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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Ufer gekrochen und hatten sich aus dem Staub gemacht, ohne sich auch nur einmal umzusehen.
    »Wir konnten euch doch nicht im Stich lassen«, sagte Greg. »Aber leider müssen wir in einer knappen Stunde, wenn wir uns ein wenig ausgeruht und gewaschen haben, aufbrechen. Und ich empfehle euch, das Gleiche zu tun und entweder in ein anderes Lager umzuziehen oder uns nach Tayowal zu begleiten. Hier ist es zu gefährlich.«
    »Ich hab viel Gutes über Sie gehört, Mr. Cameron, und danke Ihnen für Ihren Rat, aber ich lass mich nicht aus
meinem Dorf vertreiben, auch wenn’s jetzt abgebrannt ist.«
    »Tavish, das war keine Warnung - die haben Brandbomben eingesetzt, weil sie euch auslöschen wollten.«
    Der junge Mann aber blieb stur. »Aye, ich weiß, aber ich lass mich nicht verjagen.«
    Greg nickte und lehnte sich zurück. »Ich an deiner Stelle würde mich vielleicht ebenso verhalten.«
    Tavish Doyle blickte schweigend in die Flammen. Kao Chih hatte der Unterhaltung gelauscht und dabei an die Augenzeugenberichte in den Archiven der Vergeltung gedacht, die schilderten, wie die Kolonisten auf Scheiterhaufen, also die Generation seiner Großeltern, sich gefühlt hatten, als sie vom hegemonialen Monoclan angegriffen worden waren.
    »Wenn Sie möchten, packe ich Ihnen etwas Proviant ein«, sagte Tavish.
    »Sie brauchen den dringender als wir«, erwiderte Greg. »Außerdem sind es bis Tayowal nur ein paar Stunden, und ich möchte bis Mitternacht dort sein.«
    »Wie Sie meinen.«
    Als Doyle sich außer Hörweite befand, wandte sich Nikolai, der ältere der beiden Firmanow-Brüder, an Greg.
    »Sie wollen diese hübsche Siedlung so bald schon wieder verlassen?«
    Greg lächelte freudlos. »Haben Sie gesehen, in welche Richtung die Kampfjäger geflogen sind, als sie mit uns fertig waren? Nach Osten.«
    »Fünfundzwanzig Kilometer in nördlicher Richtung liegt das Holzfällerlager Freyas Friede«, sagte Alexej.
    »Von oben einsehbar?«
    »Am Fluss liegt eine Mühle, und bis vor kurzem gab es regelmäßigen Zeppelinverkehr …«

    »Ja, dann ist das auch ein leichtes Ziel«, meinte Greg. »Und ich wette, heute bekommen noch andere Lager ihr Fett weg. Mr. Silveira?«
    Der Agent der Erdsphäre schaute hoch. »Ja, Mr. Cameron?«
    »Wären Sie so freundlich, mir noch einmal zu sagen, wann diese Fabrikmaschine voraussichtlich eintreffen wird?«
    Silveira beugte sich vor und antwortete mit leiser Stimme: »Die vorliegenden Überwachungsdaten aus verschiedenen Quellen lassen darauf schließen, dass der Hegemonie-Frachter in einem Achtundvierzig-Stunden-Zeitfenster eintreffen wird, das morgen gegen fünf Uhr lokaler Zeit endet.«
    »Würden Sie sagen, es wäre sinnvoll, ihn bei Nacht landen zu lassen, nachdem man für ein bisschen Chaos gesorgt hat?«
    »Ja, in der Tat.«
    Greg blickte in die Runde. »Die Brolts überwachen das gesamte Frequenzband, deshalb können wir uns nicht in Tayowal erkundigen, ob sie ebenfalls von den verdammten Jägern angegriffen wurden. Deshalb müssen wir heute Nacht noch nach Tayowal gelangen, denn es könnte sein, dass man dort unsere Hilfe braucht. Okay?« Ernste Gesichter und allgemeines düsteres Kopfnicken. »Gut. Dann esst was und wascht euch, wenn ihr wollt. In vierzig Minuten brechen wir auf.«
    Als Kao Chih sich auf die Suche nach einem Wassereimer machte, war er mit seinen Gedanken bei seinen Leuten, den Familien und Bewohnern von Vergeltung , einem ausgehöhlten, modifizierten Asteroiden, der mit den Triebwerken des Kolonieschiffs Tenebrosa ausgestattet war. Außerdem dachte er an den Rest der Tenebrosa -Kolonisten, die auf Scheiterhaufen zurückgeblieben waren - er
war mit den Geschichten und ern von Scheiterhaufen aufgewachsen, die aus den Jahren vor dem Eintreffen der gewaltigen Extraktormaschinen stammten, als der Asteroid noch »Tugend im Tal« geheißen hatte, ein abgelegener Ort des Friedens, nach dem die ältere Generation sich sehnte. Selbst wenn alle überlebenden Kolonisten von Scheiterhaufen sich auf Darien ansiedeln könnten, würden die Älteren trotzdem der Vergangenheit nachtrauern, doch die Jungen und Nachgeborenen würden diese Welt hier als ihre Heimat annehmen und sie lieben.
    Und dennoch … in den letzten chaotischen Tagen hatte es einen Moment oder vielmehr mehrere Momente gegeben, da ein Teil von ihm sich nach Vergeltung zurückgewünscht hatte, in die behagliche Enge seiner Schlafkoje, umgeben von all den Geräuschen, Gerüchen und Rhythmen des Familienlebens …
    Lächelnd

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