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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Minuten verstrichen, und in dem Maße, wie die Schäden zunahmen, wurden die Warnleuchten an der Hauptkonsole zahlreicher. Robert fragte sich, was Rosa eigentlich davon abhielt, das Schiff mit dem Scharfmachen der Sonden zu betrauen, als auf dem schirm eine Gestalt mit dunklem Körperschutz auftauchte. Bei stärkerer Vergrößerung stellte sich heraus, dass dies Rosa war, deren untere Gesichtshälfte von einer transparenten Atemmaske bedeckt wurde. Allerdings trug sie keinen Raumanzug.
    Auf dem schirm bewegten sich ihre Lippen, und aus der Funkkonsole tönte vollkommen klar ihre Stimme.
    »Daddy, alles in Ordnung - ich habe einen synthetischen Körper, schon vergessen? Ich brauche mir ums Atmen oder um den Blutdruck keine Sorgen zu machen. Bei dem, was ich vorhabe, werden meine Speicher gelöscht, wie auch immer es ausgeht …«
    »Rosa!«, schrie Robert auf. »Mein Gott, ich ertrage es nicht, dich ein zweites Mal zu verlieren!«
    »Du kannst mich nur einmal verlieren, Daddy«, erwiderte sie.
    Dann winkte sie, wandte sich ab, sprang vom Schiffsrumpf ab und flog auf den Unterpanzer des Legionsritters zu. Ein mit Scherenklingen besetzter segmentierter Arm schlug nach ihr. Die kleinen Korrekturtriebwerke an ihren Schultern und Ellbogen flammten auf. Sie wich dem Hieb aus und flitzte zum Schultergelenk eines der Hauptarme,
der sich mit gezackten Zangen in den Bauch der Plausible Antwort vorarbeitete.
    Robert, der an der Konsole stand, starrte gebannt auf den schirm. Sie hatten den kleinen Mond inzwischen hinter sich gelassen und rasten auf einen anderen Teil des Planetoidenrings zu. Das messingfarbene Sonnenlicht ließ alle Einzelheiten überdeutlich hervortreten.
    Rosa blieb gerade noch Zeit, die kreisrunde Sprengladung aus der Hüfttasche zu ziehen und in den Spalt der Gelenkfassung zu schieben, dann wurde sie von einem segmentierten Tentakel getroffen. Da sie sich an einem Fortsatz des Unterpanzers festgebunden hatte, flog sie nicht weg, sondern beschrieb lediglich eine Kurve und landete auf den Füßen. Sich an den Haltegriffen am Rumpf festhaltend, kletterte sie an der unebenen Unterseite des Legionsritters entlang und hatte bereits einen gehörigen Abstand zwischen sich und die Tentakelfassung gelegt, als die Sprengladung detonierte.
    Es blitzte lautlos, Metalltrümmer wurden in den Raum geschleudert, und der abgetrennte Arm, der nur noch mit seinem Opfer verbunden war, schwenkte bogenförmig ab. Gleichzeitig verzögerte die Plausible Antwort mit Maximalschub -der Legionsritter wurde dabei aus seiner halbverdeckten Position geschleudert und schwang an den Armen herum, die noch mit den Innereien des Konstruktraumers verbunden waren. Der segmentierte Tentakel langte aus der aufgerissenen, ausgeweideten Schiffshülle hervor, um sich schnappend, nach Halt suchend …
    Robert beobachtete, wie Rosa sich zur Mitte des Panzers vorhangelte. Dann platzten unvermittelt Energienetze aus ihr hervor und breiteten sich in alle Richtungen aus. Einen Moment lang verharrten die Gliedmaßen des Angreifers mitten in der Bewegung … dann begannen sie krampfhaft
zu zucken, die Bohrcluster und Hochleistungsgreifer erbebten und lösten sich vom Rumpf der Plausible Antwort . Endlich hatte sich das Schiff aus der tödlichen Umklammerung befreit.
    Vom Pilotensessel aus starrte Robert zusammengesunken auf den schirm. Das Schiff erklärte im Hintergrund, dass synthetische Körper neuester Bauart wie der Rosas imstande seien, in höchster Not ihre gesamte Energie in einem Überladungsblitz zu entladen. Robert vernahm die Worte, doch sie gingen beim einen Ohr herein und beim anderen hinaus - sein Bewusstsein war wie betäubt und nahm nur noch den schirm wahr, auf dem seine Tochter starb.
    Schließlich verblasste die Energieentladung, und bald darauf verkündete das Schiff, weder der Ritter noch Rosa zeigten irgendwelche Anzeichen von Leben. Benommen und erschöpft erhob sich Robert und taumelte zu seiner Kabine. Dass die Plausible Antwort etwas über Reski Emantes und das bevorstehende Rendezvous sagte, bekam er kaum mit. Er legte sich im Dunkeln aufs Bett, die Trauer umschloss sein Herz wie eine eiskalte Hand. Schlaf fand er keinen, denn immer wieder ging ihm die letzte Unterhaltung mit seiner Tochter durch den Sinn.
    Irgendwann öffnete sich die Kabinentür, doch er regte sich nicht.
    »Gut, dass Sie es so gefasst aufnehmen.«
    Es war Reski Emantes.
    »Danke«, murmelte Robert ins Kissen. »Bitte geh jetzt.«
    »Tut mir leid, aber Ihre

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