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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Ohren gezogen. Tags drauf hatte er sich widerwillig öffentlich entschuldigen müssen.
    »Damit das klar ist«, sagte er. »Ich kann unmöglich Verdächtiger in einer Morduntersuchung sein. Ich kann nachweisen, wo ich zu welchem Zeitpunkt gewesen bin. Das ist ein Alibi im korrekten Sinne des Wortes, den Sie wahrscheinlich nicht kennen.«
    Dove hob die rechte Hand. »Sir, Sir, ich kenne ihn, Sir!«
    Koenig wandte den Blick nicht von Villani. »Klappe halten, Sonnenscheinchen«, sagte er. »Sie sind Schnee von gestern. Und obwohl ich in überhaupt nichts verwickelt bin, droht mir das Morddezernat mit einer richterlichen Anordnung zur Herausgabe meiner Telefonverbindungsdaten. Ist das richtig?«
    Villani dachte, wie vernünftig es wäre, zu sagen, das Morddezernat beabsichtige keinesfalls, diesen Eindruck zu vermitteln, Verzeihung, Mr. Koenig.
    »Das ist falsch«, sagte er. »Wir drohen nicht. Vielleicht möchten Sie sich Rat über die Rechte und Pflichten eines Menschen einholen, der für Ermittlungen relevante Informationen besitzt oder von dem angenommen wird, dass er solche Informationen besitzt.«

    »Ich habe diese Nummer nicht mehr. Die Karte habe ich weggeworfen.«
    »Wieso das denn?«
    »Vielleicht, um nicht in Versuchung zu geraten.«
    »Die Person, mit der Sie beim letzten Mal sprachen …«
    »Eine Frau.«
    »Akzent?«
    »Australierin.«
    »Von wem hatten Sie die Nummer?«
    »Habe ich vergessen. Sagte ich bereits. Das sagte ich bereits. «
    »Wie oft haben Sie dort angerufen?«, fragte Dove.
    »Sie können mich ruhig mit ›Mr. Koenig‹ anreden. Zeigen Sie etwas mehr Respekt.«
    »Wie oft, Mr. Koenig?«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an.«
    Villani sagte: »Ich wiederhole es gern. Von dem angenommen wird, dass er …«
    »Zweimal«, sagte Koenig. »Beim ersten Mal war keine verfügbar. «
    »Haben Sie mit derselben Frau gesprochen?«, sagte Dove, »Mr. Koenig.«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Erzählen Sie uns von Malen auf dem Körper der Frau, Mr. Koenig«, sagte Dove.
    In diesem Augenblick wurde Villani klar, dass Dove kein Fehlgriff war. Er war ein Klugscheißer, aber kein Fehlgriff.
    »Male?«, sagte Koenig.
    »Körpermerkmale.«
    »Eine Blinddarmnarbe, mehr hab ich nicht gesehen.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ich erkenne eine Blinddarmnarbe, wenn ich eine sehe. Ich hab selbst eine.«
    O Gott.

    Villani sah Koenig eine Weile an. »Sind Sie sicher, dass wir von derselben Frau sprechen, Herr Minister? Nicht von irgendeiner anderen Besucherin Ihres Hauses?«
    »Sie können mich mal. So sicher, wie man nur sein kann.«
    Phipps hatte einen Fehler gemacht, und zwar einen großen Fehler. Villani sah Dove nicht an – sie konnten jetzt keinen Rückzieher machen.
    »Wir müssen wissen, wer Ihnen die Telefonnummer gab«, sagte er.
    »Ein Typ auf einer Party gab mir die Nummer, er schrieb sie auf eine Visitenkarte.«
    »Seine Karte?«, fragte Dove.
    Kurzes Zögern. »Nein, meine«, sagte Koenig. »Ich gab ihm meine Karte. Er schrieb sie auf die Rückseite.«
    »Ein Typ, den Sie kennen?«
    »Nein. Große Party, wir hatten alle ein paar intus.«
    »Wessen Party war es?«, sagte Dove. »Wir können auch diesen Weg beschreiten.«
    Koenig leckte sich die Unterlippe, seine Zunge sah krank aus, gefleckt. »Wenn ich’s jetzt recht bedenke«, sagte er, »war es im Orion. Oder im Persius, vielleicht im Persius. Könnte aber auch im Schnee gewesen sein. Ja, vielleicht war es letzten Winter im Schnee.«
    Dove sagte: »Ich empfehle Ihnen, dass Sie wissen, wer Ihnen diese Telefonnummer gegeben hat, Herr Minister.«
    »Ach ja?«, sagte Koenig. »Ich empfehle Ihnen, dass Sie Ihren Kackschädel einziehen, Sonnenscheinchen. Und Sie, Villani, Sie haben heute Ihrer Karriere einen Bärendienst erwiesen, Sie und Ihr Hanswurst hier.«
    Villani sagte zu Dove: »Notieren Sie, dass Mr. Koenig zu diesem Zeitpunkt offenbar gegenüber Inspector Villani eine Drohung aussprach, mit den Worten, Zitat, Sie haben heute Ihrer Karriere einen Bärendienst erwiesen, Sie und Ihr Hanswurst hier. Zitatende.«

    Dove schrieb, langsam. Villani schaute ihm dabei zu. Er sah Koenig erst an, als Dove fertig war. Dann sagte er: »Mr. Koenig, wahrscheinlich möchten wir von Ihnen eine offizielle Aussage haben. Womöglich möchten Sie Ihren Anwalt mitbringen. Inzwischen wären wir für das Überwachungsvideo dankbar.«
    »Die Bänder habe ich gelöscht. Ich lösche sie einmal pro Woche. Das mache ich routinemäßig am Samstagabend.«
    Villani

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