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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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vernahm. Jemand rief nach ihm.
    »Gelehrter Cameron! Warten Sie …«
    Er wandte sich um und erblickte Weynl, den Uvovo-Lauscher, der sich die Treppe hochmühte. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter dem grauen Stoff seines Gewands, und er atmete pfeifend. Greg reichte ihm die Hand.
    »In der Gesprächshalle … der Wächter … bittet Sie … eine wichtige Nachricht …«
    »Geht es um Horst?«
    Der Uvovo schüttelte den Kopf.
    »Also gut, Lauscher, ich gehe zurück, ja? Lassen Sie sich nur Zeit …«
    »Muss erst mal … zu Atem kommen …«
    Greg nickte und stieg eilig zur Haupthalle hinunter, bat den Veteranen Iwanow, einen Lagebericht vom Observatorium abzuholen, und setzte dann den Weg nach unten fort. Auf der Hauptebene befanden sich verschiedene Räume und Lager sowie die beiden Eingänge der Beratungshalle. Diese Etage war zur Wohnebene umfunktioniert worden. An den Wänden hingen zahlreiche Lampen und provisorische Türvorhänge, davor waren Ballen und Bündel gestapelt. Einige wenige Leute gingen plaudernd oder rauchend umher, die meisten hatten sich während
des Angriffs in ihren Räumen aufgehalten. Manch einer nickte oder winkte ihm zu, und hin und wieder vernahm er Kinderlieder.
    Gefährdet war nicht diese Etage, sondern die obere Subebene, die von den Uvovo in Beschlag genommen worden war. Am Berghang hatte sich ein Riss geet, der bis zu einem kleinen Bereich an der Innenperipherie der Feste reichte. Dort hatte man einen speziellen Raum wiederholt mit Steinen verbarrikadiert, doch das hielt die Maschinen nicht davon ab, sich hindurchzugraben. Dort befand sich das zweite brolturanische Gewehr, das sie auf ein Gestell montiert und auf den betreffenden Raum ausgerichtet hatten.
    Wenn der Akku leer ist, stehen wir vor einer schweren Entscheidung. Hoffentlich erwartet niemand von mir, dass ich sie treffe. Er raufte sich das Haar, spürte den Gesteinsstaub und den klebrigen Schweiß und sehnte sich auf einmal nach einer heißen oder auch nur lauwarmen Dusche. Die Chancen dafür stehen nicht besser, als dass Weynl und die anderen Lauscher den Schneidigen Weißen Sergeant tanzen.
    Grinsend stieg er hinunter zum zurückgesetzten Eingang und trat durch den offen stehenden Eingang der Beratungshalle.
    Der große runde Raum wurde erhellt von bunten Lichtstrahlen, die durch durchscheinende Wandplatten einfielen. Bei seinem ersten Besuch war er von Chel begleitet worden, der ihn vor einem Geisterwesen gewarnt hatte, das sich Hüter nannte. Greg aber hatte die Feste des Hauerbergs von oben bis unten erkundet und war bislang auf nichts Geisterhaftes gestoßen. Jetzt aber, da Chel im Wald nach einem geheimnisvollen Beweis suchte, bedauerte er, nicht mehr zu wissen.

    Vier steinerne Plattformen, eine davon angeschmolzen und deformiert, eine geborsten und eingestürzt, eine unbeschädigt, aber inaktiv, die vierte in Licht gebadet. Drei von Weynls Lauscherkollegen standen neben der leuchtenden Plattform und blickten Greg entgegen.
    »Der Wächter hat nach Ihnen verlangt«, sagte Churiv, der größte von ihnen. »Immer wieder.«
    »Dann brauche ich nur da raufzugehen, und er redet mit mir?«
    »So ist es, Gelehrter Cameron.«
    Gelehrter, dachte er, als er die kleine Treppe hochstieg und auf die Plattform trat. Ein Ehrentitel, den ich wohl kaum verdient habe.
    In dem Moment, als er auf die leuchtende, reliefverzierte Steinplatte trat, schnellten Lichtschleier hoch, die sich zu der seltsamen Frauengestalt verdichteten, die er schon einmal gesehen hatte, als er Catriona zum ersten Mal getroffen und ihr zugelächelt und zugewinkt hatte, während die Frau ihm von Onkel Theos Entführung berichtete und ihm Einzelheiten über Horsts Mission in den Tiefen des Hyperraums erzählte. Es war höchst eigenartig gewesen, sie zu sehen, ohne mit ihr sprechen zu können. Sie hatte ein wenig verhärmt gewirkt und trug ein grau-braunes Kleid, das ihre grün gestreiften Beine freiließ. Ihr kurzes Haar war ungekämmt gewesen, ihre Augen glänzten, als wäre sie von einem anderen Wesen besessen. Zum Schluss hatte sie ihm absurderweise eine Kusshand zugeworfen, und sie hatten beide gelacht und so getan, als wäre das Ganze ein Scherz. Dann war sie verschwunden.
    »Mensch Gregory, bist du bereit, mir deine Aufmerksamkeit zu schenken?«
    Er nickte entschieden. »Ja.«

    »Ein Freund braucht Hilfe - er sendet dir folgende Botschaft.«
    Ein Teil des Lichtschleiers verdunkelte sich und formte sich zum eines beengten, abgerundeten Raums, in dem

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