    Duggan legte auf. Es war noch zu früh, um die einzige interessante Tatsache, die er bisher in Erfahrung gebracht hatte, zur Sprache zu bringen – nämlich dass Arthur Danse die vergangene Nacht nicht bei sich, sondern im Haus seiner Eltern verbracht hatte. Er übernachtete dort hin und wieder, hatte zumindest Ruth gesagt. Seit der Scheidung und dieser »blöden Sorgerechtsgeschichte« sogar noch öfter als früher.
    Ruth schien der Meinung zu sein, dass ihr Sohn angeklagt war, weil er seinem Kleinen eine Tracht Prügel verpasst hatte, aber nicht weil er ihn sexuell missbraucht hatte. Duggan machte sich nicht die Mühe, sie darüber aufzuklären.
    Er fand es hochinteressant, dass Arthur erst spät heimgekommen war, ohne seine Eltern zu wecken. Dass er in seinem Bett geschlafen und morgens, als sie aufgewacht waren, bereits wieder verschwunden war. Auch das, sagte Ruth, war nichts Besonderes. Vielleicht sehnte er sich nach seinem alten Bett, meinte sie. Nach seinem Kinderzimmer. Als wäre das bei einem erwachsenen Mann die normalste Sache der Welt.
    Sie hatte ihm nichts verheimlicht. Trotzdem dachte er lange über das nach, was sie ihm erzählt hatte.
    Arthur Danse. Als Kind ein echter Satansbraten. Als Erwachsener ein erfolgreicher, angesehener Geschäftsmann, der hin und wieder seine Frau zusammenschlug und wahrscheinlich seinen acht Jahre alten Sohn missbraucht hatte. Der Besitzer eines Restaurants samt Bar, in der Laura Banks wahrscheinlich hin und wieder etwas getrunken hatte. Ein Mann, der regelmäßig auf Geschäftsreise war.
    Franklin und Conway. Munsonville und Tuftonboro.
    Er würde alles genau überprüfen müssen.
    Auf jeden Fall stand er auf Duggans Liste.
    Und zwar ziemlich weit oben.

    Für Lydia bestand die Woche, in der sie auf die mündliche Verhandlung wartete, aus quälend stumpfsinniger Lethargie. Sie schlief kaum und aß wenig. Sie wurde immer dünner und bekam unansehnliche Augenringe. Ihre Haut fühlte sich schlaff und irgendwie gealtert an.
    Laut Owen Sansom konnte sie nicht mehr tun, als zu versuchen, Robert nach Möglichkeit zum Reden zu bringen. Was allerdings nach wie vor ausgeschlossen schien. Alles lag jetzt mehr oder weniger an Andrea Stone, Roberts Verfahrenspflegerin und Anwältin. Als man Lydia eine Stelle als private Pflegekraft anbot, sagte sie bereitwillig zu.

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