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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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DASS ICH BESCHLOSSEN HABE, EINE PROJEKTIONSGESTALT ANZUNEHMEN, DA DIES DIE VERSTÄNDIGUNG ERLEICHTERT. SOLL ICH SIE DIR ZEIGEN?
    Cat nickte überrascht. »Gern. Nur zu.«
    Die Lichtschleier verblassten, und die durchscheinende Gestalt einer jungen Frau in unauffälliger einteiliger Kleidung und mit nahezu militärischem Haarschnitt nahm ihre Stelle ein. Das blassblonde Haar war zurückgebunden, und sie hatte ein jugendliches, hübsches Gesicht mit blaugrauen Augen. Sie blinzelte wiederholt und lächelte zögerlich. Catriona musste unwillkürlich lachen.
    »Wie geht es Botschafter Horst?«, fragte sie. »Ich nehme an, er ist am Leben.«
    »Er lebt und ist wohlauf«, antwortete der Wächter, dessen weibliche Stimme einen tieferen Unterton aufwies. »Ich nehme an, du hast seine Tochter in den Nachrichten gesehen … und ich nehme des Weiteren an, dass Major Karlsson dir gesagt hat, weshalb es nötig war, ihn aus dem Warpbrunnen verschwinden zu lassen.«
    »Aye, Tony und ich hatten deswegen eine kleine Auseinandersetzung«, sagte sie. »Durch Horsts Verschwinden wurde nämlich Sundstroms Position geschwächt. Du hättest ihn auf Darien lassen sollen.«
    »Kuros, der Gesandte der Hegemonie, hat zu dem Zeitpunkt die Marschrichtung vorgegeben«, erwiderte der Wächter. »Und da das Konstrukt zur Durchführung einer wichtigen Mission einen Menschen oder einen Uvovo benötigte, habe ich das AI-Implantat des Botschafters neutralisiert und ihn in die Schichten des Hyperraums versetzt.«

    Es war eine eigenartige Erfahrung, mit der durchsichtigen Projektion von Horsts Tochter zu sprechen, obwohl ihr die ganze Zeit bewusst war, dass hinter diesen Augen eine uralte Maschinenintelligenz stand.
    Und gleichzeitig spürte sie, dass Segrana zuschaute und wartete, eine zarte Berührung, in der Wehmut, Belustigung und Hoffnung mitschwangen.
    »Wie hast du es geschafft, ein so detailliertes Eben zu erschaffen?«, fragte sie.
    »Als ich ihn in die Obhut des Konstrukts übergab, hatte der Botschafter einen interaktiven Simulationsprojektor dabei, der ein umfassendes, multifraktives Profil seiner Tochter gespeichert hatte, das seine Frau auf der Erde hatte anfertigen lassen. Als ich das Konstrukt in der Frage der Selbstdarstellung um Rat fragte, hat es mir den Datensatz übermittelt. Unterdessen hat das Konstrukt Robert Horst mit einer hoch wichtigen Mission betraut, die er in Begleitung einer Biosimulation seiner Tochter Rosa durchführt. Offenbar steht das in Zusammenhang mit seinen Untersuchungen zu den adaptiven Fähigkeiten von Menschenmodellen.«
    Bei Catriona löste diese Bemerkung Unbehagen aus.
    »Untersuchungen?«, wiederholte sie. »Gibt es von Rosa denn noch weitere … Modelle?«
    »Das weiß ich nicht, Hüterin, aber es ist durchaus wahrscheinlich.«
    Das wird ja immer eigenartiger , dachte sie. Sie vergegenwärtigte sich die wenigen Informationen, die Theo ihr zum Konstrukt und dem Warpbrunnen gegeben hatte, doch ihr war bewusst, dass ihr Wissen gewaltige Lücken aufwies. Sie musste mehr erfahren.
    »Wächter, ich habe noch viele Fragen. Ist es dir gestattet, sie mir lückenlos zu beantworten?«

    Der Hüter, halb Rosa, halb Maschinenintelligenz, lächelte breit. »Gewiss - ich soll mit der Hüterin und den Pfadmeistern kooperieren.«
    »Großartig!«, sagte Cat und begann die Treppe wieder hochzusteigen. »Warte bitte hier, ich spreche mal eben mit meinen Freunden, die draußen warten.«
    Gut, dass die Invasoren noch nicht gleich eintreffen werden, dachte sie, als sie zum Eingang eilte und Lauscher Okass zu sich winkte. So haben wir noch Zeit, ihnen einen heißen Empfang zu bereiten!

TEIL ZWEI

12 Legion
    Jetzt, da Kirkland, der Präsident der Kolonie, zur Planetenoberfläche unterwegs war, stellte sich an Bord des Erdsphärekreuzers Herakles allmählich wieder die entspanntere Wachsamkeit des Normalbetriebs ein. Unten im Sensorium überwachte der Zweite Lieutenant Claudio Smeraldi per Holoverbindung seine drei Operatoren, die sich mit den neuen Testaufträgen vertraut machten. Von den dreien war nur Mazwai ein erfahrener Sensorspäher, während Gadowski und Halabi sich erst kürzlich bei Rostering freiwillig gemeldet hatten. Nach dem Staubsammlerdebakel hatte der Captain erhöhte Einsatzbereitschaft und strengeres Training angeordnet, was bei Smeraldi auf Zustimmung traf.
    Hugo, das neue Betriebssystem des Sensoriums, war schneller und verfügte über bessere Multitaskingeigenschaften als jeder Mensch, doch der Zweite

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