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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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da?«, fragte Loneregan.
    »Hier«, sagte Villani.
    »Es ist ein Apartment, Nummer 21, Montville, Roma Street 212, South Melbourne.«
    Villani tippte sie ein, das Bild von der Gegend erschien auf dem Schirm, mit Pfeil auf Hausnummer 212. »Herzlichen Dank.«

    »Bob Villani. Mit ihm verwandt?«
    »Mein Dad.«
    »Vietnam?«
    »Ja, da war er, ja.«
    »Tickt er noch?«, fragte Loneregan.
    »Bei meinem letzten Besuch schon, ja.«
    »Mann, fragen Sie ihn nach Danny Loneregan. Daniel. Mein alter Herr. Ich hab nur das eine Foto, sind drei Burschen drauf, einer ist ein Bob Villani.«
    Noch ein Mitglied von The Team. Als Erste rein, als Letzte raus. Zehn Jahre, vier Monate, sechzehn Tage, die am längsten dienende Einheit aller Kriege, insgesamt nur tausend Mann, die mit vier Victoriakreuzen und einhundertzehn anderen Auszeichnungen dekoriert wurden.
    Mein Dad sagt, dein Dad hat Orden aus dem Krieg.
    So erfuhr Villani von Bobs Krieg. Von Bob hätte er nie ein Sterbenswörtchen über Vietnam gehört.
    »Ja, das werd ich bestimmt machen«, sagte Villani. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Zu der ich genötigt wurde. Dieses Schwein wird uns ewig nachhängen. Nicht der Polizei, nein. Die hat ihn nur aufgenommen. Es wird heißen: Ein Mitglied der Eliteeinheit Special Operations Group ist auf die schiefe Bahn geraten, dieser ganze Scheiß.«
    »Tja, den Preis zahlt man für den Ruhm.« Villani betrachtete die Nahaufnahme. Zwischen den Parkplätzen und der Straße dahinter war eine Gasse. »Kidd hat nicht noch irgendwelche Kumpels bei euch, oder?«
    »Nicht eine verdammte Seele, das steht fest.«
    »Sie haben ein kühles Blondes bei mir gut.«
    »Meine Nummer haben Sie«, sagte Loneregan. »Hören Sie, mein alter Herr. Sie fragen Ihren Dad nach ihm, ja? Wenn Sie ihn sehen. Er hat vielleicht noch ein Foto …«
    In der schnoddrigen Stimme hörte Villani den Jungen, der
nie einen Vater gehabt hatte, nur eine Fotografie, ein Gesicht, der in diesem Gesicht sich selbst suchte.
    »Ist er nicht zurückgekommen?«, fragte Villani.
    »Nein«, sagte Loneregan.
    »Tja. Ehre den Toten.«
    »Wurde vor einer Bar erschossen. Bar, Puff.«
    »Ich frage Bob«, sagte Villani. »Melde mich bei Ihnen.«
    Er rief Colby an.
    »Wie aktuell ist das?«, fragte Colby.
    »Frisch auf dem Radar. Wir hoffen auf Paragraf siebenundzwanzig. Mr. Kiely wird sich an Sie wenden.«
    »Ich werd’s weitersagen. Lassen Sie alle wichtigeren Sachen über mich laufen. Denken Sie an Cromarty, mein Junge. Das darf nie wieder passieren.«
    Würden sie ihn Cromarty je vergessen lassen? Sein Verbrechen war, sich darauf zu verlassen, dass sich erfahrene Officer wie ausgebildete Polizisten verhielten.
    »Jawohl, Chef«, sagte Villani.
    »Eine Scheißfestnahme, darum geht’s uns. Die beweist, dass wir weiterkommen. Verstanden?«
    »Chef.«
    Villani betrachtete die Sehne, die sich stolz aus seinem Unterarm erhob. Er lockerte seinen Griff um den Telefonhörer.
    Birkerts war draußen. Villani winkte.
    »Die Heilsarmee war da«, sagte Birkerts. »Das Haus in Essendon gehört Kidds Tante. Hocking heißt sie. Sie behauptet, er habe vor langer Zeit mal da gewohnt, kriegt da immer noch Post hin, kommt ab und zu vorbei. Hat ihr dieses Jahr ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gemacht – tausend Dollar, in bar. Sie durfte den Umschlag nicht öffnen, solange er noch da war.«
    »So einen Jungen könnte man mögen«, sagte Villani.
    Kiely stand in der Tür.

    »Der Heli sagt, in der Cloke Street ist kein Fahrzeug zu sehen. Aus der Mieterdatenbank haben wir einen J. H. Kidd. Roma Street, South Melbourne.«
    »Das ist er«, sagte Villani.
    »Das ist ein Apartmentblock, Wohnung im dritten Stock. Der Heli überprüft es gerade.«
    Villani winkte, die anderen brachen auf. Er saß da, Hände auf dem Schoß, Handflächen nach oben, die Narbe verlief von dem kleinen Finger bis zum Ballen des rechten Daumens, sein erstes Jahr als Cop, aufgeschlitzt von einem Koch, der Schnitt ging durch bis zum Knochen.
    Rose Quirks Garten.
    O Gott. Er war seit dem Cup Day nicht mehr da gewesen, dem Tag, als er die Tomaten gepflanzt hatte.
    Er wählte. Es klingelte, klingelte, er wusste, es würde niemand rangehen, sie ging ran.
    »Ma, Stephen.«
    »Wo hast du gesteckt?«
    »Beschäftigt. Ja. Ich war sehr beschäftigt. Hatte viel um die Ohren. Geht’s dir gut?«
    »Ich bin wohlauf. Nur ein bisschen schwach.«
    »Nimmst du die Tabletten?«
    Sie hustete ein wenig, er kannte das schon, es war ein taktisches Manöver. »Von

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