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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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falsch«, meinte Greg, als der Gang sich wieder verbreiterte und sie auf eine unebene Plattform am Rande eines höhlenartigen Gewirrs von Ästen und Baumstämmen gelangten, die so dicht verwoben waren, dass die Umgebung in ein düsteres Halbdunkel gehüllt war. Greg machte ein paar Lichtstrahlen aus,
die einen Teil der gewaltigen Laubansammlung erhellten. Also gab es eine Verbindung nach außen. Aber weshalb führte der Weg dann mitten durch den Hang?
    Von der Stelle, an der sie standen, breiteten sich dicke Äste aus, die stellenweise noch mit primitiven Gehplanken ausgestattet waren. Einer dieser Wege führte nach unten, ein ebener Pfad führte zu der Stelle, wo der Schatten am dichtesten war, und ein dritter in die Höhe. Chel hatte seinen Hilferuf von einem Vudron aus übermittelt, und die befanden sich zumeist weiter oben …
    »Hier lang«, murmelte er, steckte die Gustav ins Halfter und wandte sich zum ansteigenden Weg.
    Da fasste ihn jemand beim Ellbogen und hielt ihn zurück - Alexej, der den Zeigefinger an die Lippen legte und dann zum ansteigenden Ast zeigte. Auf einmal war das Geräusch sich nähernder schwerer, knarrender Schritte zu vernehmen. Greg deutete in den Schatten. Seine Männer eilten ihm nach, doch ehe sie in Deckung gehen konnten, blitzte es in der Höhe, und eine Stichflamme schoss herab. Jemand rief einen Befehl, dann tauchte auf dem Ast ein brolturanischer Soldat auf, der mit seiner Waffe auf sie zielte.
    Unmittelbar vor Greg befand sich in passender Entfernung ein weiterer kräftiger Ast. Ohne lange zu zaudern, sprang er mit vorgestreckten Armen ab, bekam den Ast zu fassen und schwang sich zum Soldaten hinauf.
    Als er mit dem rechten Fuß den überraschten Brolturaner traf, knackte der Ast, an dem er sich festhielt, und brach. Greg streckte die andere Hand nach einem Stumpf aus, der aus einem dickeren Ast vorsprang, und bekam ihn zu fassen, während der Brolturaner schreiend ins Laubgewirr hinabstürzte. Es knackte und raschelte, dann kehrte unvermittelt Stille ein.

    »Jemand … muss … mir helfen …«, keuchte Greg, sich an dem bemoosten, rutschigen Holzstumpf festklammernd. »Ich halte nicht mehr lange durch!«
    Er wurde gepackt, hochgezogen und zur Plattform getragen, wo er von seinem Freund Chel in Empfang genommen wurde.
    »Nun, Freund Gregory, wie ich sehe, ist meine Nachricht angekommen.«
    Greg musterte ihn. Auch der Uvovo-Seher betrachtete ihn mit allen sechs Augen. Er wirkte vollkommen ruhig, als wäre er zu einer inneren Einsicht gelangt, doch der vieläugige Blick hatte auch etwas Durchdringendes an sich, etwas schwer Fassbares.
    »Also, weißt du, eigentlich dachte ich, dir stünde das Wasser bis zum Hals«, sagte Greg. »Aber so schlecht sieht es anscheinend gar nicht aus.«
    »Erst mal danke, Gregory. Es ist so, dass seit der Übermittlung der Nachricht zwei Veränderungen eingetreten sind. Zunächst ist mir klargeworden, dass es besser wäre, wenn ich mich an die Verfolger anschleichen würde, anstatt mich von ihnen jagen zu lassen. Und zweitens …«
    Der Uvovo stockte, und kurz darauf ertönten in der Höhe Schüsse, gar nicht weit entfernt. Gregs Männer wechselten Blicke, doch Greg entging nicht, dass Chel keineswegs überrascht wirkte.
    »Also, was geht hier vor, Chel?«
    »Das müssten … die Russen sein, die Leute von Mr. Washutkin.«
    Gregs Augen weiteten sich. »Washutkin ist hier?«
    »Nein, nur ein paar seiner Leute, nicht alle, einige sind umgekommen …«
    Greg musterte Greg aufmerksam. »Woher weißt du das? Hast du mit ihnen gesprochen?«

    Die Augen des Uvovo waren ins Leere gerichtet, als schaute er in eine andere Welt. »Nein, ich habe sie gesehen, ihre Pfade …« Er fasste wieder Greg ins Auge. »Washutkin ist nicht hier, Gregory, aber er ist auch nicht tot. Wir müssen uns beeilen, sie brauchen unsere Hilfe!«
    Er sprang auf den nach unten weisenden Ast und balancierte behände darüber hinweg, schneller als ein Mensch es vermöchte. Nach ein paar Metern hielt er an und sah sich über die Schulter um. Greg überlegte einen Moment, dann nickte er. Hoffentlich wird mein Vertrauen nicht enttäuscht.
    »Also gut«, sagte er. »Auf geht’s!«
    Der abschüssige Ast wurde bald darauf eben und senkte sich dann wieder ab. Jedenfalls galt das für den Weg, den Chel sie entlangführte. Sie zwängten sich durch Knoten zäher, straffer, blattloser Zweige und Lücken in den verwobenen Schatten. Auf Chels Bitte dimmten sie die Taschenlampen, so dass sie gerade

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