Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
Keoghs Sender, eine Frauenstimme:
    »… Paul, sprechen Sie mit den Menschen auf dem Land, sie haben die Nase voll, das können Sie mir glauben. Sie fühlen
sich verraten, entrechtet. Diese Stadt ist heute ein Stadtstaat, so wie es Venedig einmal war, und, darf ich das sagen, genauso … nein, ich sage es nicht.
    Das K-Wort? Korrupt?
    Das haben Sie gesagt, nicht ich. Aber der Verrat am Bürger ist auch in den Vororten weiter außerhalb spürbar. Der öffentliche Nahverkehr ist ein Witz, eine Stunde Wartezeit in einer dieser Riesenpraxen, bis sich ein nicht Englisch sprechender Arzt um einen kümmert, auf dreißigtausend Menschen kommt ein Polizeibeamter, Kinderbetreuung ist eine Schande, es ist sicherer, sein Kind bei den Junkies im Park abzugeben. Dieser Niedergang hat gezeigt, was diese Leute sind – politische Opportunisten und Winkeladvokaten.
    Tun Sie sich bitte keinen Zwang an, Ms. Mellish. Mein Gast ist Karen Mellish, Oppositionsführerin. Gibt es noch andere Dinge, die Sie an dieser Regierung bewundern?
    Birkerts war an der Tür, traurig, schräg stehende blasse Augenbrauen.
    Paul, schon bevor diese Regierung die während der Rezessionspanik verteilten Bundesmittel zum Fenster hinauswarf, traf sie enorm schlechte Entscheidungen. Milliarden Dollar teure Pipelines, die leer sind, die teuerste Entsalzungsanlage der Welt – da ist es billiger, Mineralwasser in Flaschen aus Frankreich zu importieren. Wiederaufforstungsprojekte nach Buschbränden wurden an Kumpane vergeben, sie finden sich damit ab, dass der öffentliche Nahverkehr von Firmen betrieben wird, die nicht mal eine Modelleisenbahn bedienen könnten, auf den Mautstraßen hat es in zehn Monaten fünf Schließungen wichtiger Tunnel gegeben.
    Wir hatten vorhin den Polizeiminister hier im Programm, der von Erfolgen bei der Polizeiarbeit berichtete …
    Ich habe gehört, wie er diesen Unsinn erzählt hat. Hat er heute Morgen keine Zeitungen gelesen? Zwei Expolizisten sind in die Oakleigh-Morde verwickelt. Wir haben seinen Sitz
genau im Visier, er hat seine letzten miesen kleinen Strippen gezogen. Mr. Orong muss den Wählern unbedingt erklären, warum die sogenannten Polizeieinsatzgruppen gegen das organisierte Verbrechen und gegen Drogen rein gar nichts erreicht haben, warum das Hauptgeschäftsviertel bald beängstigender ist als Johannesburg, überall junge Leute, die ihr Leben an Drogen vergeuden. Erinnern Sie sich noch an die überfallartigen Einsätze an Samstagabenden?
    Die Humvee-Einsätze.
    Genau. Und jetzt brauchen wir offenbar kugelsichere Kampffahrzeuge. Alles in allem gehört diese Stadt mittlerweile zu den gewalttätigsten Orten der Welt, was nicht die Schuld der normalen gestressten Polizeibeamten ist. Die Polizei steht dermaßen unter Druck, da ist es kein Wunder, dass viele sich krankgemeldet haben …«
    Villani schaltete ab.
    »Die normalen gestressten Polizeibeamten«, sagte Birkerts. »Find ich toll. NOGPO.«
    »Es wird dir gefallen, deine restlichen Jahre unter Kiely Dienst tun.«
    »Ich kann unter jedem Dienst tun.«
    »Dienst tun – vielleicht. Mr. Kiely hält dein Benehmen für äußerst despektierlich. Das finde ich auch, aber mir macht es nicht so viel aus.«
    »Kidds Haus wird in einer Stunde durchleuchtet. Willst du noch einen Blick reinwerfen?«
    »Ich dachte, die Techniker hätten schon einen gründlichen Mädchenblick hineingeworfen. Was haben Sie sonst noch anzubieten? «
    »Boxenstopp bei Vic’s. Rosinenmuffin.«
    »Plötzlich tut sich in meinem Tag ein Fenster auf. Ein schmutziges Fensterchen.«

S ie saßen im Wagen, Motor und Klimaanlage liefen, und betrachteten das träge Meer. Zwei angeleinte silbrige Katzen, die eine Frau hinter sich herzerrten, kamen am feuchten Rand des Kontinents ins Bild. Die Frau hatte Shorts an und ein Muskelshirt, das keine Spur von dem enthüllte, was es zeigen sollte. Die Katzen trippelten, von der Feuchtigkeit unter ihren Tatzen irritiert.
    »Nichts als ein gewaltiger Sandkasten«, sagte Birkerts.
    Villani trank seinen Kaffee aus. »Gut, der Typ«, sagte er. »Zuverlässig.«
    »Seine Ex lebt auf Tassie«, sagte Birkerts. Er aß gerade einen Bananenmuffin. »Sie hatte die Kinder in den Ferien da, will sie nicht wieder zurückschicken. Er muss vielleicht umziehen, sagt er.«
    »Sag den Eierköppen, sie sollen ihr Angst machen«, sagte Villani. »Wir können hier keinen ordentlichen Kneipier verlieren. Hast du Tony Ruskin das mit Kidd und Larter gesteckt? Er weiß mehr als ich.«
    »Sieh mich

Weitere Kostenlose Bücher