Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
allzu große Lüge. Ungefähr um diese Jahreszeit, irgendwann zwischen Thanksgiving und Weihnachten, machten meine Eltern gewöhnlich eine Kreuzfahrt oder fuhren in den Skiurlaub. »Veranstalten deine Eltern so ein richtig großes Thanksgivingdinner?«
»Ja«, murmelte er, während er den Blick auf seinen leeren Teller senkte.
Danach schlief die Unterhaltung ein wenig ein. Die Rechnung kam, und Cam schien nicht länger bleiben zu wollen. Die Nachtluft war mehr als kalt, und unser Atem formte neblige weiße Dampfwolken. Ein heftiger Wind heulte um uns herum, strich durch meine Haare und warf sie mir ins Gesicht. Ich zitterte und verkroch mich tiefer in meine Jacke.
»Ist dir kalt?«
»Solches Wetter gibt es in Texas nicht«, gab ich zu.
Cam lachte und trat näher an mich heran, um seinen Arm über meine Schulter zu legen. Sofort spürte ich seine Körperwärme. Ich musste hart dagegen ankämpfen, zu verkrampfen und auf den Hintern zu fallen. »Besser?«
Ich konnte nur nicken.
Ich entkam dem beißenden Wind, während ich in das Auto kletterte und mich anschnallte. Cam stieg auf den Fahrersitz und ließ den Motor an, dann klatschte er in die Hände und rieb sie gegeneinander. Er warf mir einen Blick zu. »Hattest du einen schönen Abend?«
»Ja. Und danke für das Essen. Ich meine, für die Einladung. Danke.« Ich stammelte so herum und schloss die Augen. »Danke.«
»Gern geschehen.« Belustigung schwang in seiner Stimme mit. »Danke, dass du mir endlich erlaubt hast, dich einzuladen.«
Danach machte er das Radio an. Es war nicht laut genug, dass wir uns nicht hätten unterhalten können, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren. Irgendwo zwischen Hagerstown und University Heights traf ich eine sehr wichtige Entscheidung.
Wenn Cam mich küsste, würde ich nicht austicken.
Nein. Nein. Nein.
Ich würde mich benehmen wie eine verdammte Neunzehnjährige mit ein bisschen Erfahrung und nicht austicken. Allerdings war es möglich, dass er mich gar nicht küssen wollte. Vielleicht hatte er irgendwann während unseres Dates kapiert, dass ich eines Kusses nicht wert war, und würde so schnell wie möglich in seine Wohnung verschwinden, um mit Ollie und Raphael abzuhängen. Und sollte es so sein, dann wäre das okay. Ich würde damit leben können.
Aber als wir unser Haus und den fünften Stock erreicht hatten, wurde mir klar, dass ich noch nicht wollte, dass der Abend vorbei war. Wir hielten vor meiner Tür an. Ich drehte mich zu ihm um, während meine Finger sich an den Schultergurt meiner Tasche klammerten.
Einer seiner Mundwinkel wanderte nach oben. »Also…«
»Würdest du gern noch reinkommen? Auf ein Getränk? Ich habe Kaffee und heiße Schokolade.« Heiße Schokolade? Ehrlich? War ich zwölf? Zum Teufel mit mir. »Ich habe kein Bier oder etwas Stärkeres…«
»Heiße Schokolade wäre schön«, schaltete er sich ein. »Aber nur wenn du die Sorte mit den winzigen Marshmallows hast.«
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und mir war vollkommen egal, wie breit oder dämlich es aussah. »Die habe ich.«
»Dann geh voraus, Süße.«
Mit klopfendem Herzen schloss ich die Wohnungstür auf und schaltete die Lampe neben der Couch an. Ich warf meinen Mantel ab und ging Richtung Küche. Cam setzte sich auf die Couch, während ich uns heiße Schokolade machte. Während das Wasser kochte, zog ich die Stiefel aus, dann trug ich die zwei dampfenden Tassen zum Couchtisch.
»Danke.« Cam nahm eine Tasse. »Und ich möchte dich was fragen.«
»Okay.« Ich setzte mich ihm zugewandt auf die Couch und zog die Beine unter den Körper.
Er nippte an seiner heißen Schokolade. »Also, nach deiner ersten Dateerfahrung, würdest du ein zweites wagen?«
Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meiner Brust aus. »Allgemein gesprochen?«
»Allgemein gesprochen.«
Ich zuckte mit den Achseln, dann nahm ich einen Schluck heiße Schokolade. »Nun, das war ein sehr gutes erstes Date. Wenn zweite Dates ähnlich aussehen, würde ich es wahrscheinlich tun.«
»Hmmm. Mit jedem, oder…?«
Ich senkte den Blick. »Nicht einfach mit jedem.«
»Also müsste es schon ein bestimmter Mann sein?«
Das angenehme Kribbeln breitete sich auch auf meine Arme und Beine aus. »Ich glaube schon.«
»Interessant«, murmelte Cam, bevor er noch einen Schluck trank. Als er mich wieder ansah, funkelten seine Augen förmlich. Himmel. Ich war am Arsch. Seine Augen funkelten mich an. »Und wird
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