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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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überlegenen diplomatischen Fertigkeiten sind gefragt. Wir haben die Zielkoordinaten erreicht und schweben derzeit neben einem eindrucksvoll funkelnden Raumfahrzeug, dessen Insasse, ein Vertreter Gottes, Ihren Besuch erwartet.«

    Robert hob den Kopf und funkelte den Droiden an.
    »Ich habe gerade miterlebt, wie meine Tochter gestorben ist! Ich bin nicht in der Lage, Verhandlungen zu führen.«
    »Das wäre sicherlich tragisch und ein hinreichender Grund, zu greinen und den Kopf hängen zu lassen - wenn es denn so wäre.«
    »Wie war das?«, sagte Robert gereizt.
    »Das, was da draußen umgekommen ist, war nicht ihre Tochter«, erklärte der Droide. »Das war eine spektralangepasste AI, modelliert nach den Holosimdaten, die Sie von Darien mitgebracht haben.«
    Dann fielen Robert wieder Rosas letzte Worte ein - Du kannst mich nur einmal verlieren -, und er begann zu verstehen. Auf der Bettkante sitzend, stützte er den Kopf auf die Hände und bedeckte die Augen mit den Fingern. Er seufzte schwer.
    »Sie ist ihre Daten«, sagte er.
    »Na endlich - genauso ist es. In den Momenten, bevor die Rosa-AI sich opferte, hat das Schiff ihren Bewusstseinszustand aufgezeichnet. Wenn das Konstrukt eine neue Simulation schickt, wird es sie mit ihrer Datenmatrix abgleichen und bis zum letzten Augenblick ihres Lebens updaten. Aber das wird nicht Ihre Tochter sein. Ich hoffe, Sie verstehen das jetzt.«
    Verstehen , dachte er und erhob sich. Verstehen ist nicht dasselbe wie empfinden.
    »Wie erfährt das Konstrukt, was passiert ist?«
    »Das Schiff hat bereits einen verschlüsselten Bericht übermittelt, und sobald wir wissen, was das Sprachrohr Gottes zu bieten hat und wohin wir als Nächstes fliegen sollen, senden wir vor dem nächsten Schichtensprung ein Update. Das hängt natürlich davon ab, dass Sie erfolgreich
um eine persönliche Unterredung mit diesem Gott verhandeln, was nur ein organischer Organismus tun kann. Sind Sie bereit?«
    Vor seinem inneren Auge sah er Rosa, wie sie das Schiff befehligte, wie sie lächelte und kämpfte und starb. Er atmete tief durch.
    »Ja, das bin ich.«
    Er nahm eine Ultraschalldusche, trank einen Becher süßen Nährtranks, dann legte er den Anzug an, den das Schiff ihm bereitgestellt hatte. Das Ding war schwarz und streng geschnitten, mit dunkelblauen Zierleisten und einem merkwürdigen in die Brusttasche eingeprägten Symbol, einem blassblauen Viertelkreis mit einem kleineren, gegenüber dem Mittelpunkt versetzt angeordneten Vollkreis. Wie er sich so im Ganzkörperspiegel musterte, musste er sich eingestehen, dass der Anzug ihm gut stand und dass er darin wie ein eiskalter, mit allen Wassern gewaschener Diplomat wirkte. Ein paar Minuten später wartete er mit Reski Emantes vor der Hauptschleuse, während sich eine Art Nabelschnur luftdicht an die Außenhülle der Plausible Antwort heftete.
    »Wie hast du es geschafft, den Angriff der EMP-Rakete zu überstehen?«, fragte Robert. »Hat das Schiff auch von dir eine Aufzeichnung angefertigt?«
    Die Dreiecksgestalt des Droiden drehte sich halb zu ihm herum. »Ich habe mich vor der Detonation in einen abgeschirmten Backupkern zurückgezogen, ein Ausweg, der euch Organikern nicht offensteht.« Der Droide lachte leise. »Und auch den Legionsrelikten nicht.«
    An der niedrigen, mit kleinen Grübchen gemusterten Decke ertönte ein Signal, dann teilten sich die Türen der Innenschleuse, gefolgt von den Außentüren. Ein glänzender, rosaroter Weg führte durch die Nabelschnur mit ovalem
Querschnitt, deren durchscheinendes graues Material von grünen Stütztrippen gegliedert wurde. Robert vermochte den flachen, ovalen Umriss des fremden Raumschiffs gerade soeben zu erkennen. Seite an Seite schritten sie über den leicht abschüssigen Weg bis zu einer quadratischen Luke, die sich diagonal vor ihnen teilte. Ehe sie weitergehen konnten, schwenkten scharf gebündelte Lichtstrahlen über den schwebenden Droiden hinweg. Eine eigentümlich verzerrt klingende Stimme tönte aus dem dunklen, durchscheinenden Gang.
    »Der Eintritt ist nur organischen Abgesandten gestattet -der Mecha muss umkehren.«
    »Ich bin die Eskorte des Abgesandten Robert Horst«, erwiderte Reski.
    »Ausnahmen werden nicht gemacht«, sagte die Stimme. »An Bord dieses Raumschiffs herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Eskorten sind nicht erforderlich.«
    »Und das sollen wir dir glauben.«
    »Wir bestehen darauf.«
    Der Droide wandte sich Robert zu. »Es sieht so aus, als müssten Sie allein

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