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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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schwankte. Der Arm mit dem Schwert ließ sich kaum noch heben. Mythor stürzte in die Dornen.
    Er zog die Beine an. Er schaffte es! Da war noch Widerstand in ihm, doch Geseds Gewalt über ihn nahm ab. Der Aegyr schrie lautlos.
    Mythor konnte die Hände zu der Maske führen und zerrte wieder an ihr.
    Gesed nahm den Kampf auf. Mythors Körper wurde von Krämpfen durchlaufen. Noch immer schaffte er es, die Luft aus den Lungen zu halten. Seine Hände zitterten. Ein Wille wollte sie nach unten biegen, ein anderer an der Maske halten. Mythor dachte nur einen kurzen Augenblick daran, daß er wirklich und wahrhaftig hier sterben würde, gelang es ihm nicht, den Aegyr vor dem Ersticken zu bezwingen.
    Dieser Moment genügte Gesed. Er führte Mythors Hand zum Schwert zurück, das sie fallen gelassen hatte. Sie mußte es nehmen und die scharfe Klinge an die eigene Kehle setzen.
    »Gib auf!« schrie Gesed. »Oder wir sterben beide!«
    Er fühlte, wie die Haut geritzt wurde, und kapitulierte. Heftig nach Luft schnappend, blieb er im Dickicht liegen, bis er wieder bei Kräften war.
    »Laß dir das eine Lehre sein!« sagte die Geisterstimme. »Und nun auf!«
    Mythors Muskeln gehorchten dem zwingenden Befehl.
    Er erlebte, wie er den Marsch fortsetzte und sich den Weg freischlug. Es schien kein Entkommen zu geben. Mythor dachte an Oggrym und daran, daß der Tod gegen das, was ihm bevorstehen mochte, noch das gnädigere Schicksal gewesen wäre.
    »Vergiß Oggrym«, sagte Gesed in ihm. »Und vergiß den Gedanken an den Tod. Du wirst nicht sterben, Mythor, bevor ich es will. Und auch dann stirbt nur dein Geist. Es wird keinen Menschen namens Mythor mehr geben, wenn ich mir geholt habe, was ich noch brauche.«
    Irgendwann teilte sich das Dickicht. Vor Mythor lag ein Stück Marmorbruch, dahinter ein unbekanntes Land mit bewaldeten Hügeln und weiten Talwiesen.
    Er mußte dorthin gehen, wo Gesed ihn haben wollte.
    Irgendwann machst du einen Fehler, Aegyr! dachte er. Irgendwann schlage ich dich!
*
    Als sich der Wald teilte, glaubte lila zuerst, endlich das freie Land erreicht zu haben. Dann aber mußte sie enttäuscht feststellen, daß sie abermals nur eine Lichtung gefunden hatten, wenn auch eine größere als alle bisher durchquerten.
    »Hinwerfen!« flüsterte sie den Gefährten zu. »Es können Mangokrieger hier sein.«
    Doch weit und breit waren keine Mangobäume und auch keine Reiter des Chaos zu sehen. Dafür entdeckte Helmonds Tochter die steinernen Mauern einer Ruine am gegenüberliegenden Rand der Lichtung, über und über von wucherndem Efeu bedeckt.
    »Ein Schloß der Aegyr«, sagte Zomfar leise.
    »Ein Schlößchen höchstens«, meinte sie. Könnte sich Mythor hierhin geflüchtet haben?
    Gorbel schien den gleichen Gedanken zu haben.
    »Was hindert uns daran, uns dort umzusehen?« fragte er. Er sah das Mißtrauen in ihren Augen und fügte schnell hinzu: »Keine Angst, mich verlangt es nicht mehr nach den Schätzen der Aegyr, obwohl es in ihrem Schlößchen bestimmt einiges zu holen gäbe. Ich will nur aus dem verfluchten Wald heraus.«
    »Das wollen wir alle«, sagte Zomfar. »Es ist das erste Bauwerk überhaupt, das wir hier sehen. Möglicherweise gibt es darin etwas, das uns den Weg weisen kann.«
    Ilfa nickte.
    »Also schleichen wir uns heran. Achtet auf jeden Laut. Flieht, sobald ihr glaubt, in eine Falle zu laufen. Dann treffen wir uns bei der gespaltenen Eiche, an der wir vor einer halben Stunde vorbeikamen.«
    Sie mahnte Roar zur Vorsicht, und der Kruuk folgte ihnen so leise, daß Ilfa sich zweimal umsehen mußte, ob er noch da wäre. Die ewige Stille des Waldes war hier noch unheimlicher. Es war, als starrten Dutzende von Augen aus den Wipfeln auf die Gefährten herab, als hielte der Wald den Atem an, bevor der vernichtende Schlag aus den Nebeln heraus erfolgte.
    Doch nichts geschah vorerst. Auf allen vieren kriechend, erreichten die Verirrten unangefochten die bogenförmige Doppelpforte in einer dreimal mannshohen, mit Zinnen verzierten weißen Mauer, über die das Efeu wucherte. An beiden Seitenenden ragten schlanke Türmchen mit eingefallenen Spitzdächern in die Höhe. Selbst überwuchert, vermittelte das Schlößchen noch einen Eindruck von freudigen Festen, die hier einmal gefeiert worden waren.
    Aber von den Bewohnern waren allenfalls noch die Gebeine übrig – oder die Totenmasken. Ilfa holte Luft und begann, die Efeuranken mit dem Schwert zu zerteilen. Gemeinsam mit den Baummenschen bahnte sie sich ziemlich

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