Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
beiden Händen, sanft, drückte eine Sekunde länger zu, ohne zu flirten, das Paar zog weiter.
    »Interessanter Typ, Max«, sagte Cameron. »Wie ich sehe, wählt Colby nicht mehr Ihre Anzüge aus. Auch die Schlipse nicht.«
    »Hab einen neuen Modeberater.«
    »Kluge Menschen nehmen immer einen Rat an. Aber nur von klügeren Menschen. Wie kommt die Oakleigh-Sache voran? «
    »Nicht so schnell, wie man möchte«, sagte Villani. »Erinnern Sie sich an Matko Ribaric?«
    »Ich bemühe mich, Matko zu vergessen.«
    »Es sind seine Jungs. Und Vern Hudson.«
    Cameron lächelte, sein seltenes Lächeln war Gold wert, erinnerte sich Villani. »Tja, was Besseres hab ich schon ewig
nicht gehört«, sagte er. »Abschaum, von Abschaum gezeugt. Eine Drogensache. Alles hängt mit Drogen zusammen.«
    »Nicht unwahrscheinlich.«
    »Geben Sie’s an Dancer und seine Hupfdohlen bei Crucible ab?«
    »Nein.«
    »Tapfer. Na ja, der Junge hat schon genug Probleme. Mit ihrer Maschinerie fürs Informationensammeln können die nicht mal ’ne Walnuss knacken.«
    Cameron trank etwas Farbloses aus einem Whiskyglas. »Ich hab von Lovett gehört. Friede seiner Asche.«
    »Früher als ich«, sagte Villani. »Ich hab’s vor zehn Minuten gehört.«
    »Sie sind nicht auf dem Laufenden. Dennoch, es gibt keine undichten Stellen, wenn die Presseleute keinen Ständer kriegen, kommt nichts raus. Sie arbeiten daran, stimmt’s? Mit Searle?«
    »So gut verstehen wir uns nicht.«
    »Mein Junge, ein Tommy hat mal gesagt, England habe keine dauerhaften Bündnisse, nur dauerhafte Interessen. Kümmern Sie sich um Ihre dauerhaften Interessen. Kapiert?«
    »Ich soll mich an den Arsch ranschleimen?«
    Cameron sah ihn an, Villani erkannte in Camerons Blick den seines Vaters wieder, man wusste nie, was er bedeutete, bis es zu spät war, bis man ihn missverstanden hatte.
    »Tja, die Welt ist unvollkommen«, sagte Cameron. »Seien Sie nicht der Depp, der ans Kreuz genagelt wird. Falls Sie Beistand brauchen, ein paar Leute kenne ich noch.«
    Villani wusste, dass er den Kopf senken und etwas sagen sollte, voller Dankbarkeit. Er hatte nicht um einen Gefallen gebeten, er wollte keinen haben.
    »Danke, Chef«, sagte er.
    Ein Mann trat zu ihnen, groß, gut aussehend, strubbelige blonde Haare, füllig, Mittdreißiger. Villani wusste, wer er war.
    »Der alte Herr schmeißt eine nette Party«, sagte er. Er trug einen grauen Anzug, schneeweißes Hemd, keine Krawatte.
    »Kennst du Steve Villani?«, sagte Cameron. »Steve, Hugh Hendry.«
    Der Handschlag war perfekt, fest, sanft.
    »Ihr Mitarbeiter Dove ist ein verdammter Terrier«, sagte Hendry.
    »Dazu wurde er ausgebildet«, sagte Villani. »Dafür wird er bezahlt. Wir ermutigen ihn, so zu sein.«
    Das dazugehörige perfekte Lächeln, die großen Zähne, weiß und gleichmäßig. Reiche Zähne. »Das respektiere ich. Jetzt muss man ihm noch klarmachen, dass wir uns zwar eines Softwareversagens schuldig bekennen, uns aber nicht andere Dinge haben zuschulden kommen lassen, an die er womöglich denkt.«
    »Die Leute wollen uns für dumm verkaufen«, sagte Villani. »Das denken wir. Ein kompletter Videoausfall dieser Größenordnung ist neu für uns.«
    Hendrys Augen verengten sich ein klein wenig.
    »Für uns ist das auch recht neu«, sagte er. »Unsere Techniker arbeiten rund um die Uhr, um dieses Problem zu beheben. «
    »Schreibt die Software kein Protokoll?«
    »Ein Protokoll?«
    »Existiert dort kein Code, der ein detailliertes Ereignisprotokoll über Pannen, Abstürze erstellt?«
    Hendry begriff nicht.
    »Zweifellos eine technische Herausforderung«, sagte er und sah dabei Cameron an wie jemand, der von einem Langweiler erlöst werden wollte.
    »Totes Mädchen im Gebäude«, sagte Villani. »Das ist unsere technische Herausforderung. Eine Lowtech-Herausforderung. Das Mädchen wurde totgevögelt.«
    Cameron fuhr sich mit einem Finger über die Oberlippe.
Ein Signal für Hendry. Das Gefühl, respektlos behandelt zu werden, ließ in Villani kalte Wut aufsteigen.
    »Vielleicht sollten wir mit Ihnen reden, Chef«, sagte er zu Cameron. »Vielleicht reden wir bisher mit den Büroboten. Das ist schließlich ein Blackwatch-Schlamassel, oder etwa nicht? Blackwatchs Hightech-Gau. Keine Sicherungskopie, kein Protokoll.«
    Cameron lächelte wieder, aber diesmal nicht das goldene Lächeln, keine Fältchen um die Augen. Villani kannte auch dieses Lächeln, und er hätte seine Worte am liebsten sämtlich zurückgenommen.
    »Da ist jemand mit

Weitere Kostenlose Bücher