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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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besonders finsteren Nächten nach ihm Ausschau zu halten, als würde er noch immer in der Dunkelheit lauern. Doch im Grunde war Horus eine Lichtgestalt. An diesem Morgen kam Anubis, der Hüter über das Totengericht, den geharkten Pfad zwischen den Gräbern entlang, und sein schwarzer Hundekopf auf dem menschlichen Körper war so albtraumhaft, dass Penny ihren Blick nicht von ihm abwenden konnte. Die lange Schnauze war ohne jeden Zweifel echt, genau wie die aufgestellten Ohren und das dunkle Fell. Fast erwartete sie, dass er die Reißzähne fletschen und ein grollendes Knurren von sich geben würde. Doch von den Schultern abwärts war sein Körper der eines Mannes. Genau wie die anderen trug er einen gewickelten Leinenrock, der ihm bis zum Knie reichte. Seine dunkle Haut war zweifellos eine wärmere Sonne gewöhnt. Die gehämmerten Goldplättchen auf seinem Kragen schienen aus einem Pharaonengrab zu stammen.
    Neben Anubis sah der falkenköpfige Horus fast vertraut aus. Das dichte Gefieder umschloss sein Haupt wie ein Helm. Ein echter Falke hockte wachsamen Auges auf seinem Arm.
    Zwischen diesen beiden Gestalten nahm sich Jane beruhigend menschlich aus. Sie hätte noch immer mit einem pflichtbewussten Dienstmädchen verwechselt werden können, wäre da nicht das fehlende Häubchen gewesen, ihre zerzauste Frisur und die blanke Panik in ihren Augen.
    Als hätte sie den Ablauf dieser geisterhaften Aufführung ebenso sorgfältig eingeübt wie einen Hofknicks, trat Penelope aus dem Schatten der Kapelle in die ersten Sonnenstrahlen hinaus. Noch reichten sie nicht aus, um die aus kaltem Fels geformten Grabsteine zu wärmen, doch das Tageslicht bot Penny einen notdürftigen Ersatz für einen Mut an, den sie nicht mehr empfand. Sie hielt sich kerzengerade, wie zur Eröffnung eines Balls, nur dass sie keinen Tanzpartner an ihrer Seite hatte. Ruben würde hinter einem der Steine kauern, den Revolver schussbereit in seiner Hand. Doch Julian war noch nicht da!
    »Wir haben Ihre Nachricht erhalten«, erklärte Penelope in jenem Tonfall unterkühlter Würde, den ihre Mutter für reiche Amerikaner und andere Emporkömmlinge bereithielt.
    Doch die Götter hielten sich nicht mit Höflichkeiten auf. »Wo ist Colonel Feltham?«, verlangte Anubis zu wissen. Obwohl seine Stimme an diesem Morgen schneidend klang, erkannte Penelope den fremdartigen Rhythmus wieder, der sein perfektes Englisch wie einen melodischen Singsang untermalte. Und jetzt sah sie auch, dass nur die obere Hälfte seines Gesichtes unter einer Hundemaske aus echtem Fell verborgen war. Die Schnauze und die spitzen Ohren, ja, fast der ganze Kopf, mochte das Werk eines geschickten Präparators sein, doch er war eine Maske und reichte nur bis zu seinem Mund. Das Kinn war geschwärzt, aber menschlich. Und trotz der Federhaube des Horus war es auch nur Farbe, die seinen Zügen das Antlitz eines Raubvogels verlieh. Die zwei Götter waren aus Fleisch und Blut. Es mussten die beiden Männer sein, die Penelope im letzten Herbst bei den Scheunen getroffen hatte, als sie ohne Verkleidung auf der Suche nach Ruben gewesen waren.
    »Colonel Feltham war außer Haus«, erklärte Penelope, als würde sie eine kleine Unpässlichkeit entschuldigen. »Ich bin gekommen, um ihnen zu sagen, dass mein Bruder gerade aus Wainwood House das Totenbuch holt. Er wird in Kürze hier eintreffen. Darum bitte ich Sie, sich noch ein wenig länger zu gedulden.«
    Anstatt sein Bedauern in Worte zu fassen, zog Anubis sein sichelförmiges Schwert, und die Morgensonne ließ die Klinge aufblitzte. Auf dieses Signal hin legten die beiden Bogenschützen mit einer einzigen fließenden Bewegung einen Pfeil auf die Sehnen, der eine das Spiegelbild des anderen. Der Falke duckte sich dicht über dem Handschuh seines Herrn und seine schwarzen Augen spähten nach einem Ziel. Allein Horus rührte sich nicht. »Wir werden warten, bis die Sonne zur Gänze über den Baumwipfeln steht«, erklärte er mit einem fremdländischen Akzent, doch in fehlerfreiem Englisch. »Wenn wir das Totenbuch bis dahin nicht zurückerhalten haben, stirbt das Mädchen auf den Gräbern Ihrer Ahnen.«
    »Er wird da sein«, versprach Penelope. Sie hoffte voll unendlicher Scham, dass die Männer nur von Jane sprachen und sie nicht ebenfalls an Rachels Grab töten wollten, falls Julian zu spät kam. Die Pfeilspitzen waren scharf geschliffen. Auch das Schwert des Anubis sah nicht aus, als hätte es seit Jahrtausenden im Wüstensand geruht.
    Die vier

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