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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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sie unterhielten sich in einer Fremdsprache. Nicht Italienisch, Französisch oder Spanisch, sagt die Anruferin, da war sie schon. Die beiden gingen zu einem neuen Holden SV, schwarz oder dunkelgrün. Ein anderer Mann saß am Steuer. Sie sagt, eine vierte Person könnte auf dem Rücksitz gesessen haben.«
    »Kennzeichen?«
    »Nein.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Nun, Holden SV, das ist ein Muskelauto, so was fahren nur Männer mit dicken Eiern«, sagte Dove. »Web fragt Verkehrscops hier und die in New South Wales, ob sie an dem Tag einen Verkehrssünder hatten.«
    »Gar nicht dumm. Ich werd mich bald aufs Ohr legen, freue mich darauf wie auf den ersten Fick. Morgen fahre ich aufs Land. Wenn Sie mich beim ersten Mal nicht erwischen, probieren Sie’s wieder. Da oben ist der Empfang schlecht.«
    »Ich mache einfach weiter, spiele den Ball zu Snake«, sagte Dove.

    »Sie lernen schnell«, sagte Villani. »Sie sind ein aufgeweckter junger Mann.«
    Er saß draußen, trank Wein, anscheinend wurde es noch heißer. Er duschte erneut, ging wieder nach draußen und rief bei Bob Villani an. Niemand ging dran.

V illani erwachte in dem dunklen und stickigen Haus, duschte, zog sich an, nahm seine Reisetasche und ging. Die Welt war ausgepowert, nur die Verzweifelten waren auf den Straßen. Auf dem Zubringer vor der Abfahrt ging ein großer Schwarzer mit kahl rasiertem Schädel, hinter ihm eine kleinere, in graue Gewänder gehüllte Gestalt.
    Im Rückspiegel sah Villani, dass sie die Welt nur durch einen Schlitz betrachten konnte.
    Die Fahrt dauerte drei Stunden, das Land wurde immer trockener, das letzte Stück ging es die langen gelben Hügel hinauf, verdorrte Weiden, das Vieh mager, von Hand zugefüttert.
    … heute herrscht ein absolutes Feuerverbot. Im Hochland um Paxton wüten noch vier Brände unkontrolliert, und der Ort Morpeth musste evakuiert werden. Feuerwehrleute befürchten, dass sich die Brände zu einer sechzig Kilometer breiten Feuerwand vereinigen könnten …
    In einem Café namens Terroir in dem letzten Ort vor Selborne kaufte Villani pochierte Hähnchenbrust, einen Laib Sauerteigbrot, Salat und ein Glas Mayonnaise. Er wollte sich das Brot in Scheiben schneiden lassen.
    »Wie Sie wünschen«, sagte der Mann, zu alt für seine spitz nach oben gegelten Haare und den silbernen Nasenstecker. »Ihnen ist klar, dass es sich dann weniger lange hält.«
    »Ich habe keine langfristigen Pläne damit«, sagte Villani. »Ich beabsichtige, es innerhalb weniger Wochen zu essen.«

    Der Mann legte interessiert den Kopf schräg. »Sind Sie von hier?«
    Auf der Fahrt durch Selborne hielt er nach Veränderungen Ausschau, das war seine Stadt, hier fiel ihm jeder Wandel und jede Neuerung auf. Und dann die letzte kurvenreiche Piste, das Tor. Villani stieg aus, hob das Ding zweimal an und wuchtete es jeweils ein Stück beiseite, fuhr dann die Auffahrt hinunter und parkte unter der Ulme. Er war hundertmal auf diesen Baum geklettert, jetzt sah er nicht gut aus.
    Villani stieg aus, streckte sich, machte ein paar Kniebeugeübungen, sah zum Haus hinüber. Sein Vater kam um die Ecke, sein Gang, seine Körperhaltung waren irgendwie anders.
    Sie nickten, blieben stumm, gaben einander die Hand, schlaff, der feste Händedruck war Vergangenheit. Nachdem sie sich wie Boxer berührt hatten, konnten sie fortfahren.
    »Verdammt viel Gras«, sagte Villani. »Im Ernstfall ein ziemliches Brandrisiko.«
    »Wenn das Feuer so weit kommt, ist man sowieso im Arsch«, sagte Bob.
    »So steht’s aber nicht im Handbuch der Brandschutzbehörde. «
    »Einen Scheißdreck wissen die, die legen doch die Brände. Lukie kommt vorbei, bleibt über Nacht.«
    »Aufregende Neuigkeit. Wann hast du ihn zuletzt gesehen ?«
    »Er hat viel um die Ohren.«
    »Wann?«
    »Hab ihn ’ne ganze Weile nicht gesehen. Ist Jahre her.«
    »Kinder«, sagte Villani. »Du verstehst.«
    »Nein, hab Kinder nie verstanden.«
    »Tja, könnte an mangelnden Bemühungen liegen.«
    Sein Vater fragte nie nach Laurie, und sie fragte nie nach ihm. Von Anfang an hatten sie und Bob sich aufgeführt wie zwei Hunde nach einer schlimmen Beißerei, keiner sah den
anderen an, keine Küsse, sie hatten einander nichts zu sagen.
    »Gefrühstückt?«
    »Ja. Hab uns Mittagessen mitgebracht.«
    »Tasse Tee?«
    »Vielleicht mähe ich vorher ein bisschen. Das Gras kappen. «
    »Man darf nicht mähen. Es könnten Zündfunken entstehen. «
    »Wenn man’s so lässt, ist das ein größeres Risiko als das

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