Waisen des Alls
Greg. »Ich erzähl’s Ihnen, wenn die Lauscher dabei sind und ich mir ein von der Lage gemacht habe. Ist Chel da?«
»Ist eben zurückgekommen«, antwortete Rory. »Chel und Yash haben ordentlich was zu erzählen.«
»Gut. Er muss ebenfalls dabei sein.« Greg blickte sich zu Silveira um und winkte ihn näher. »Sie sollten sich einstweilen noch im Hintergrund halten, aber wir werden uns später mit den Lauschern zusammensetzen. Bis dahin wird mein guter Freund Kao Chih Ihnen Gesellschaft leisten und Ihnen etwas Warmes zu trinken besorgen, wenn Sie möchten.«
Kao Chih lächelte. »Mit Vergnügen.«
Greg und Rory verschwanden in der Tempelanlage, Kao Chih geleitete den Erdsphäre-Agenten zu einem Kochfeuer und reichte ihm einen Becher mit Brühe, als sich ihnen eine gedrungene, langarmige Gestalt mit breitbeinigem Gang näherte.
»Ah, wie ich sehe, ist der Chinese wieder da und hat noch ein weiteres Maul mitgebracht, das gestopft werden muss. Wieso bringen die Neuankömmlinge eigentlich nie was zu futtern mit?«
Vor ihnen stand Yash, noch immer mit der schweren Weste mit den zahllosen Taschen bekleidet, die der Voth trug, seit Kao Chih und der Mecha Drazuma-Ha an Bord seines Raumschiffs Viganli gekommen waren. Drazuma-Ha hatte für seine Doppelzüngigkeit und seinen Verrat bezahlt, die Viganli war beim Atmosphäreneintritt auf der anderen Seite von Darien verglüht, doch der Voth-Pilot gab sich so schroff wie eh und je.
»Nun, Ehrenwerter Yash, war Ihr Bergausflug mit Yash erfolgreich?«
»Sehr erfolgreich, Mensch Kao Chih, triumphal geradezu. Chel hat mich natürlich zu Verschwiegenheit verpflichtet, deshalb werde ich dir selbstverständlich alles berichten, was ich weiß!« Der Voth lachte glucksend. »Also, ich weiß nicht über alles Bescheid, was passiert ist, aber was ich weiß, berichte ich gern, will vorher aber wissen, was es mit deinem neuen Freund auf sich hat.«
»Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund - Ehrenwerter Yash. Das ist Baltazar Silveira«, setzte Kao Chih an, dann stockte er, da ihm der Gedanke kam, dass es Greg vielleicht nicht recht wäre, wenn ein unverbesserliches Plappermaul wie der Voth über Silveiras Identität Bescheid wüsste. Ehe er sich jedoch etwas ausdenken konnte, ergriff Silveira das Wort.
»Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, mein Herr«, sagte er zum Voth. »Sie müssen der Kapitän des Staubsammlers Viganli sein.«
»Der ehemalige Kapitän meines ehemaligen Raumschiffs«, erwiderte Yash mit einem bösen Seitenblick auf Kao Chih. »Und wer sind Sie?«
»Ich bin der Kapitän eines kleinen Raumschiffs mit außergewöhnlichen Eigenschaften«, sagte Silveira. »Und ich habe ebenfalls aufregende, gefährliche Erfahrungen gemacht. Sagen Sie, hatten Sie je Gelegenheit, die Stadt Agmedra’a zu besuchen?«
»Sie meinen den großen Trabanten im Orbit von V’Hrant, dem Roug-Planeten?« Der Voth nickte. »Dort habe ich ein-, zweimal Station gemacht. Weshalb fragen Sie?«
»Ich interessiere mich dafür«, sagte Silveira. »Und der Geheimdienst der Erdsphäre ebenfalls.«
Der Voth hob die Brauen, und Kao Chih fragte sich, ob Yash gegenüber eine solche Offenheit angebracht war.
»Einstweilen möchte ich Sie um Diskretion bitten«, fuhr Silveira fort. »Ich brauche Ihre Hilfe.«
Kao Chih wechselte einen verwunderten Blick mit Yash. »Meinen Sie uns beide, Mr. Silveira?«
»Sie beide kennen Agmedra’a, und daher möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen, der Sie interessieren dürfte.«
Kao Chih fragte sich, weshalb der Agent bis jetzt damit gewartet hatte, doch als Silveira seinen Plan in allen Einzelheiten darlegte, verspürte er auf einmal neue Entschlossenheit und Hoffnung.
Greg
Vom Eingang des Tempels aus führte der Hauptgang durch ein Höhlensystem, das die Uvovo vor vielen Jahrhunderten in die Talwand gegraben hatten. Die Stützpfeiler glichen Baumstämmen, in kleinen Nischen in Hüfthöhe brannten Kerzen. Es war kühl und roch schwach nach Laub. Greg wurde langsamer und sah Rory an.
»Wie mache ich mich?«
»Gar nicht so übel, wie’s aussieht«, antwortete der drahtige Schotte. »Wie war die Anreise?«
»Nervenaufreibend«, sagte Greg und berichtete kurz vom Hinterhalt, von Kao Chihs kurzzeitiger Gefangennahme und seiner nächtlichen Flucht durch den Wald. »Die meiste Zeit über habe ich das Gefühl, ich tauge nicht für diesen Anführer-Bluff, und dann geraten wir in eine Situation, wo rasches Handeln gefragt ist, und wenn ich die Leute bitte,
Weitere Kostenlose Bücher