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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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hat man ihre Hände gefesselt, sie wird mit etwas Weichem geknebelt, es kommt zu Vaginal-und Analverkehr, er ist hinter ihr, hat entweder einen Großen, sprich: Riesigen, oder er hat etwas übergestülpt, oder es ist ein Gegenstand, so was in der Art. Zu irgendeinem Zeitpunkt reißt er ihren Kopf heftig nach hinten, bricht ihr das Genick. Ihren Kopf hält er dabei in den Händen. Anschließend legt er sie in die Wanne, wäscht sie und zieht dann den Stöpsel.«
    »Dann«, fuhr Weber fort, »packt er ihre Kleidung weg, die Schuhe, alles, und wischt sämtliche Oberflächen ab, die berührt wurden.«
    »Nur ein gemütlicher Abend im Prosilio-Gebäude«, sagte Villani. »Vor dem Sex haben sie wahrscheinlich Pizza gegessen, sich eine DVD angesehen. Das haben Sie doch überprüft, Mr. Dove?«
    Dove runzelte die Stirn. »Äh, nein. Nein.«
    »Möglicherweise Pretty Woman «, sagte Villani. »Ein religiöser Text für Nutten. Das Neue-Nutten-Testament. Die Heilsbotschaft. Sind Sie damit vertraut, Mr. Weber?«
    Weber lächelte, verzieh womöglich die leichtfertigen Worte, sie würden es nie erfahren. »Ist das Ihre Ansicht, Chef? Eine Nutte?«

    »Nein«, sagte Villani. »Ich neige nur zu dieser Annahme. Fehlt nicht viel, und ich kippe um. Haben Sie den Wäscheschlucker überprüft, den Müll?«
    »Im Wäscheschlucker ist nichts«, sagte Dove. »Der Müll wurde Freitagmorgen abgeholt. Er liegt auf der Müllkippe.«
    »Das ist überaus vielversprechend«, sagte Villani. »Hat der Geschäftsführer die anderen Sachen geliefert?«
    »Ich glaube, Manton ist da uns gegenüber nicht ganz offen«, sagte Dove und strich sich über den Kopf. »Er hat uns an Ulyatt, an Marscay verwiesen. An die Eigentümer.«
    Ulyatt. Der Mann, der mit jemandem sprach, der dem Polizeichef Anweisungen erteilen konnte.
    »Was ist mit den Kasinogästen?«
    Dove sah Weber an. Weber sagte: »Äh, das habe ich Tracy überlassen, Chef. Die Kasino-Security fällt in die Zuständigkeit einer Firma namens Stilicho. Anscheinend gehört sie Blackwatch Associates.«
    »Übernehmen Sie das wieder«, sagte Villani. »Das ist nicht Tracys Aufgabe. Seit wann macht Blackwatch solche Sachen?«
    »Ich weiß nicht viel über Blackwatch, Chef«, sagte Weber.
    »Sagt Ihnen der Name Matt Cameron etwas?«
    »Der Cop?«
    Villani hatte unter dem legendären Matt Cameron gedient, war am Ort des Mordes an dessen Sohn und der Freundin des Sohnes gewesen, hatte an der aufwendigen, ergebnislosen Großfahndung teilgenommen.
    »Der ehemalige Cop. Er leitet Blackwatch. Ihm gehört ein Teil des Ladens.«
    »Das hier ist eine neue Firma«, sagte Dove. »Ich glaube, es handelt sich um Blackwatch im Verbund mit einer anderen Gesellschaft.«
    »Also gut«, sagte Villani. »Eine Tote, unbekleidet, kein Ausweis, keine Ahnung, wie sie dorthin kam, nichts Konkretes, folglich haben wir einen Haufen Hundekacke.«

    »Sie haben es auf den Punkt gebracht, Chef«, sagte Dove, kleines spöttisches Lächeln.
    Villani erhob sich, reckte die Arme hoch, zur Seite, rollte den Kopf, ein paar Knochen knacksten; er trat ans Fenster, konnte die Hügel im Osten nicht sehen, die im Qualm verschwanden. Er dachte an seine Bäume. Wenn sie abbrannten, würde er nie wieder dorthin zurückkehren, diesen Anblick ertrüge er nicht. Rauchen, er musste unbedingt eine rauchen, er würde immer rauchen. Weber würde immer eine Nervensäge sein, seine Unschuld eine leibhaftige Rüge, doch er würde sich Sorgen machen und nicht schlafen können, gute Arbeit leisten. Dove war ein anderer Fall. Zu pfiffig, zu anmaßend, er hatte nicht genug Tote gesehen.
    Villani dachte an die Toten, die er gesehen hatte. Er konnte sich an alle erinnern. Leichen in Sozialwohnungen, in flachen braunen Häusern mit Ziegelverblendung, in vollgekotzten Gassen, schmutzfleckigen Auffahrten, Kofferräumen, Tote, in Abflusskanäle gezwängt, in Gullys gestopft, in Dämme, Flüsse, Bäche, Kanäle versenkt, unter Häusern vergraben, in Minenschächte geworfen, eingemauert, in Zement einbalsamiert, erschossen, erstochen, erwürgt, erschlagen, zerschmettert, vergiftet, ertränkt, durch einen Stromschlag getötet, erstickt, verhungert, aufgespießt, zerstückelt, von Gebäuden gestoßen, von Brücken geschmissen. Das ließ sich nicht zurückdrehen, nicht rückgängig machen, der Anblick dieser Toten hatte ihn geprägt, so wie sein Vater davon geprägt worden war, getötet zu haben, das Töten gesehen zu haben.
    Villani sagte: »Sagen Sie Mr. Searle, wir

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