Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
genießen, glauben wir, einen Partner zu brauchen. Das aber ist eine denkbar schlechte Ausgangssituation für eine Partnerschaft.
Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben jedes Menschen besteht darin zu lernen, gut und glücklich mit sich allein zu sein. Solange die Einsamkeits- oder Verlassenheitswunde der Kindheit nicht geheilt ist und es tief in uns immer noch denkt »Im Grunde bin ich allein auf der Welt«, steht jede Beziehung auf unsicherem Fundament. Der Partner kann noch so fürsorglich und liebevoll zu uns sein, diese alte Wunde kann er nicht heilen. Das können wir nur selbst tun.
Darum sollte jeder, der sich auf einen anderen Menschen näher einlässt und mit ihm eine Wohnung teilen will, zunächst einmal ein paar Jahre allein gewohnt und die Erfahrung gemacht haben, dass er keinen anderen um sich herum braucht, um mit sich selbst und dem Leben im Frieden und glücklich zu sein. Wir brauchen Zeit, um uns selbst kennenzulernen und uns selbst zu begegnen. Doch diese Zeit nimmt sich in einer jungen Beziehung so gut wie niemand. Das Zusammensein zweier Menschen um die zwanzig oder dreißig ist oft der große Versuch, sich von den Ängsten und der Trauer im Innern abzulenken und alles zu vermeiden, was das Gefühl des Alleinseins begünstigen könnte.
So meiden viele auch die Stille wie der Teufel angeblich das Weihwasser. Dabei erlaubt uns erst die Stille zu hören, was in unserem Innern darauf wartet, von uns gehört zu werden: unsere innere Unruhe, unsere Angst, unsere Trauer, unser kleines Kind, unsere Gedanken über uns und das Leben, die Stimme unseres Herzens und anderes mehr. Den ganzen Lärm in unserem Innern vermeiden wir so lange, bis der Tinnitus es schließlich von den Dächern pfeift, dass wir nicht auf das hören, was uns unsere Seele zuruft.
Darum sind viele auch in einer Beziehung nicht in der Lage, dem anderen wirklich zuzuhören. Sie haben einfach
nie gelernt, sich selbst zuzuhören. Erst im Alleinsein können wir auf unser Inneres hören, uns selbst vertraut werden und uns selbst kennenlernen. Hierfür benötigen wir die Stille. Indem wir das Alleinsein und die Stille vermeiden, muten wir uns mit unserem inneren Chaos einem Menschen zu, der uns auch noch lieben soll. Doch wenn wir uns selbst nicht aushalten, warum sollte uns ein anderer auf Dauer aushalten können?
Beziehungsirrtum: Mein Partner soll mich glücklich machen.
Der »Klassiker« – der am meisten verbreitete Gedanke, der Frauen und Männer zu Enttäuschten werden lässt – heißt: »Mein Partner soll mich glücklich machen.« Von einer Beziehung und vom »richtigen« Partner erhoffen sich unzählige Menschen die Erlösung von allem Übel bzw. die Befriedigung vieler Bedürfnisse: das Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach körperlicher Nähe und Sexualität, nach dem Gefühl des Wichtigseins, Gebrauchtwerdens und Geliebtseins, das Bedürfnis nach Kommunikation, Gespräch und Verstandenwerden, das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung, das Bedürfnis nach emotionaler und wirtschaftlicher bzw. finanzieller Sicherheit und so weiter. Die Beziehung und der Partner werden auf diese Weise restlos überfordert. Alles, was mir bisher noch zu meinem Glück fehlt, möge mir bitteschön der Partner bieten. Das kann weder Supermann noch Superfrau leisten.
Hier steht der innere Mangel des Beziehungssuchenden im Vordergrund. Diesen inneren wie auch äußeren Mangel kann ein Partner nur auf oberflächliche Weise auffüllen bzw. beseitigen. Denn in Wirklichkeit besteht jeder Mangel
in uns selbst. Es ist unsere ureigene Aufgabe, uns selbst glücklich zu machen, uns selbst all die Liebe, Wertschätzung, Anerkennung und Ermutigung zu geben, nach der wir uns sehnen. Das ist eine Grundlebensaufgabe: uns selbst lieben zu lernen mit allem, was wir sind und an und in uns haben – mit allen Verhaltensweisen, Gefühlen und Gedanken, mit unserer ganzen Biografie. Selbstliebe ist die Voraussetzung für die Liebe von und zu einem anderen Menschen. Das Energiegesetz heißt: »Du kannst nur so viel Liebe von einem anderen Menschen erhalten, wie du dir selbst schenkst, nie jedoch mehr.«
Doch statt uns auf uns selbst zu konzentrieren, richten wir die meiste Aufmerksamkeit auf den Partner. Vor allem Frauen denken oft fast den ganzen Tag an ihren Partner: »Was macht er wohl gerade? Kommt er heute Abend pünktlich nach Hause? Wird er diesmal an meinen Geburtstag denken? Flirtet er beim nächsten Betriebsausflug wieder mit der blöden Kollegin
Weitere Kostenlose Bücher