Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
wusch er sich mit einem Schwamm den Dreck vom Gesicht, vom Hals und den Armen. Das muss wohl bedeuten, dass ich dazu bestimmt bin, einer dieser mürrischen Alten zu werden, die der respektlosen Jugend ständig mit den alten heroischen Zeiten in den Ohren liegen …
    Tavish Doyle kam herüber, um sie zu verabschieden, bedankte sich bei jedem Einzelnen und gab ihnen eine kleine Flasche Likör mit auf den Weg, die er aus einem unbeschädigten Lager der Taverne geborgen hatte. Eine halbe Stunde später marschierten sie, angeführt von Greg und Nikolai, einen Hügelpfad hoch, und die Lichtkegel der Taschenlampen beleuchteten den Weg. Kao Chih ging zufällig neben Silveira, dem Agenten der Erdsphäre, und unterhielt sich mit ihm leise über die leuchtenden Inekakäfer und Ulbywurzeln. Dabei bediente er sich der anglophonen Anrede.
    »Mr. Silveira«, sagte er. »Dürfte ich mich nach den Gründen für Ihre Mission erkundigen?«

    Silveira lächelte. »Bitte sehr.«
    »Danke. Als ich auf dem Flug nach Darien mal nichts zu tun hatte, habe ich die Gelegenheit genutzt, die Nachrichtenüberschriften zur Erde, Darien und der Menschheit im Allgemeinen zu durchforsten. Zu Darien gab es nur wenige Nachrichten, die sich zudem inhaltlich wiederholten, doch die Meldungen, welche die Erde und die Menschheit betrafen, befassten sich ausschließlich mit der Yamanon-Invasion und ließen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen, nämlich kritische Berichte mit unterschiedlich stark ausgeprägtem feindseligem Unterton, und solche mit Pro-Erdsphäre-Tendenz. Ich muss erwähnen, dass ich nur zu Zusammenfassungen und Extrakten Zugang hatte, doch mir scheint, dass die Erwiderungen und Dementis der Erdsphäre-Regierung unnachgiebig und sogar aggressiv ausfielen und die Loyalität zur sendrukanischen Hegemonie herausstellten. In Anbetracht dessen frage ich mich, weshalb Sie hierhergekommen sind, um die Rebellen gegen die Brolturaner zu unterstützen, die doch ein enger Verbündeter der Hegemonie sind.«
    »Eine gute Frage«, meinte Silveira. »Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens führen die Sendrukaner, vertreten durch ihren Botschafter Utavess Kuros, hier das eigentliche Kommando; zweitens haben sie erhebliches politisches Kapital in die Bewahrung der Ordnung und die Aufrechterhaltung einer ehrbaren Fassade investiert, nicht wahr? Sie haben die Vorläufer-Anlage erwähnt, diesen Materietransporter, doch ich glaube, da steckt noch mehr dahinter. Irgendeine Strategie, die diesen ganzen Ärger aufwiegt. Und drittens haben meine Vorgesetzten die Pflicht, Informationen über alle weit verteilten Ableger der menschlichen Zivilisation zu sammeln, auch wenn Agenten wie ich nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten haben. Unter
uns gesagt, sind nicht zurückzuverfolgende Seitenwaffen und Beratung in Fragen bestimmter Kampftechniken statthaft; die Bereitstellung moderner Waffen und jede direkte Einmischung in die Planung und Durchführung von Aktionen sind jedoch verboten.«
    »Das klingt entmutigend«, sagte Kao Chih.
    »Die gegenwärtige Situation hat allerdings einen Vorteil -ich bin hier, während meine Vorgesetzten fünfzehntausend Lichtjahre entfernt sind.«
    »Das hört man gerne!«, ließ Greg sich vernehmen.
     
    Nach dreistündigem Marsch mündete der Pfad in einen schmalen Hohlweg, der zwischen steilen, felsigen Hügeln hindurchführte, und Minuten später stiegen sie ins baumbestandene Tal Tayowal hinab. Die Lichter der Siedlung schimmerten durchs Laubwerk der Bäume und Büsche hindurch und hießen sie willkommen. Als sie den Nordeingang passierten, wurden sie von Rory und ein paar Veteranen begrüßt. Dahinter wimmelte eine große Menge von Neuankömmlingen umher.
    »Endlich«, sagte Rory. »Wir wollten gerade Kundschafter losschicken.«
    »Rory«, sagte Greg und zeigte auf die vielen Menschen. »Sind das alles …?«
    »Aye, die Lager und Dörfer nördlich und südlich der Kentigernberge wurden bombardiert, wo sollten sie sonst hin?«
    »Wie ist es um die Vorräte bestellt?«
    »Vor dem Ansturm hätten sie eine Woche gereicht, jetzt reichen sie nur noch für etwa drei Tage, und da wird’s schon eng.« Rory blickte Silveira an. »Ein neues Gesicht, was? Wie war die Reise, Mann? Gut oder beschissen?«
    Sie näherten sich einem großen Felseingang im Hang. Kao Chih bemerkte, dass viele Neuankömmlinge Stadtkleidung
trugen, dünne Hemden und Hosen. Auch ihr Schuhwerk war für das felsige Gelände ungeeignet.
    »Sowohl als auch«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher