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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sicher, dass Rorys Leichnam nicht dabei war?«, fragte er.
    »Als die Maschinen weg waren, hab ich nach ihm gesucht und gesucht, Mr. Cameron«, sagte Murcheson kleinlaut. »Konnt’ ihn nicht finden - haben ihn wohl gefangen genommen.«
    Sie waren zu viert in der kleinen Hütte, Greg, Murcheson, ein Uvovo-Heiler, der sich um seine Verletzungen kümmerte, und Alexej Firmanow.
    »Sind Sie bereit, einen Suchtrupp zu der Stelle zu führen?«, fragte Greg. »Wenn wir die Spuren verfolgen …«
    »Greg, im Wald ist es jetzt viel zu gefährlich«, gab Alexej zu bedenken. »Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Männer zu verlieren …«

    »Rory ist mein Freund, Alexej - ich darf ihn nicht im Stich lassen.«
    »Er ist auch mein Freund, aber wir müssen uns den Realitäten stellen! Wir müssen hier durchhalten, neu aufbauen …«
    »Aye, für den Fall, dass das nächste Hegemonie-Raumschiff auftaucht und uns den Rest gibt …«
    Greg brach seine verbitterte Tirade ab, lehnte sich an die wacklige Wand und ließ den Kopf hängen. Würde ihm dieser endlose Konflikt auch noch die letzten Freunde rauben? Catriona, Onkel Theo, Nikolai, und jetzt auch noch Chel und Rory … Er dachte an die Zeit nach dem Tod seines Vaters und wie tapfer seine Mutter den Papierkram erledigt und sich um die Verwandten, die Einäscherung, die nicht abreißenden Verpflichtungen und die unbezahlten Rechnungen gekümmert hatte. Als er sie fragte, woher sie nur diese Kraft nehme, hatte sie geantwortet: »Arbeite jetzt, trauere später.«
    Recht hatte sie, dachte er, froh darüber, dass sie und seine Brüder im weiter westlich gelegenen Camp Sanctum Zuflucht gefunden hatten. Ich darf mich nicht von meinen persönlichen Sorgen ablenken lassen - für diesen Luxus fehlt mir die Zeit .
    Lächelnd sah er Alexej an.
    »Wir können wohl keinen Suchtrupp losschicken, aber vielleicht können uns die Uvovo helfen, zum Beispiel mit einem Lauscher.« Greg klopfte Murcheson auf die Schulter. »Es ist gut, dass Sie heil zurückgekommen sind, jedenfalls so gut wie. Halten Sie sich für voll einsatzfähig? Wenn Sie möchten, teile ich Sie dem einfachen Wachdienst zu.«
    »Ich glaube, es geht schon, Mr. Cameron. Aber ein paar Nächte Schlaf würden mir guttun.«

    »Ja, den könnten wir alle gut gebrauchen«, meinte Greg. »Nehmen Sie sich morgen frei. Schlafen Sie für mich mit, okay?«
    »Danke, Sir.«
    Greg nickte und trat nach draußen, gefolgt von Alexej.
    Er fröstelte im kalten Abendwind. Die Hütte des Heilers war eine von etwa einem Dutzend Baracken, die sie auf den wenigen ebenen Stellen um den großen Explosionskrater herum errichtet hatten. Die meisten Hütten dienten der Lagerung von Bauholz, das sie auf den tiefer gelegenen bewaldeten Hügeln geschlagen hatten, in den anderen lagerten Steine, Baumaterial für Treppen und Wege, die den Zugang zur alten Uvovo-Feste erleichtern sollten. Der zerstörte, halbgeschmolzene Eingang war noch benutzbar, vor allem aber war die eigentliche Feste unbeschädigt geblieben. Mehrere Personen schlenderten am Gerüst und sogar im Krater umher, einige rauchten. Alle anderen hatten sich nach drinnen begeben, um zu essen, zu tratschen und sich auszuruhen.
    Nach allem, was in den vergangenen achtundvierzig Stunden geschehen ist, gibt es weiß Gott genug Gesprächsstoff, dachte er.
    Ein junger Russe mit Namen Pawel, einer von Washutkins Leuten, trat auf ihn zu und reichte ihm ein zusammengefaltetes Papier.
    »Ist er das?«
    »Der Bericht mit den wichtigsten Festungsdaten, Sir«, sagte Pawel, während Alexej eine Knautschtaschenlampe hervorzog und auf das Papier richtete.
    Greg überflog es rasch, prägte sich Belegungszahlen, den Stand der Wasser-und Nahrungsmittelvorräte und den Waffenbestand ein, dann nickte er, faltete das Papier zusammen und steckte es ein.

    »Schon was Neues von der Suche nach einem Funkgerät?«, fragte er.
    »Heute Nachmittag wurde gemunkelt, im Nazarowatal im Süden Gangradurs gebe es eine Trappersiedlung mit einem funktionierenden Kurzwellengerät.« Pawel zuckte die Achseln. »Mr. W. hat ein paar Kundschafter hingeschickt, aber erst in zwei, drei Tagen sind wir schlauer.«
    »Was ist mit Varstrand? Er hat gemeint, er könne die Funkanlage der Har vielleicht wieder zum Funktionieren bringen.«
    »Er arbeitet noch dran.«
    Greg verzog resigniert das Gesicht. Die elektromagnetische Schockwelle der Explosion im Orbit hatte die meisten Commgeräte lahmgelegt, so dass der Kontakt mit den über die

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