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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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fragen.
    Koenig sagte: »Was nennen Sie teuer? Wenn man Ihr Einkommen zugrunde legt? Fünfzig Dollar?«
    »Wie viel haben Sie bezahlt, Mr. Koenig?«
    »Fünfhundert, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Sind da die Extras inbegriffen?«, fragte Dove, hielt den Kopf gesenkt, die runden Brillengläser glitzerten, er schrieb in sein Notizbuch, er war für die Notizen zuständig.
    Koenig lief rosa an. »Wer zum Teufel sind Sie denn, Jungchen? «
    »Wer hat sie gebracht?«, fragte Villani. »Sie wurde doch gebracht? «
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Koenig. »Sie kam, sie ging wieder. Woher haben Sie das? Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Wie haben Sie den Besuch arrangiert?«, fragte Dove.
    Koenig sagte: »Ich hatte eine Nummer, hab vergessen, woher ich sie hatte.«

    »Wir müssen Sie um diese Nummer bitten«, sagte Villani. »Sind Sie nicht neugierig darauf, wer tot ist?«
    »Nun, vermutlich ist sie es. Was sollte man sonst vermuten? Irre ich mich?«
    »Wo waren Sie letzten Donnerstagabend, Mr. Koenig?«
    »Was soll die Scheiße? Ich war im Strandhaus in Portsea.«
    Schweigen, die gedämpften Laute von Menschen, die den Flur entlanggingen.
    »Sind wir fertig?«, sagte Koenig. »Ich bin ein beschäftigter Mann.«
    »Wir sind nicht fertig, nein, keineswegs«, sagte Villani. »Aber wir können dieses Gespräch auch unter anderen Umständen durchführen.«
    »Heißt das, wir können das hier machen oder auf dem Revier? Herrgott noch mal, was für ein Klischee.«
    »Das ist unser tägliches Brot«, sagte Villani.
    »Ich bin ein Staatsminister, haben Sie das begriffen, Detective? «
    »Ich bin ein Inspector. Vom Morddezernat. Habe ich das nicht erwähnt?«
    Koenig sah zur Decke hoch. »Also?«
    »Haben Sie letzten Samstag die Abendnachrichten gesehen? «
    »Nein. Ich hatte Termine in Canberra. War seit Samstagmorgen da. Wollen Sie das überprüfen?«
    Villani dachte, es wäre ein Vergnügen, Koenig zu verhaften, den Medien einen Tipp zu geben, sie warten zu lassen. »Fangen wir damit an, wie Sie die Frau bestellt haben«, sagte er. »Mit wem Sie dabei zu tun hatten.«
    »Ich glaube, ich brauche meinen Anwalt«, sagte Koenig.
    »Aber ja«, sagte Villani. »Wir befragen Sie in Gegenwart Ihres Anwalts. Würden Sie mir heute noch einen Termin geben? Im Präsidium in der St. Kilda Road. Sie nennen am Empfang Ihren Namen, dann kommt jemand runter.«

    »Ich habe eine Nummer angerufen, die mir irgendwer gegeben hat. Ich sagte, ich wollte eine bestimmte Sorte Frau. Die Person nannte mir den Preis, bar, im Voraus. Ich war einverstanden, nannte die Adresse. Sie traf ein. Ich bezahlte sie, sie ging raus zu einem Wagen, dann kam sie zurück. Später ging sie.«
    »Sie hatten das Geld da?«
    »Nun, ich bin nicht rasch zu einem Geldautomaten gerannt, das kann ich Ihnen verraten.«
    »Eine bestimmte Sorte Frau. Was für eine Sorte?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Villani schaute Dove an, blinzelte ihm zu: Übernehmen Sie ihn.
    »Erzählen Sie uns von ihr, Herr Minister«, sagte Dove.
    Koenigs Handy klingelte, ein schrilles Summen. Er hörte zu, sagte ein paarmal Ja, dann zweimal Nein. »Sagen Sie ihm, ich rufe ihn ASAP zurück.«
    Er beendete das Telefonat. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, sagte Koenig zu Villani. »Können wir das zu Ende bringen?«
    »Die Frau.«
    »Jung, lange Haare, zehn Wörter Englisch. Sehr blass. Weiß.«
    »Europäisch blass?«, sagte Villani.
    »O ja.«
    Dove sagte: »Sie haben also ausdrücklich eine Nichtasiatin verlangt?«
    Koenig sah ihn durchdringend an. »Wir sind hier nicht in einer Krimiserie auf dem Multikultisender SBS, Jungchen. Könnte sein, dass Sie sich bald bei Ihren besoffenen Brüdern in Fitzroy wiederfinden. Und sich mit denen ein Fass teilen.«
    Villani blickte sich in dem Zimmer um, fand nichts zum Ansehen. »Ich betrachte das als rassistische Bemerkung, Mr. Koenig«, sagte er.

    »Tatsächlich? Oje, oje, wie kommen Sie denn auf die Idee?«
    »Die Nummer, die Sie angerufen haben«, sagte Villani. »Die würde uns ein wenig Zeit ersparen.«
    »Das heißt?«
    »Sie können sie uns geben, Mr. Koenig, oder wir können sie uns beschaffen, indem wir die Befugnisse ausschöpfen, die uns unter …«
    Koenig hob die rechte Hand, stand auf und ging zum Fenster, wuchtete seinen Hintern auf den Sims, Hände in den Taschen. Sein Wanst hing ihm über den Gürtel. In einer Szenebar in Prahran hatte er einmal einen viel jüngeren Mann, der ihm dumm kam, geschubst, gestoßen und an den

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