Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
qualifizierte ihn bereits als außergewöhnliches wissenschaftliches Studienobjekt. Außerdem war das hier auf jeden Fall besser, als allein herumzusitzen und über Hassanrufe und E -Mails nachzudenken.
»Hängt davon ab, wen du fragst.« Er lachte. »Na ja, ich weiß nicht. Als ich im ersten Jahr war – in diesen ersten paar Monaten, mit den ganzen älteren Mädchen? Ich habe wahrscheinlich mehr Zeit auf sie verwendet als auf meine Kurse.«
Ich grinste, weil ich mir das nur zu leicht vorstellen konnte. »Aber jetzt nicht mehr?«
Er schüttelte den Kopf. »Also, wo kommst du her?«
Okay. Offensichtlich wollte er über seinen Status als geläuterter Frauenheld nicht reden. Visionen von ungewollten Schwangerschaften schossen mir durch den Kopf. »Ich stamme aus Texas.«
»Texas?« Er lehnte sich vor. »Wirklich? Du hast keinen Akzent.«
»Ich bin nicht in Texas geboren. Meine Familie stammt ursprünglich aus Ohio. Wir sind erst nach Texas gezogen, als ich schon elf war, und ich habe den Akzent nie angenommen.«
»Von Texas nach West Virginia? Das ist ein ganz schöner Unterschied.«
Ich senkte mein Bein, stand auf und griff nach meinem Teller und seiner Schüssel. »Na ja, ich lebte in dem Teil von Texas, der nur aus Einkaufszentren besteht, aber davon mal abgesehen ist es hier recht ähnlich.«
»Ich sollte abräumen.« Er wollte aufstehen. »Ich habe den Dreck schließlich gemacht.«
»Nein.« Ich riss ihm die Schüssel unter der Nase weg. »Du hast gekocht. Ich mache sauber.«
Er gab nach und öffnete stattdessen die Alufolie um das Brot. Es roch wundervoll. »Wieso hast du dich für diese Stadt entschieden?«
Ich wusch das Geschirr und seine kleine Pfanne ab, bevor ich diese Hammerfrage beantwortete. »Ich wollte einfach weg, so wie du.«
»Muss trotzdem ziemlich hart sein.«
»Nein.« Ich griff nach dem Topf, in dem er seine Eier gekocht hatte. »Die Entscheidung ist mir sogar unglaublich leichtgefallen.«
Er dachte scheinbar darüber nach, während er das Brot in zwei Teile brach. »Du bist ein Mysterium, Avery Morgansten.«
Ich lehnte mich gegen die Arbeitsfläche und riss die Augen auf, als er anfing, eine ganze Hälfte des Brotes zu essen. »Eigentlich nicht. Du bist viel rätselhafter.«
»Wieso?«
Ich wedelte mit einer Hand in seine Richtung. »Du hast gerade vier hartgekochte Eier gegessen, jetzt isst du die Hälfte des Brotes und gleichzeitig hast du Bauchmuskeln wie frisch aus der Fitnessstudiowerbung.«
Cam schien begeistert, das zu hören. »Du hast mich abgecheckt, richtig? Irgendwann zwischen deinen Beleidigungen? Ich fühle mich wie ein Lustobjekt.«
Ich lachte. »Halt den Mund.«
»Ich wachse noch.«
Ich zog die Augenbrauen hoch, und Cam lachte. Dann erzählte er mir ein wenig über seine Eltern, während er den Rest des Brotes zu sich nahm. Ich ging zurück zum Tisch und setzte mich, weil es mich wirklich interessierte. Sein Vater hatte eine eigene Anwaltskanzlei, und seine Mutter war Ärztin. Das bedeutete, dass Cam aus einer betuchten Familie stammte. Natürlich schwammen sie nicht in Geld wie meine Eltern, aber auf jeden Fall reichte es wahrscheinlich, um seine Miete zu zahlen. Es war auch offensichtlich, dass er ihnen sehr nahestand, und darum beneidete ich ihn. In meiner Kindheit hatte ich mir nur gewünscht, meine Eltern bei mir zu haben. Aber bei all den Wohltätigkeitsveranstaltungen, den Reisen und den Abendessen waren sie so gut wie nie zu Hause gewesen. Und nachdem all das geschehen war, hatten sie mich zu den seltenen Gelegenheiten, wo sie daheim gewesen waren, nicht mal ansehen können.
»Also, fliegst du für die Herbstferien oder über Thanksgiving zurück nach Texas?«, fragte Cam.
Ich schnaubte. »Eher nicht.«
Er legte den Kopf schief. »Hast du schon andere Pläne?«
Ich zuckte mit den Achseln.
Cam ließ das Thema fallen. Als er schließlich ging, war es fast Mittag. Er hielt an der Tür an, drehte sich zu mir um und warf mit einer Hand seine kleine Pfanne, mit der anderen das Bananennussbrot in die Luft, um dann beides wieder zu fangen. »Also, Avery…«
Ich lehnte mich gegen die Rückenlehne der Couch. »Also, Cam…«
»Was hast du Dienstagabend vor?«
»Keine Ahnung.« Ich musterte ihn misstrauisch. »Warum?«
»Wie wäre es, wenn du mit mir ausgehst?«
»Cam.« Ich seufzte.
Er lehnte sich gegen den Türrahmen. »Das war kein Nein.«
»Nein.«
»Okay, das ist ein Nein.«
»Ja, ist es.« Ich stieß mich von der Couch ab, um die Hand nach
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