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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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werden alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, Stephen? Damit man diese Sache nicht verbockt.«
    »Mein Wort darauf, Chef.«
    »Aber Sie lassen sich nicht zu viel Zeit?«
    Licht blinkte, ein Anrufer klopfte an.

    »Keine Sekunde länger als nötig, um zu verhindern, dass etwas verbockt wird«, sagte Villani, »Chef.«
    »Guter Mann.«
    Der Anruf in der Warteschleife.
    Corin.
    »Dad, eine Polizistin hat angerufen. Ich habe ihr alles erzählt. Ich glaube, ich sollte Mum anrufen. Sie verzeiht es uns nie, wenn …«
    »Ruf sie an«, sagte Villani. »Sie ruft mich nicht zurück. Hast du’s mit Lizzies Handy probiert?«
    »Ja. Alle zehn Minuten. Aus. Und du?«
    »Genauso. Bist du heute Abend zu Hause?«
    »Ich treffe mich zum Essen mit Gareth und seinem Vater. Im Epigram.«
    Gareth. Jemand, den er kennen sollte. Jemand, der einen Vater hatte, keinen Dad, einen Vater, der ernst genommen wurde, der einen zum Abendessen in teure Restaurants einlud.
    »Gareth ist?«
    »Das hab ich dir gesagt. Sein Vater ist Graham Campbell. Von Campbell Connaught Bryan.«
    Seine Tochter speiste mit einem superreichen Firmenanwalt und dessen Sohn zu Abend.
    »Ah, der Gareth«, sagte er. »Hör zu, soll das etwa heißen, dass Lizzie auf Drogen ist?«
    »Meine Güte, Dad, bist du ein Cop, oder was?«
    »Als ein Was wäre ich glücklicher. Sag’s mir einfach.« Er wollte es nicht wahrhaben.
    »Na ja, auf, was soll ›auf‹ denn heißen? Sie hängt mit diesem Arschgesicht rum, sei nicht naiv.«
    So weit waren sie inzwischen.
    Villani sagte: »Hör zu, wenn sie sie finden, rufe ich dich eventuell an und verderb dir den Abend, in Ordnung?«
    Sie wartete eine Sekunde zu lange. »Eigentlich will ich nichts mit ihr zu tun haben, Dad.«

    »Sie ist deine Schwester, Corin.«
    »An erster Stelle ist sie dein Kind.«
    »Na schön, vergiss es«, sagte er. »Amüsier dich gut.«
    »Dad«, sagte Corin. »Ich komme. Ruf mich an, und ich komme vorbei.«
    Seine Tochter. Jemand, der ihn liebte. Was zum Teufel hatte sich Laurie nur dabei gedacht? Lizzie war fünfzehn, die meiste Zeit war niemand zu Hause, was glaubte ihre Mutter denn, was aus ihr werden würde?
    Dann, als schaute er in einen Spiegel, sah er seine eigene Torheit und wandte den Blick von sich ab, schämte sich.
    Tracy.
    »Chef, Kidd war früher Polizist. Drei Jahre bei der Special Operations Group, diesem Sondereinsatzkommando, fünf Jahre insgesamt. Schied vor drei Jahren aus.«
    »Oje, was hat er für Vorstrafen?«
    »Im Polizeidienst, zweites Jahr, wurde er von dem Vorwurf freigesprochen, mit unangebrachter Härte gegen einen Schwachsinnigen vorgegangen zu sein, der starb. Nach seinem Abschied – zwei Geschwindigkeitsübertretungen.«
    »Holen Sie mir den SOG-Chef an den Apparat, egal, welcher Hirni das heute sein mag.«
    Es dauerte sechs Minuten. Villani dachte an Matt Camerons besten Kumpel Deke Murray, den Mann vom Raubdezernat, der SOG-Chef wurde. Man nannte ihn »Der Erbarmungslose« – er vergaß und vergab nie etwas.
    Der heutige SOG-Chef hieß Martin Loneregan.
    »Hören Sie, ein James Kidd«, sagte Villani. »Ist vor drei Jahren abgesprungen.«
    »Worum geht’s?«
    »Ernste Angelegenheit.«
    »Echt?«
    »Echt.«
    »Tja, er hat gekündigt.«

    »Warum?«
    »Wenn Leute kündigen, kündigen sie halt.«
    Villani sagte: »Ich wäre Ihnen für Ihre Hilfe dankbar, Martin. Es geht um Tote.«
    »Kidd ist daran beteiligt?«
    »Der Name weckte unsere Aufmerksamkeit.«
    »Nun, da gibt es Vorschriften, Datenschutz, so was alles.«
    »Martin, wenn Commissioner Barry Ihnen diese Fragen stellt, dauert das ein paar weitere Minuten, die ich uns gern ersparen würde. Ist es eine Sache im Kollegenkreis?«
    Ein Spuckgeräusch.
    »Probleme der Persönlichkeit«, sagte Loneregan. »Im Grunde haben die Auswahlverfahren versagt.«
    »Um das zu merken, haben Sie drei Jahre gebraucht?«
    »Geben die Leute Kommentare darüber ab, wie Sie das Morddezernat leiten?«
    »Verzeihung, Kumpel.«
    »Tja, also, ich sag dazu nur, drei Wochen nachdem ich das Ruder übernommen habe, hat das Aschloch den Abwärtsknopf gedrückt. Wir waren darüber ungemein traurig, ich musste für das ganze Kommando Kleenex holen lassen.«
    »Also nicht gerade liebenswert. Würden Sie sagen, gewalttätig? Unter Drogen gewalttätig?«
    »Jeder Dreck, der einem einfällt. Der Typ ist ein Psycho.«
    »Kann ich Sie um die Adresse bitten?«, fragte Villani.
    »Bleiben Sie dran.«
    Er blieb, schloss die Augen, bewegte den Kopf.
    »Sind Sie

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