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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wildente, oder was immer das ist, das Sie in diesem Plastikbeutel in den Kälteschlaf geschickt haben.«
    Morgenstern grinste erneut. Die Sache lief nach Plan. Höchste Zeit, Spargel zu holen. Er schlich zurück in die Gaststube und fand Hecht vor seinem zweiten Cola-Mix. »Komm, ich brauche dich«, rief er ihm zu und erregte nun doch die Aufmerksamkeit der anderen Gäste, insbesondere der Stammtischbrüder.
    »Bringt wohl sein Hosentürl nicht auf, wie?«, sagte einer davon hämisch in die Runde und löste damit eine Lachsalve aus. Morgenstern scherte sich nicht darum. Gemeinsam mit Hecht bezog er vor der Küchentür Posten.
    Drinnen hörte man die Stimme der Wirtin: »Ich habe einen Jäger, der mir immer wieder Wild verkauft. Da ist nichts dabei, das machen doch alle.«
    »Das können Sie dem Finanzamt erzählen«, hörte Morgenstern und nahm es als Stichwort. Er klopfte energisch an die Küchentür und schob sie noch im selben Moment auf. Vor ihnen stand, in einer grünen Schürze, weißem T-Shirt und Jeans, mit hochrotem Kopf eine etwa vierzigjährige, dralle blonde Frau. Das Haar war hochgesteckt, die Hände hatte sie kampfeslustig in die Hüften gestemmt.
    »Und wer sind jetzt bittschön Sie?«, empfing sie die beiden Kommissare in scharfem Ton. »Schauen S’ bloß, dass Sie aus meiner Küche rauskommen, Sie sehen doch, dass ich grade beschäftigt bin.« Grimmig deutete sie auf die beiden Lebensmittelkontrolleure, die vor einem weit geöffneten Gefrierschrank standen und angesichts der eintreffenden Kriminalbeamten ein überlegenes Grinsen aufsetzten.
    »Frau Hasenbeck, diese beiden werden Sie nicht so einfach rauswerfen können«, sagte der Wortführer. »Die Herren sind von der Kripo Ingolstadt.«
    »Kripo? Kriminalpolizei? Ich hör ja wohl nicht recht.« Die Augen der Wirtin blitzten nun aggressiv. »Das wird ja immer schöner. Ein richtiges Rollkommando kommt mir da ins Haus! Ich habe nichts verbrochen, ich bin eine ehrbare Bürgerin.« Sie schaute Hecht und vor allem Morgenstern zweifelnd an. »Sie wollen von der Kripo sein? Lassen Sie mal Ihren Ausweis sehen. Ich will schon wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Bitte sehr«, sagte Morgenstern und zeigte ihr seinen Ausweis. »Und mit wem haben wir die Ehre?«
    »Hasenbeck Isolde«, antwortete die Wirtin schnippisch. »Ich führe schon seit zehn Jahren hier das Sportheim.«
    »Und zwar mit einer auffällig guten Wildkarte«, kommentierte Hecht. »Ihr Rehragout ist übrigens hervorragend, ich würde allerdings Spätzle statt der Kroketten bevorzugen. Kroketten sind innen immer so matschig, außerdem verbrennt man sich leicht den Mund, wenn man nicht aufpasst.«
    »Passen Sie lieber auf, dass Sie sich hier den Mund nicht verbrennen!«, giftete die Wirtin und stemmte wieder die Arme in die fülligen Hüften. »Ich habe den Herren vom Landratsamt schon erklärt, dass ich mein Wild vom Großhändler kaufe und nur ab und zu von einem Privatjäger.«
    »Und wer ist dieser Privatjäger?«, fragte Morgenstern knapp und zog einen Notizblock samt Kugelschreiber aus der Brusttasche seiner Jeansjacke.
    »Der Hintermeier, ein Bauer aus Buxheim«, sagte die Wirtin nach kurzem Zögern.
    »Vorname?«
    »Fällt mir grade nicht ein.«
    »Und wenn wir hier und jetzt diesen Jäger Hintermeier anrufen, dann wird der uns das bestätigen?«, fragte Morgenstern. »Denn genau das werden wir jetzt tun. Glauben Sie nur nicht, dass wir Ihnen Zeit lassen, hier noch etwas auszumauscheln.«
    Morgenstern sah, wie die Stimmung kippte. Die Wirtin ließ die Hände sinken; der Blick, mit dem sie die vier ungebetenen Besucher in ihrer Küche ansah, war nun nicht mehr kämpferisch, sondern eher resigniert. Schließlich sagte sie seufzend: »Himmelherrgott! Die Woche fängt gut an.«
    Hecht und Morgenstern schickten die beiden Lebensmittelkontrolleure nach einem kurzen, leise geführten Gespräch zurück nach Eichstätt und blieben mit der Wirtin in der Küche zurück.
    »Frau Hasenbeck, wir müssen wissen, wer Ihnen Ihr Wildbret liefert«, sagte Morgenstern. »Und bevor Sie sich weiter aufregen: Es geht uns nicht so sehr um Sie und das bisschen Gulasch, das Sie hier kochen.« Er deutete auf einen hohen Stahltopf, der dampfend auf dem Herd stand. »Wir sind auf der Suche nach einem Wilderer. Es geht vielleicht um …«, er machte eine bedeutsame Pause, »… Mord.«
    »Aha, daher weht der Wind«, sagte die Wirtin überraschend unaufgeregt. »Es geht um diesen toten Jäger von Eichstätt

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