Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
nicht habe, wenn ich mit mir allein bin.« Wenn wir glauben, einen Menschen zu brauchen, dann muss es in dieser Beziehung zu
einem gegenseitigen Missbrauchen kommen, und dies führt immer zu Schmerz und Leid. Aus diesem – meist unbewussten – Anfangsmotiv erklärt sich bereits der Verlauf vieler Beziehungen, an dessen Ende nur Enttäuschte zurückbleiben.
Wir gehen mit einer Menge nicht hinterfragter Erwartungen, Wünsche und Forderungen an den Partner in eine Beziehung. Dies ist selten der Beginn einer Liebesbeziehung, sondern meist der Anfang einer Handels- und Leidensgemeinschaft zweier Menschen. Zwei mit sich selbst nicht zufriedene, geschweige denn glückliche Menschen kommen zusammen in der Hoffnung, gemeinsam glücklich zu sein. Keiner von beiden ist erfüllt von dem Bewusstsein, ein großartiges, herrliches und sich selbst liebendes Wesen zu sein, ausgestattet mit innerem Reichtum und von großer Schönheit. Im Gegenteil: Unsicherheit, Selbstkritik, Minderwertigkeit und Ängste zeigen sich schnell hinter der Fassade, die der Mensch nach außen präsentiert.
Es beginnt ein Handel nach dem Motto: »Ich gebe dir etwas, wenn du mir auch etwas dafür gibst.« Ich sage dir: »Ich liebe dich.« Und du sagst mir bitte das Gleiche. Ich, die Frau, gebe dir meinen Körper und regelmäßigen Sex, und du gibst mir das Gefühl, attraktiv zu sein. Ich, der Mann, verpflichte mich, dir treu zu sein und nicht mehr nach anderen Frauen zu schauen, und du gibst mir das Gefühl, ein toller Mann zu sein. Ich liebe dich, solange du mich liebst. Wenn du mich nicht mehr liebst, werde ich dich auch nicht mehr lieben. Bist du nett zu mir, dann bin ich auch nett zu dir. Du gibst mir finanzielle Sicherheit, und ich gebe dir das Gefühl von Geborgenheit. Wir nehmen uns beide an den Händen und halten zusammen gegen die da draußen in dieser kalten, lieblosen Welt. Wir stützen uns gegenseitig und machen es uns in unserer Beziehung
gemütlich. Diese Handelsbeziehung hat mit Liebe nichts zu tun.
Männer und Frauen kommen also nicht zusammen, weil sie sich innerlich überreich und glücklich fühlen und diesen Reichtum, diese Fülle und ihre Lebensfreude mit einem anderen Menschen teilen wollen, sondern aus einem tiefen Gefühl des Mangels. Nicht das Gebenwollen ist der Antrieb für Beziehung und Partnerschaft, sondern das Habenwollen. Wir wollen Liebe, Sex, Geborgenheit, Sicherheit, Bestätigung, Anerkennung, Wohlstand und Lebensglück vom anderen haben. Wir wollen einen anderen kennenlernen, obwohl wir uns selbst nicht kennen. Was wir von uns kennen, sind unsere Gedanken über uns selbst. Wir haben ein Bild von uns selbst und machen uns ein Bild vom anderen. Und wenn wir nach einer Zeit entdecken, dass der eine Partner nicht oder nicht mehr in unser Bild passt, sind wir enttäuscht und suchen uns einen anderen. Aus Täuschungen müssen immer Enttäuschungen entstehen.
Dieser Prozess der Enttäuschung ist zwar schmerzhaft, aber er ist menschlich und segensreich. Das heißt, er gehört zu unserem Weg, der am Ende immer zu uns selbst zurückführt. Wer genug enttäuscht wurde, wer sich genug Verletzungen zugezogen hat, der ist schließlich reif, sich selbst zu begegnen, sich kennen und lieben zu lernen. Darum ist jede Beziehung – auch die schmerzlichste – ein segensreicher Weg, der uns zur Liebe und zum Lieben führt.
Ich bitte Sie, Ihre Beziehungsgeschichten unter diesem Gesichtspunkt neu zu betrachten und zu bewerten. Jeder Partner, den Sie bisher hatten, war notwendig, damit Sie zu sich finden konnten und sich selbst erkennen und lieben lernten. Fragen Sie sich bitte selbst: »Warum habe oder will ich einen Partner? Was erwarte ich alles von ihm? Was gebe
ich ihm dafür? Wie lautet mein unausgesprochener Handelsvertrag mit ihm?«
Die Irrtümer über die Beziehung zwischen Frau und Mann
Was die Mehrzahl der Menschen heute über Liebe, Beziehung, Partnerschaft und Ehe denkt, hat mit der Wirklichkeit weniger zu tun als die Märchen der Brüder Grimm. Ich lade Sie auf den folgenden Seiten ein zu überprüfen, an welche Märchen Sie selbst noch glauben, ohne dass es Ihnen bewusst ist.
Es ist erstaunlich, wie lange und hartnäckig sich unwahre Gedanken und Überzeugungen in unseren Köpfen halten können, obwohl sie über Jahre und Jahrzehnte von der Wirklichkeit widerlegt werden. Dies liegt vor allem daran, dass wir weder in der Schule noch später lernen, uns bewusst zu machen, was es an grundlegenden Gedanken über uns und
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