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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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wohlgemerkt.«
    »Chef.«
    Sie nahmen die längere Anfahrt. Ein Cop in Overall winkte sie durch das Tor eines Bauplatzes, sie parkten neben einem Kran. Eine Frau des Observationsteams führte ihn und Winter eine holprige Treppe nach oben, der feuchte, säuerliche Geruch frischen Betons stieg in den Kopf. Vor einer düsteren, türlosen Kammer stand Birkerts. Drinnen saßen zwei Personen an den verdeckten Fensterlöchern, eine hinter einer Kamera, die andere an einem Nachtsichtgerät, und schauten durch einen Schlitz.
    Kidds Apartmenthaus sah man auf einem abgeschirmten Monitor. Die Frau gab ihm Kopfhörer mit einem Kehlkopfmikro. Er rückte sie gerade zurecht, als der Kilometer entfernte Techniker Jerry sagte: »Anruf. Handy.«

    Während sie in dem dunklen Raum auf einem Monitor die Fenster betrachteten, hörten sie ein Telefon klingeln. Das hielt zehn, fünfzehn Sekunden, war gut zu hören, wurde leiser. Dann klingelte es wieder, laut …
    Ja?
    Weckruf, Kumpel.
    Leck mich.
    Hör zu, hör zu, es gibt Ärger. Ernsten.
    Was?
    Vom alten Mädchen, ich ruf dich in fünf drauf an, okay?
    Ja, geht klar.
    Klicken.
    »Was sollte das jetzt?« Kielys Stimme.
    »Habt ihr den Anrufer?«, sagte Villani.
    »Handy«, sagte Jerry. »Bringt uns nicht weiter.«
    Die Stimme in Villanis Kopf.
    Vom alten Mädchen, ich ruf dich in fünf drauf an, okay?
    Altes Mädchen? Altes Mädchen?
    Kiely sagte: »Mit Laser…«
    »Kidds Tante«, sagte Villani. »Mrs. Hocking. Überprüft sie auf Handys, die Hotline.«
    » Klar.«
    Sie warteten.
    Im Wohnzimmer wurde es hell.
    Ein großer nackter Mann war in dem Zimmer, kratzte sich beidhändig die Kopfhaut, dann den Brustkorb, griff sich mit der rechten Hand in den Schritt.
    Birkerts sagte: »Das ist er. Die Zielperson.«
    Der Mann ging zur Anrichte, sie sahen den keilförmigen Rücken eines Bodybuilders, die muskulöse Einkerbung seines Rückgrats, er drehte sich halb um, sie sahen ihn von der Seite.
    »Herr in Himmel«, sagte Birkerts. »Wie ein tief hängender Ast. Er wählt … haben wir das?«
    »Nein«, sagte Jerry.

    Villani sagte: »Der Festnetzanschluss?«
    »Zu weit weg.«
    »Mir wurde gesagt, wir hätten mittlerweile den Laser«, sagte Birkerts. »Die fortschrittlichste der Menschheit bekannte Technik.«
    »Mr. Kiely?«, sagte Villani.
    »Ich frag nach«, sagte Kiely. »Soll ich Mr. Colby informieren? «
    »Schaffen Sie bloß den Scheißlaser her. Ist der Prado markiert? «
    »Elefant setzt sich in Bewegung«, sagte Birkerts.
    Kidd verließ das Zimmer.
    »Kleiner Arsch«, sagte Birkerts nachdenklich.
    Drei Sekunden, Schlafzimmerbeleuchtung, die vertikalen Jalousien öffneten sich, sie sahen, wie Kidd ein Fenster kippte.
    »Aber Eierbecher wie für ’n Vollbluthengst, wie für Phar Lap«, sagte Birkerts.
    Die Sicht durch Jalousien in Scheiben geschnitten, beobachteten sie den Mann, wie er umherging, Klamotten überstreifte, sich aufs Bett setzte, Schuhe anzog.
    »Duscht nicht«, sagte Birkerts. »So benimmt sich keiner vor einem Date. Ist der Prado verwanzt?«
    »Inspector Kiely soll das bestätigen«, sagte Villani.
    Ihm dämmerte, dass all das ein schwerer Fehler war. Colby und Kiely hatten recht gehabt. Er hätte die SOG-Leute reinschicken sollen. Wenn sie Kidd jetzt verlieren würden, wäre er schuld, ganz allein er.
    Kidd stand auf, verließ das Schlafzimmer.
    »Zähne putzen, pinkeln«, sagte Birkerts. »Ich würde … meine Güte, wer ist das denn?«
    Eine Gestalt im Wohnzimmer, schlank, langhaarig.
    Er ging in die Küche, duckte sich hinter der Anrichte, nur sein Schädeldach war zu sehen.
    »Mitbewohner?«, sagte Villani. »Fester Freund?«

    Der Mann stand auf, T-Shirt, bog um die Anrichte, Hände hinter dem Rücken, sein Oberkörper wand sich.
    »Was macht er da?«, sagte Birkerts.
    »Könnte ’ne Kanone sein«, sagte Villani. »Im Innenholster. Da ist Kidd.«
    Kidd und der Mann unterhielten sich, Kidds rechte Hand in der Luft. Der zweite Mann hatte eine lange Nase.
    Villani merkte, dass noch jemand bei ihnen in dem dunklen Raum war. Tomasic.
    Kielys Stimme: »Problem mit der Markierung des Wagens. Ein Missverständnis.«
    »Missverständnis?«, wiederholte Villani. »Was zum Teufel gibt’s da misszuverstehen?«
    »Die Dringlichkeit war nicht ganz deutlich geworden.«
    »Herrgott noch mal.«
    Es war zwar zu spät, aber jetzt musste es sein.
    »Ich will die SOG jetzt«, sagte Villani. »Höchste Dinglichkeit. «
    »Nun, das ist…«
    »Machen Sie’s einfach, Inspector.

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