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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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sagen Sie dazu?«
    »Hat er vorher schon mal in der Öffentlichkeit gesprochen? «, sagte Villani.
    Hulme lächelte, tätschelte Villanis Arm. »Trockener Humor, so muss ein Mann sein. Kommen Sie, und lernen Sie Max kennen.«
    »Ich glaube nicht, dass Max darauf wartet, mich kennenzulernen«, sagte Villani.
    »Sie irren sich. Er will Sie kennenlernen. Vicky will Sie kennenlernen.«
    Villani wurde durch die Menge gelotst, Hulmes Hand auf seinem Rücken. Eine langbeinige Frau in Schwarz ging voran.

S ie folgten Max Hendry auf einer Tour, eskortiert von dem Anreißer Kim Hogarth und zwei Frauen, sie lasen Namensschilder vor, übernahmen die Vorstellerei, Hendry schüttelte Hände, er sprach, die Gäste lachten, er lachte, er wurde ernst, sie wurden ernst, nickten, er verließ sie mit ein paar Worten, wandte sich den nächsten zu, berührte einen Arm, eine Frau küsste ihn auf die Wange.
    Die Frau in Schwarz griff ein. Hendry drehte sich um.
    »Max, Vicky«, sagte Clinton Hulme. »Ich möchte euch Stephen Villani vorstellen, Leiter des Morddezernats. Er glaubt, du wärst zu nobel, um ihn kennenlernen zu wollen, Max.«
    Sie gaben sich die Hand. Sie waren gleich groß. Hendry hatte helle Augen, irritierend, die Farbe von seichtem Wasser über sauberem Sand.
    »Das ist Vicky«, sagte Hendry.
    Aus der Nähe wirkte Vicky nicht viel älter, zarte Fältchen, hohe Wangenknochen, hübsch.
    »Stephen, ich muss Ihnen sagen, meine Familie glaubt, die vom Morddezernat könnten übers Wasser gehen«, sagte sie. »Nach der Ermordung meines Neffen hat täglich jemand angerufen, und immer hat man uns versichert, Sie würden die Mörder finden.«
    Villanis Kopfhaut juckte. Lob, Schmeichelei – um damit umgehen zu können, musste man vielleicht als junger Mensch gelobt worden sein, er jedenfalls hatte kaum Erfahrungen mit
Lob. Wer etwas nicht richtig machte, war für Bob ein Faulpelz, ein Nichtsnutz, passte schlicht nicht auf.
    Stephen, halt die Leistungen deiner Kinder nicht für selbstverständlich.
    Das sagte Laurie eines Tages, als er Zeit fand, Tonys Schulzeugnis zu lesen, und nur genickt hatte.
    »Sie wissen doch, was das für Menschen bedeutet, die jemanden verloren haben?«, sagte Vicky Hendry.
    »Wir bemühen uns zu verstehen«, sagte Villani.
    Das vierte von Singos fünf Geboten: Du sollst so oft wie möglich mit der Familie reden. Als Racheengel, nicht als Scheißbestatter.
    »Und Sie haben sie erwischt«, sagte Vicky Hendry. »Denn dass die da draußen frei herumliefen, lachend, war für uns wie ein Messerstich ins Herz.«
    In einer Lücke zwischen den Köpfen sah er schwarze Haare schimmern, Anna, die lachte, nur wenige Meter entfernt. Ihre Blicke trafen sich, sie sah weg.
    »Wir haben ferngesehen, und dann tauchten Sie auf dem Bildschirm auf, und meine Schwester sagte: Das ist er, er hat sie erwischt.«
    »Nun, so etwas ist immer Teamwork«, sagte Villani.
    »Nicht immer«, sagte jemand hinter ihm. »Manchmal ist es nur ein Kerl mit Grips.«
    Villani drehte sich um und sah Matt Cameron, zum ersten Mal seit Jahren. Er war über sechzig, immer noch faltenlos, immer noch gertenschlank, breite Schultern und kräftige graue Locken.
    »Wenn Sie es sagen, Chef«, sagte Villani.
    Max Hendry klopfte Cameron auf die Schultern, auch Vicky Hendry berührte ihn, liebevoll, sie kannten einander gut.
    »Mehr Sicherheit als hier ist kaum denkbar«, sagte Hendry. »Die gesamte Führungsspitze der Polizei und Mr. Security persönlich. Sie kennen einander also?«

    Cameron sagte mit seiner leisen Stimme: »Hab dem Jungen alles beigebracht, was er weiß. Auch Dinge, die er gar nicht wissen dürfte.«
    Als Villani bei den Räubern anfing, war Cameron der Chef, Anfang vierzig, ein echt harter Brocken, der damals noch boxte, nur aus Muskeln und Sehnen bestand, eine unglaubliche Reichweite hatte. Sparring mit ihm war wie ein Kampf gegen Inspector Gadget. Cameron quittierte den Dienst, nachdem sein Sohn, ebenfalls Polizist, und dessen Freundin auf einer Farm bei Colac ermordet worden waren, ein bis heute ungelöster Fall. Seine Frau beging einen Monat danach Selbstmord. Jetzt war er reich, hatte zusammen mit Wayne Poland, einem anderen Cop, Blackwater Associates gegründet, die größte Securityfirma Australiens.
    »Meine Herren, ich muss weiter«, sagte Hendry. Er legte je eine Hand auf Villani und Cameron. »Steve, Vicky wird etwas arrangieren. Geben Sie uns die Ehre?«
    »Natürlich.«
    Vicky Hendry hielt ihm die Hand hin, ergriff dann seine mit

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