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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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»Krant, schlage mir die Maske ab. Nimm keine Rücksicht auf mich! Schlage mit deiner Handkante zu. Wenn sie Felsen zertrümmern kann, dann auch…«
    Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper. Er taumelte, als Gesed seine Glieder wieder zu lenken begann. Mit fast übermenschlicher Anstrengung konnte er dem zögernden Marmornen noch zurufen:
    »Tue es! Frage nicht!«
    Cobor stand wie zu Stein erstarrt. Er wollte Krant zurückhalten. Der Marmorne schüttelte ihn ab und tat, wie Mythor ihn geheißen hatte.
    Die Handkante traf die Oberkante der Maske. Eine Flamme fuhr daraus hervor. Krant schrie ohrenbetäubend auf und zerfiel vor Mythors entsetzten Augen zu Staub und Kieselgestein.
    »Was hast du getan?« schrie Cobor. »Was ist in dich gefahren?«
    »Rede mich mit Gesed te Ruuta an, Wurm!« zwang der Aegyr-Geist auf Mythors Lippen. »Du wirst mir folgen und mir zu Diensten sein! Nun führe mich aus dem Marmorbruch, oder ich schwöre dir, dein Freund wird für jeden Herzschlag bezahlen, den du zögerst!«
    Cobor starrte erschüttert auf die Maske, dann auf den zuckenden Körper darunter. Die Stimme veränderte sich. »Tue es nicht!« krächzte sie heiser. »Flieh!«
    Ein Hohnlachen war die Antwort, und Cobor begriff, was geschehen war. Er kam zu spät.
    Er war zurückgekehrt, um seine schlimmen Fehler wiedergutzumachen. War es nun ein gnädiges oder ein grausames Schicksal gewesen, das ihn hierher geführt hatte – denn eine Fügung mußte es sein, daß er und Krant ausgerechnet Mythors Weg kreuzten.
    Krant…
    Cobor schluckte, als er auf den Staub- und Kieselhaufen hinabsah, der von dem unbezwingbaren Marmornen übriggeblieben war. Allein der Angriff auf die Maske und den in ihr wohnenden Geist hatte gereicht, ihn zu vernichten.
    Vielleicht war es die Erlösung, nach der sich Krant gesehnt hatte. Cobor wünschte ihm, daß er nicht gelitten hatte.
    Mythors Körper bäumte sich auf. Ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle.
    »Willst du mich jetzt führen?« fragte Gesed.
    Was immer Cobor auch tat, es mußte Mythors Lage nur noch schlimmer machen. Der Baumbewohner hatte gar keine Wahl. Entweder er weigerte sich, und Mythor zerbrach unter grausamsten Qualen, oder er gehorchte, und der Geist des Aegyr wurde noch mächtiger.
    Mit hängenden Schultern setzte sich Cobor in Bewegung. Er hatte nur die eine Hoffnung, daß andere der Gefährten den Gefahren des Maskenwalds entkommen konnten und sie irgendwann finden würden. Aber was sollten sie schon ausrichten, wenn ihm die Hände gebunden waren?
*
    Es war tiefe Nacht, als das geschah, womit Ilfa und ihre Begleiter schon nicht mehr gerechnet hatten. Zwar waren sie in kaum zu durchdringendes Dickicht geraten, doch konnte dies ebensogut eine Wildwuchsinsel tief im Innern des Waldes sein wie der Unterholzgürtel. Durch mehrere solcher Inseln hatten sie sich nach dem Verlassen des Schlößchens hindurchkämpfen müssen.
    Nun aber teilte es sich, und so unvermittelt standen die vier Verirrten am Rand des Marmorbruchs, daß Ilfa erst nach einigen hundert Schritten glauben konnte, nicht wieder in eine Lichtung gelangt zu sein.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Zomfar. »Wir sind draußen!«
    »Ja«, flüsterte Gorbel, »aber wo? Seht euch die Steine und die Moose an. Hier ist es ganz anders als dort, von wo wir in den Wald eindrangen.«
    Viel war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Einfach ins Unbekannte zu marschieren, war sinnlos und gefährlich. Irgendwo tief in Ilfa war immer noch der Rest einer Hoffnung, Mythor zu finden. Sie fühlte sich zwischen dem Drang, einfach weiterzugehen, und der Einsicht hin und her gerissen, daß sie am Ende doch nur in die Irre laufen würden. Schließlich stimmte sie schweren Herzens zu, als Zomfar vorschlug, beim erstbesten Versteck ein Lager aufzuschlagen und die Nacht abzuwarten.
    Sie brauchten nicht lange zu suchen. Zwischen vier Felsblöcken legten sie sich nieder. Der Kampf der Baumbewohner gegen die Müdigkeit währte nicht lange. Als sie schliefen, richtete Roar sich auf, knurrte etwas und übernahm die Wache. Ilfa lag etwas zurückgezogen und zermarterte sich den Kopf darüber, was sie tun konnte.
    Ihre Finger berührten die Totenmaske unter dem Hemd. Ohne sich dessen bewußt zu sein, sprach sie leise zu der Maske. Sie erzählte von ihren Nöten, als besäße sie in ihr einen Freund, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Noch nicht ein einziges Mal hatte sie das Gefühl gehabt, daß ihr von der Maske Gefahr drohte – und das,

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