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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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erhob sich, Dove auch.
    »Danke für Ihre Zeit, Mr. Koenig«, sagte Villani. »Wir melden uns wegen der Aussage.«
    »Haben Sie sich das ganz allein ausgedacht?«, sagte Koenig.
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen«, sagte Villani. »Einen guten Tag.«
    Draußen, als sie die Treppe hinuntergingen, sagte Dove: »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor. Um es vorsichtig auszudrücken. «
    Villani setzte seine Sonnenbrille auf. »Sie sind hier der designierte Denker«, sagte er. »Ich nehme an, Sie und Weber haben nicht nur vergessen, die Blinddarmnarbe zu erwähnen, die mir bei dem Prosilio-Mädchen nicht aufgefallen ist?«
    »Nein, Sir. Es gibt keine Narbe.«
    »Tja, dann würde ich, um es vorsichtig auszudrücken, sagen, dass unsere Karrieren am Arsch sind. Momentan.«
    »Und was jetzt, Chef?«
    »Jedes Telefonat, das der Blödmann in den letzten beiden Monaten geführt hat. Aber das nur unter uns.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    Die Frage hing in der Luft, als sie zum Wagen kamen, Dove fuhr. Unterwegs sagte Villani: »Sie werden von mir nie den Begriff ›ins Blaue hinein ermitteln‹ hören. Wir verfahren hier streng nach Vorschrift.«
    »Ich habe Respekt vor Vorschriften«, sagte Dove. »Vorschriften sind die Richtschnur und das Leben.«

    »Schade, dass Weber verheiratet ist«, sagte Villani. »Sie beide haben viel gemeinsam.«
    »Welche Begründung führe ich an?«
    Im Radio:
    … totales Verbot von offenem Feuer im gesamten Bundesstaat Victoria, am heutigen Tag ist es wieder brüllend heiß und kein Ende in Sicht. Die Feuerwehrleute richten ihre Hoffnungen auf eine Änderung der Windrichtung am frühen Nachmittag. Hausbesitzern im Bereich des Buschfeuers wurde geraten, die gefährdete Zone zu verlassen, doch manche ...
    Es bestand kein Zweifel an der Identität einer Person in der Manche -Kategorie. Nein, zweier Personen. Gordie würde nur mit einer Wasserpistole bewaffnet und mit einer feuersicheren Unterhose bekleidet direkt ins Feuer fahren, falls Bob das für eine erfolgversprechende Taktik hielt.
    An der Kreuzung Swanston Street schlängelte sich ein bedröhnter Jugendlicher mit strähnigen Haaren zwischen den Fahrzeugen hindurch, stolperte über den Bordstein, fiel vornüber hin und blieb liegen. Sein Hemd war hochgerutscht, sodass man unter der bleichen Haut seinen vogelähnlichen Brustkorb sah. Die Leute gingen um ihn herum, ein Mann trat ihn versehentlich, sprang beiseite.
    Der Junge bewegte den Kopf, kniete sich hin, auf dünne Arme gestützt, sah sich aus großen Augen um. Er stand unsicher auf, machte drei wankende Schritte zu einer Mauer, lehnte den Rücken dagegen und rutschte runter, weil die Beine nachgaben.
    Auf der Bahnhofstreppe und auf dem Gehsteig standen und saßen andere Kids, wirkten fahrig oder hingen ab, ein paar waren völlig weggetreten. Zwei junge Cops redeten mit drei männlichen Jugendlichen. Einer gab Widerworte, hektisch, trat von einem Fuß auf den anderen, zog an seinem Unterhemd, warf den Kopf in den Nacken, schnupperte. Der neben
ihm fuhr sich mit den Fingern durch die langen Haare, wieder und wieder.
    Dove hustete. »Koenigs Telefonate, Chef.«
    »Die benötigen Sie dringend«, sagte Villani. »Mit der Begründung, seine Person sei bei Mordermittlungen von Interesse.«
    »Dann probier ich’s damit«, sagte Dove. »Mit dieser Flunkerei. «
    »Ist nur eine Flunkerei, wenn man jedes seiner Worte glaubt. Wenn man in der Absicht zu täuschen handelt. Was Sie nicht tun würden, oder?«
    »Nicht wissentlich, Chef.«
    »Gut. Außerdem sollten Sie heute ein Ergebnis haben.«
    »Heute, natürlich, Chef.«
    »Und dann unterhalten wir uns.«
    »Chef.«
    Das war schauderhafte Polizeiarbeit. Eine Arbeit, für die man sich schämen sollte.
    Die Ampel wurde grün, sie bogen links ab, überquerten die Brücke und fuhren die Allee entlang. Dove setzte Villani in der Straße neben dem Polizeirevier ab. Er fuhr allein im Aufzug nach oben, bemüht, nicht die nach synthetischem Fichten- und Zitronenduft riechende Luft einzuatmen.
    Lizzie. Wo zum Teufel steckte sie? Nicht auf den Straßen, die Cops suchten sie, jemand müsste sie oder den Mann mit Dreadlocks erkennen. Er hätte sie nach Hause bringen sollen, Corin anrufen, ihr sagen, sie solle dort warten. Vernachlässigung. Er kümmerte sich nicht um Lizzie. Es war seine Pflicht, sich um sie zu kümmern. Nachlässiger Vater. Schlechter Ehemann. Vorübergehend Leiter des Morddezernats.
    Im Büro ging er in sein Zimmer, machte das Radio an, Paul

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