Waisen des Alls
werden bald aufwachen, da sollten wir ein paar glückliche Freiwillige für die Schlepperei auswählen.«
Rory zuckte die Achseln. »Dabei war ich schon auf dem besten Weg, beliebt zu werden!«
10 Robert
Schiffstrümmer traten aus dem Schatten des Planetoiden hervor und funkelten im trüben messingfarbenen Sonnenlicht wie verbogene Goldstücke. Eine Wolke schimmernder Fragmente, die das zernarbte, zerrissene Wrack eines großen Linienraumers umhüllte.
»Von Leben keine Spur«, meldete Rosa. »Kein Funkverkehr, keine Funkfeuer, keine Energiequellen.« Sie zuckte die Achseln. »Eigentlich keine große Überraschung - das Wrack ist schon sehr alt.«
»Ich glaube, diesen Schiffstyp habe ich noch nie gesehen«, sagte Robert. »Das Ding ist anders als die anderen.«
Auf der Flucht vor dem Legionsritter von Planetoid zu Planetoid huschend, hatten sie bereits fünf weitere ausgeweidete Wracks entdeckt. Alle diese Raumschiffe waren klein und von exotischer, geradezu barocker Bauart, und alle wurden von der Plausible Antwort als Schichtenraumer der einen oder anderen Schichtenzivilisation identifiziert. Dieses Raumschiff aber war im Vergleich dazu riesig; der breite Rumpf verjüngte sich zu einem wulstigen Bug. Der Rumpf war unbeschriftet, auch ein detaillierter Oberflächenscan erbrachte keine Aufschlüsse. Die sichtbaren Schäden - die riesigen Löcher im Rumpf, der zerschmetterte Antrieb, die schartigen Risse an den Stellen, wo die Trümmerwolke besonders dicht war - ließen jedoch darauf schließen, dass es vom Legionsritter angegriffen worden war.
»Das ist ein Raumschiff der Bargalil«, sagte Rosa. »Aus der Indroma-Plexus-Ära. Aber wie ist es hierhergekommen? Vielleicht war das ein Forschungsraumer …«
»Ortung in 4895 K Entfernung«, meldete plötzlich die Plausible Antwort . »Der Legionsritter kommt aus der Deckung, hat uns anscheinend aber noch nicht entdeckt.«
»Flieg mit geringem Schub in die Trümmerwolke«, sagte Rosa. »Vielleicht können wir uns hinter dem Wrack verstecken.«
Sie beschleunigten, und die Schutzschirme wurden umkonfiguriert, so dass sie den Aufprall der Trümmerteile lediglich dämpften, anstatt sie abprallen zu lassen, was den Sensoren des Legionsritters sicherlich nicht entgangen wäre. Die Taktik schien zu funktionieren. Auf dem Panoramamonitor wurde die Umgebung in verschiedenen Vergrößerungsstufen dargestellt; in einem Fenster wurden die Positionsdaten des Legionsritters und die Trümmerwolke angezeigt, die den Blick in die Ferne verdeckte. Der Gegner war in den Planetoidenschatten eingetreten, und die Plausible Antwort beschränkte sich auf den Einsatz passiver fest montierter sowie frei fliegender Sensoren. Die Signalinterpolation ergab, dass der Kurs, den der Legionsritter durch die Planetoidenwolke verfolgte, optimal war für einen maximalen Erfassungsbereich der Scanner. Robert versuchte normal weiterzuatmen, als sie sich dem großen Schiffswrack näherten, einen Bogen flogen und dahinter abbremsten und zum Stillstand kamen. Jetzt waren sie zumindest vor einer Ortung sicher.
Rosa und das Schiff berieten sich über die von einigen der Flugsonden hereinkommenden Daten, während Robert auf dem schirm die verschiedenen Ansichten des Schiffsrumpfs betrachtete. Eine externe Kamera folgte einer
Reihe von Rissen bis zu einem großen Loch im Rumpf - darin waren die schartigen Ränder von Schotts und Decksböden zu erkennen, abgerissene Rohre, herumhängende Kabel und Leitungen, die zwischen verbogenen Trägern und messerscharfen Metallflächen schwebten. Reglose Anhäufungen von Treib-und Wrackgut schwebten in dem Riss, unbekannte Objekte neben zerfetzten Kleidungsstücken, die einmal den unförmigen sechsfüßigen Bargalil gehört hatten. In einem Fenster mit starker Vergrößerung war zu erkennen, dass es sich teilweise um Raumanzüge handelte; als Robert begriff, was das bedeutete, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
»Wo sind die Leichen?«, fragte er. »Ich sehe keine.«
Nach einem Moment antwortete Rosa: »Es scheint so, als wären sie eingesammelt worden, Daddy.«
Er runzelte die Stirn. »Vom Legionsritter?«
»Die Ritter der Legion der Avatare sind Cyborgs«, sagte sie. »Das Gehirn aus Fleisch und Blut befindet sich im Zentrum der mechanisierten Schale. Von dort breitet sich Nervengewebe durch die Systeme und Maschinen aus. Im Wesentlichen ist das eine bioelektrische Steuermatrix, die von maßgeschneiderten Neuronenclustern unterstützt wird …« Sie hielt
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