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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Planetoiden absetzen - ich möchte die Gegengravitation zu einem scharfen Einschwenken auf die Zielkoordinaten nutzen.«
    »Verstanden.«
    Robert, der aufmerksam zugehört hatte, begriff sogleich, was Rosa vorhatte. Gebannt blickte er auf den schirm. Im Hauptfenster entfernte sich der nahe Planetoid, als sich die Plausible Antwort dem nächsten kleinen Himmelskörper zuwandte, dessen vollkommen unstrukturierte Oberfläche als kupferfarbener Halbmond sichtbar war. In einem anderen Fenster flammte plötzlich ein dahinrasender Diamant auf.
    »Die Rakete wurde zerstört«, meldete das Schiff.
    »Wo nimmt er nur diese ganze Energie her?«, murmelte Rosa.
    »Zweite Rakete gestartet - Begegnung in 1,92 Minuten.«
    »Gut, ich fahre die Sensoraktivität zurück«, sagte Rosa schnell. »Für die Zielerfassungssysteme steht jetzt mehr Rechenkapazität zur Verfügung.«

    Es wurde allmählich brenzlig, alles steuerte auf eine Katastrophe zu, doch die Brücke war eine angenehm klimatisierte Insel der Ruhe. Rosa erstaunte Robert mit ihrer Tüchtigkeit, ihrem selbstbewussten Umgang mit der Bordsteuerung und ihrer Gelassenheit unter Beschuss. Auch wenn sie ein AI-Amalgam der ursprünglichen Rosa war und ihr Körper nichts weiter als eine synthetische Simulation, verspürte er unwillkürlich Vaterstolz. Jedenfalls dann, wenn er nicht gerade von Todesangst überwältigt wurde.
    »Bis zum Antigravitationsmanöver noch 2,05 Minuten«, sagte das Schiff. »Suspensoren bereit … Rakete zerstört! …«
    Gott sei Dank, dachte Robert und dachte an Reski Emantes’ Ableben.
    »Zweite Ortung! Unbekanntes Raumschiff auf Kollisionskurs an Backbord, rasch aufschließend … Zusammenprall in achtunddreißig Sekunden.«
    Angstvoll hielt er auf dem Panoramaschirm Ausschau nach dem zweiten Angreifer.
    »Heckseitige Positionstriebwerke einschalten«, sagte Rosa. »Das Heck nach Steuerbord wenden.«
    »Verstanden.«
    »Was ist das für ein Schiff?«, fragte Robert. »Ein weiterer Cyborg der Legion?«
    Rosa schüttelte den Kopf. »Das ist derselbe, der richtige! Wir sind vor einer Art Verfolgerdrohne geflüchtet, die ein Hologramm projiziert hat …« Sie stockte und sah auf den Panoramaschirm. »Das ist er! Daddy, Achtung …«
    In einem Fenster raste die Oberfläche eines Asteroiden vorbei. Das wellte sich, dann tauchte aus dem Nichts ein großes, dunkles Ding auf. Robert erhaschte einen Blick auf gepanzerte Fortsätze, die in Klauen und Stacheln ausliefen, dann warf der Zusammenprall ihn vom Sessel.

    »Vier Rumpfdurchbrüche an der Unterseite«, meldete das Schiff. »Ich riegele die betroffenen Sektoren ab und leite die Netzwerke und Steuertechnik um. Bereit für …« Plötzlich leuchteten an Rosas Konsole neonhelle Symbole auf, und auf dem Panoramaschirm öffneten sich mehrere Fenster.
    »Zwei weitere Rumpfdurchbrüche«, sagte die Plausible Antwort . »Einer der Hauptsuspensoren ist ausgefallen. Ein Sturzflug zur Planetoidenoberfläche ist im Moment leider zu gefährlich - ohne gravitative Feinkontrolle würden wir uns in die Sammlung von Schiffswracks einreihen.«
    »Was ist mit deinen Strahlenwaffen?«, fragte Rosa.
    »Ich habe die Strahlenkanonen an der Unterseite deaktiviert, damit sie nicht gegen uns verwendet werden. Die Kanonen an der Oberseite feuern unablässig auf die sichtbaren Sektoren des Gegners. Einige Abschnitte der Panzerung schmelzen bereits oder verdampfen, was aber keine nennenswerten Auswirkungen auf den Nahangriff hat. In weniger als zehn Minuten wird der gesamte Innenraum aufgerissen sein, und die Atemluft wird entweichen.«
    Rosa nickte. »Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Wie sieht es mit der Munition aus?«
    »Fünfundzwanzig Ladungen wurden abgefeuert, vierzig nachgefertigt, in unterschiedlichen Klassen.«
    »Gut, und wie viele Sonden sind noch vorhanden?«
    »Eine mittlerer Reichweite, sechs für den Nahbereich.«
    Rosa machte ein nachdenkliches Gesicht, dann lächelte sie Robert an. »Es wird schon klappen, Daddy. Warte hier, ich seh mal nach den Sonden und lasse sie scharf machen.«
    »Ist gut«, sagte er, um Gelassenheit bemüht. »Ich behalte den unwillkommenen Besucher im Auge.«

    Er sah ihr nach, als sie davoneilte, dann wandte er sich wieder dem Panoramaschirm mit den verschiedenen Außenansichten zu. In allen Fenstern wurde der gewaltige Cyborgritter angezeigt, der sich an die Unterseite der Plausible Antwort klammerte und mit seinen Klauenarmen Rumpfschichten und Instrumentenverkleidungen abriss. Die

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