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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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jetzt?«
    »Wir warten ab. Ich besorge mir eine Kopie von dem Videoband und schau es mir an. Es wird in einigen Tagen nur im Beisein der Anwälte eine zweite Anhörung geben, in der es darum gehen wird, ob der Richter seine Entscheidung revidiert. Ich werde auf Nötigung seitens Ihrer Frau und – falls ich nach Ansicht des Videos zu dem Schluss gelange, dass ich damit Erfolg haben könnte – vor allem seitens der Psychologen plädieren. Vorher rede ich mit Robert. Vielleicht ist er bereit, seine Aussage zu widerrufen. Mal sehen, was dann passiert. Bis dahin könnte es von Nutzen sein, ihm einen Besuch abzustatten. Das würde immerhin zu Ihren Gunsten sprechen. Ich werde mich morgen als Erstes mit dem Kinderheim in Verbindung setzen. Versuchen Sie ein bisschen zu schlafen, Arthur. Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber Sie haben heute Morgen vor Gericht furchtbar ausgesehen.«
    Wood wünschte ihm eine gute Nacht und legte auf.
    Und ob er ihm einen Besuch abstatten würde, dachte er. Und ob er diesen kleinen Bastard besuchen würde.
    Dann würde das beschissene kleine Arschloch sich aufrichtig wünschen, nie einen Vater gehabt zu haben.

29 Nachts im Wald
    Das war alles nur passiert, weil sie sich richtig verhalten hatte.
    Die Party hatte von neun Uhr abends bis zwei Uhr morgens gedauert. Sie war um die Zeit, obwohl sie bloß Weißweinschorle getrunken hatte, schon viel zu besoffen gewesen, um noch fahren zu können. Sie trank normalerweise nie, und weil sie allein zu der Party gekommen und wie üblich auch allein wieder gegangen war, hatte sie entschieden, dass es besser war, zu Fuß nach Hause zu gehen. Sie hatte schon die halbe Strecke zurückgelegt, ohne einer Menschenseele zu begegnen, als dieser Mann, der in seinem großen, schwarzen Auto in der Gegenrichtung nach Süden unterwegs war, vor ihr anhielt und eine Schusswaffe auf sie richtete. Steig ein! , sagte er.
    Bis jetzt hatte er sie zweimal mit vorgehaltener Waffe auf dem Waldboden vergewaltigt. Marge Bernhardt flehte um ihr Leben.
    Das sowieso nicht mehr viel wert war.
    Dessen war sie sich bewusst.
    Fast auf den Tag genau vor vier Monaten war der Mann, den sie heiraten wollte, in seinem Auto ums Leben gekommen, nachdem ihn ein vierundsechzig Jahre alter Mann im Vollrausch von der Straße gefegt hatte. Für sie war es ein kaltblütiger Mord. Dean war Elektriker gewesen und hatte gutes Geld verdient. Sie hatten sich Kinder gewünscht, zwei oder drei vielleicht, und sich bereits nach einem Haus umgesehen. Sie war seit dem Unfall nie wieder richtig auf die Beine gekommen. Ihr Leben bestand aus der Arbeit bei Denny’s, dem Fitnessstudio und ihren drei Katzen, Beast, Vinni und Zoey. Abends las sie oder sah fern.
    Sie traf sich mit niemandem. Sie ging nicht auf Partys. Die Entscheidung, zu Marys fünfundzwanzigsten Geburtstag zu gehen, war eine Ausnahme. Sie hatte sich dazu durchgerungen. Außerdem hatte sie es ihrer besten Freundin versprochen, die sie getröstet und ihr geholfen hatte, nicht durchzudrehen, seit der Nacht, in der man Deans verkohlte, durch die eingedrückte Fahrertür praktisch zweigeteilte Leiche aus seinem ’94er Mazda gezogen hatte.
    Es mochte nicht mehr viel los sein in ihrem Leben, aber es hätte irgendwann wieder besser werden können. Jetzt würde womöglich nichts mehr daraus werden, nie wieder, genauso wie Deans Leben sich in jener Nacht in Nichts verwandelt hatte. Nun erkannte sie in vollem Umfang, was das bedeutete, und sie flehte um ihr Leben.
    Sie war mit den Handgelenken an den Stumpf einer Eiche gefesselt. Aus irgendeinem Grund war jedes Handgelenk einzeln mit unterschiedlich langen Seilen an den Baumstumpf gefesselt, so dass sie zur Seite geneigt und auf Zehenspitzen stand und nur noch Bittebittebitte stammeln konnte. Dabei ließ sie den Mann im Mondschein nicht für einen Moment aus den Augen. Er ging vor ihr auf und ab und blickte zu ihr auf, als würde er etwas suchen. Er hatte die Pistole weggesteckt und ein Messer aus der Umhängetasche genommen.
    Er schnitt einen Zweig über ihrem Kopf ab und entfernte mit seiner behandschuhten linken Hand die Blätter. Auch die Handschuhe stammten aus der Umhängetasche.
    Mit dem Messer schnippte er den obersten Knopf ihrer Bluse ab. Er hatte sie in ihren Kleidern vergewaltigt und ihr vorher bloß das Höschen vom Leib geschnitten, das nun wie ein Schneefleck im Mondlicht vor ihr glänzte.
    Er hatte ihr nicht einmal die Reeboks ausgezogen.
    Als er alle Knöpfe entfernt hatte, trennte er

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