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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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reichen«, pflichtete Morgenstern bei. »Als Ansatzpunkt.«
    Hauptkommissar Huber zog die Stirn in Falten und dachte nach. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Das ist jetzt nichts Handfestes, sondern Klatsch und Tratsch. Angeblich gibt es drüben im Schuttertal ein Sportheim, in das die Einheimischen gerne zum Wildessen gehen. Rehragout mit Spätzle und Preiselbeeren, Wildente mit Blaukraut …«
    »Ja und?«, fragte Hecht.
    »Man hört munkeln, dass das Wild aus zweifelhaften Quellen stammt. Aber für eine richtige Ermittlung hat das nie gereicht.«
    »Wo ist dieses Sportheim?«, fragte Morgenstern.
    »Beim TSV Meilenhofen.«
    Morgenstern und Hecht informierten wie besprochen Kriminaldirektor Adam Schneidt über den Stand der Ermittlungen und holten sich das Okay, noch am selben Abend nach Meilenhofen zu fahren und im Sportheim auf den Busch zu klopfen. Morgenstern hatte die Idee, die Recherchen auf dem kleinen Dienstweg zu vereinfachen: Er rief im Eichstätter Landratsamt an, ließ sich mit der Lebensmittelüberwachung verbinden und einigte sich mit den Kontrolleuren auf ein gemeinsames Vorgehen. Die Hygiene-Experten sollten die Gaststätte, insbesondere den Kühlraum mit dem Fleisch, penibel unter die Lupe nehmen. Die Kriminalbeamten, zunächst als ganz normale Speisegäste getarnt, würden den Wirt in die Mangel nehmen, sobald Verdächtiges zum Vorschein käme.
    Um neunzehn Uhr fuhren die Kommissare nach Meilenhofen. Der Ortsteil von Nassenfels lag romantisch im Schuttertal, umgeben von grünen Wiesen, Stoppelfeldern und halb abgeernteten Kartoffeläckern. Das Sportheim lag am Dorfrand nahe der Schutter, einem schmalen Flüsschen, das sich gemächlich durchs Tal schlängelte und in Ingolstadt in die Donau mündete.
    » TSV 1962 Meilenhofen«, las Morgenstern, als sie den dunkelblauen Dienst-Audi vor dem schmucklosen Sportlerdomizil parkten, an das ein Fußballplatz angrenzte. Auf dem Rasen trainierte gerade die Meilenhofener Jugend, dahinter lag ein einzelner Tennisplatz.
    »Jetzt ist Tennis sogar schon in Meilenhofen angekommen«, staunte Hecht. »Wenn ich an meine Jugend in Schrobenhausen denke – da war Tennis noch den oberen Zehntausend vorbehalten. Der ›weiße Sport‹! Und heute gibt es neben jedem Rübenacker einen Tennisplatz. Wahrscheinlich würden wir beide heutzutage nicht mal mehr im Wittelsbacher Golfclub drüben in Neuburg-Rohrenfeld auffallen. So ändern sich die Zeiten.«
    Morgenstern brummte: »In so einen Angeberclub bringst du mich nur dienstlich, das verspreche ich dir. Da ist mir der TSV Meilenhofen schon lieber.«
    Neben der Eingangstür versuchten zwei Waschbetontröge mit kümmerlichen Geranien vergeblich, so etwas wie ländlich-heimelige Atmosphäre zu schaffen. Als weitere vertrauensbildende Maßnahme hatte der Wirt eine mannshohe Sperrholzfigur danebengestellt – ein Koch mit Mütze und Kochlöffel, auf dessen Schürze in dicken Lettern stand: »Hier kocht der Chef!«
    »Könnte auch eine Drohung sein«, sagte Hecht. »Aber schau mal hier: Da haben wir’s ja schon.«
    In einem schmalen Blechkasten hing die Speisekarte. Im Angebot war das übliche Sportheimessen: Currywurst mit Pommes, Bratwürste mit Kraut und Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln.
    »Currywurst, die ist nach meinem Geschmack«, freute sich Morgenstern. »Mir knurrt der Magen.«
    »Geht das auf Spesen?«, fragte Hecht.
    »Wir können es versuchen. Aber wenn wir den Wirt aufs Kreuz legen, hat er wahrscheinlich keine Lust mehr, uns eine ordentliche Rechnung zu schreiben«, gab Morgenstern zu bedenken.
    »Vielleicht vergisst er zu kassieren.«
    »Darauf würde ich nicht setzen. Also los, rein mit uns.«
    Zur Überraschung der beiden Kommissare herrschte in der Sportheimgaststätte für einen Montagabend reger Betrieb. Fünf Tische waren besetzt, darunter auch der größte, der Stammtisch. Während an den kleineren Tischen vorwiegend Paare saßen, war der Stammtisch exklusiv in männlicher Hand. Morgenstern und Hecht wurden beim Eintreten mit Interesse gemustert, aber nicht mit der unverhohlenen Neugierde, mit der sie eigentlich gerechnet hatten. Auswärtige Kundschaft war hier anscheinend keine Seltenheit – im Unterschied zu vielen anderen dörflichen Wirtschaften, in denen Fremde vom Eintreffen bis zum Aufbruch wie im Zoo begafft wurden.
    Sie nahmen an einem Tisch an der Seite Platz, von dem aus sie das Geschehen unauffällig im Auge behalten konnten. Vom Tresen trennte sie ein gläserner Pokalschrank, der als

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