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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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zuerst den Blusenkragen auf und riss ihn runter, dann schnitt er nacheinander die Ärmel auf. Sie spürte, wie die kalte, stumpfe Seite der Messerklinge über ihre Arme wanderte. Die Bluse fiel von ihr herunter. Die kalte Nachtluft auf ihrer Haut verstärkte ihr Zittern.
    Er schnitt den Knopf an ihrem Rock ab, öffnete den Reißverschluss, zog den Rock herunter und dann ganz aus. Er trat zurück und betrachtete sie. Dann ließ er den Zweig vor- und zurückschnellen. Einmal. Und noch einmal.
    Pfeifend schnitt der Zweig durch die Stille.
    Er legte den Zweig auf den Boden, griff abermals in die Umhängetasche und brachte zwei dünne, weiße Geschirrtücher zum Vorschein. Er knüllte eines zusammen und kam wieder auf sie zu.
    »Aufmachen«, befahl er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte«, sagte sie. »Nicht.« Allein der Gedanke an einen Knebel erfüllte sie mit Entsetzen. Wenn sie nicht mit ihm reden konnte, gab es keine Möglichkeit mehr, ihn aufzuhalten. Keine Chance.
    Sie durfte nicht zulassen, dass er sie knebelte.
    »Aufmachen!«, sagte er noch einmal und legte die Klingenspitze auf ihren BH. Zielsicher fand er die vor Angst verhärtete Brustwarze darunter und stach leicht zu. Der Schmerz durchfuhr sie wie ein Stromschlag. Sie leckte sich über die Lippen, öffnete leicht den Mund und spürte den Salzgeschmack ihrer Tränen.
    Er stopfte ihr ein Tuch in den Mund und band es mit dem zweiten Geschirrtuch fest, wobei sich lange, dünne Haarsträhnen in dem Doppelknoten auf ihrem Hinterkopf verfingen.
    Wieder griff er in die Tasche. Sie hörte ein leises Klirren, als er etwas herausholte und in seine rechte Hosentasche schob, sich umdrehte und währenddessen etwas anderes in seiner Gesäßtasche verschwinden ließ. Dann kam er wieder zu ihr hinüber.
    Er griff nach oben und löste den komplizierten Knoten an ihrem rechten Handgelenk. Sie hatte so fest dran gezerrt, dass sie sich dabei die Handgelenke aufgeschürft hatte. Doch er musste einfach nur daran zupfen, schon fiel die Fessel von ihr ab.
    Ihre Hand und das Handgelenk kribbelten, als das Blut wieder zu zirkulieren begann. Das Kribbeln schien sich in ihrem ganzen Körper auszudehnen. Vor ihren Augen tanzten helle gelbe Punkte vor einem flimmernden schwarzen Hintergrund. Als sie wieder klar sehen konnte, griff er in die Hosentasche und holte etwas heraus, das er – was es auch immer war – in der Hand behielt, während er ihr Handgelenk packte und den Handrücken flach gegen den dicken Eichenbaumstumpf drückte. Sie spürte, wie sich etwas Spitzes in ihre Handfläche bohrte, wobei er sein kräftiges Handgelenk fest auf ihres presste, damit sie sich nicht losreißen konnte.
    Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Mitte ihrer Handfläche, während er in seine Gesäßtasche griff. Schlagartig begriff sie, was es zu bedeuten hatte, begriff, was er vorhatte.
    »Nein!«, schrie sie durch den Knebel. Als der Hammer zuschlug, bewegte sie die Schulter mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Ihre Hand verrutschte ein winziges Stück, und sie spürte, wie der Nagel das empfindliche Gewebe zwischen Mittel- und Ringfinger durchbohrte und tief in den Baumstumpf eindrang.
    Er fluchte und suchte in seiner Hosentasche nach einem zweiten Nagel.
    Eine weitere Chance würde sie nicht bekommen.
    Sie schrie noch einmal und versuchte sich loszureißen.
    Ihr Fleisch gab mit überraschender, entsetzlicher Widerstandskraft nach. Sie merkte, wie Blut aus der Wunde schoss, als sie die Arme ausstreckte und mit beiden Händen den rauen Baumstamm umklammerte, sich daran hochzog, ausholte und nach ihm trat, während er noch in seiner Hosentasche nach dem zweiten Nagel kramte. Es war der kurze Moment eines unglaublichen Glücksgefühls, als ihre Schuhsohlen hart auf seine Brust trafen, der ihr jedoch ebenso viel Angst machte wie alles andere, was ihr in dieser Nacht widerfahren war. Denn nun gab es plötzlich Hoffnung.
    Sie zupfte mit blutigen, glitschigen Fingern an der zweiten Handfessel, genauso, wie er es vorhin gemacht hatte.
    Und mit einem Mal war sie frei.
    Sie sah, dass ihr Tritt ihn in einige junge Birken befördert hatte. Er versuchte gerade, sich wieder aufzurappeln, aber er war in einen Baumstamm eingeklemmt, der sich dicht über dem Boden mehrfach verzweigte, und lag so ungünstig, dass er sich nicht richtig abstützen konnte. Womöglich hatte sie ihn sogar verletzt. Womöglich war er benommen.
    Das verschaffte ihr entscheidende Sekunden. Ein kostbarer Augenblick, den sie

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