Waisen des Alls
und Grate im Norden gingen in das Gebirge im Süden
über, doch alles war verbrannt. Alle Wälder, die Wiesen, die Tiere; so weit er blicken konnte, war alles zu Asche verbrannt, eine schwarzgraue Ödnis, die im heftigen Regen gerann, kalt, schwarz und tot …
Die Vision ging ins Jetzt über, zum hinter einem Busch hockenden Chel, der einen tiefen, zitternden Atemzug tat. Auch wenn er nur ein potenzielles Grauen erblickt hatte, war die Erfahrung beinahe zu viel für ihn gewesen. Am liebsten wäre er fortgerannt und hätte sich in einer tiefen Höhle versteckt. Doch das war seiner Jugend geschuldet, und mit neuer Entschlossenheit kletterte er durchs dichte Laub den Hang hinunter zur Höhle des Gegners.
Als er beinahe unten angekommen war, hielt er inne, da er meinte, Stimmen gehört zu haben. Reglos lauschte er, dann vernahm er die Stimme eines Mannes. Chel beendete vorsichtig seinen Abstieg, während die Stimme immer näher kam. Der Mann rief um Hilfe, beschimpfte seine Bewacher und versuchte sie dazu zu bewegen, ihn freizulassen. Und Chel kannte ihn - es war Gregorys Freund Rory.
»… aye, ihr solltet mich besser freilassen, denn wenn ich eine von euren Plasmakanonen in die Finger kriege, steck ich sie euch dorthin, wo nie die Sonne hinkommt, und drück ab! … Aaaah! Also,’ne Kanone brauch ich gar nicht, ein Hammer tut’s auch!«
Aus schattigen Vorhängen von Kletterpflanzen traten metallische Gestalten hervor. Den an Händen und Füßen gefesselten Rory hatte sich einer der großen Kampfdroiden auf den Rücken geschnallt. Das war ein verstörender Anblick - während seiner tagelangen, anstrengenden Verfolgung hatte nichts darauf hingedeutet, dass der Ritter oder dessen Diener Gefangene nahmen. Der brüllende, fluchende Rory wurde zur Hinterseite der großen Fertigungsmaschine getragen, wo sich eine Faltluke geöffnet hatte. Sie
war breit genug für einen Menschen, und da glitt auch schon ein dickes Bord mit Liegemulde hervor.
Chel schüttelte den Kopf, eine Geste, derer die Menschen sich angesichts einer verzweifelten Lage bedienten. Doch er verspürte keine Verunsicherung - er musste versuchen, den Mann zu retten. Mit seinen neuen Augen, den Seheraugen, schaute er in die Luft, auf die winzigen Teilchen, aus denen sie bestand, dann hielt er Ausschau nach der Luftschale, denn er wusste, dass sie durch seine Wahrnehmung Realität werden würde. Die Anstrengung der veränderten Wahrnehmung machte sich bereits bemerkbar, doch er ließ nicht locker, und ringsumher verdichtete sich die Luft zu durchscheinenden, schwach leuchtenden Wirbeln. Er richtete sich auf und schritt geradewegs auf die Maschine zu, auf deren Rücken Rory festgeschnallt war.
Er war noch einige Meter von ihr entfernt, als ihm bewusstwurde, dass sich ihm die Maschinen von allen Seiten näherten. Ein gleißender Blitz zuckte, und die Tarnhülle löste sich auf. Rory starrte ihn vom Rücken des reglos verharrenden Droiden aus fassungslos an.
»Chel! - Bestimmt hat Greg dich geschickt …«
»Es tut mir leid, Rory, so leid.« Das war alles, was er herausbrachte, dann wurde er von kalten Metallklauen gepackt, eine Nadel bohrte sich ihm in den Hals, und es wurde schwarz um ihn.
Legion
Der Legionsritter, der im umgebauten Frachtraum der Robotfabrik ruhte, machte sich Gedanken über seine beiden Gefangenen: Der eine war ein Mensch, der andere der unauffindbare Uvovo, der ihn tagelang verfolgt hatte. Doch in
dem Moment, als er seine spezielle Gabe einsetzte, eine Art Psitarnung, war er von den an die Methoden der Vorläufer angepassten Sensoren des Ritters augenblicklich entdeckt worden. Dann hatte er das Wesen nur noch neutralisieren müssen, bevor es eine weitere List anwenden konnte.
Bis jetzt war der Ritter gegen die primitiven Lebewesen, die ihm zu nahe kamen, unnachsichtig vorgegangen, ganz gleich, ob es sich um Menschen, Uvovo, Sendrukaner oder eine andere Spezies dieser infantilen Invasionstruppe von Fanatikern handelte. Jetzt aber, da der Gang der Ereignisse sich beschleunigte und seine Strategie ihn dem unausweichlichen Triumph immer näher brachte, boten ihm die Gefangenen Gelegenheit, ein Konvergenzexperiment durchzuführen. Sobald die entsprechende Steuerung bereit wäre, würde er beide Versuchsobjekte einer Reihe von Implantationen und Tuningmaßnahmen unterziehen, um auf diese Weise herauszufinden, welche Rasse für die wahre Evolution am besten geeignet war.
Die ersten Vorbereitungen zur Herstellung der biophysikalischen
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