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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kauf nehmen.
    Sie hielten an, um nachzudenken. »Können wir vielleicht irgendwie hinüberklettern?«, überlegte Forrest.
    »Vielleicht«, antwortete Imbri. »Aber dann müsste ich die Gestalt ändern.«
    Und dann wäre sie wieder ein Mädchen. Forrest war sich bewusst, dass sie ihre ursprüngliche Gestalt nur deswegen angenommen hatte, um ihn nicht mehr zu verlocken. Ihre Fähigkeit zur Gestaltwandlung schien auf ihre beiden ›natürlichen‹ Körper beschränkt zu sein. Angesichts der Umstände war es Forrest lieber, wenn sie eine Stute blieb. »Vielleicht könnten wir eine Rampe bauen, die hoch genug ist, um ihn zu überqueren«, schlug er vor.
    Doch so weit das Auge reichte, fand sich keinerlei Material zum Rampenbau. Eve trat deshalb an den Fels heran. »Ich finde schon heraus, ob es einen guten Weg daran vorbei gibt«, versprach sie. »Aber wie wär’s mit einem Küsschen vorher, Faun?«
    Noch mehr Unheil. Forrest wandte sich von ihr ab. Er wollte sie nicht beleidigen, aber es war nur das Wasser, was sie so aufdringlich machte.
    »Na, vielleicht zum Dank, wenn ich die Antwort habe«, sagte sie. Sie beugte sich vor, um den Fels zu berühren, aber erst, als sie sich vergewissert hatte, dass Forrest hinsah. Ganz allmählich schrumpfte ihr Slip und wurde immer knapper. Eve schien in ihrer Unanständigkeit neue Schliche zu ersinnen.
    Ihre Hand drang in den Felsen ein. Sie fiel hinein und verschwand. »He!«, rief sie. »Das ist kein echter Fels, sondern ein Lügenblock!«
    Dawn kicherte. »Dann lügst du jetzt also.«
    »Nein, nicht diese Sorte Lügenblock«, gab Eve zurück. »Aber man kann lügen, wenn man will.«
    »Na gut. Ich möchte niemandem das ganze Fell abküssen.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Eve. »Allein der Gedanke ist mir zuwider.«
    »Genug gelogen«, sagte Dawn. Dann ging sie in den Felsblock, um ihre Schwester zu retten. Nach einem Augenblick kamen sie beide hervor. »Man kann einfach hindurchgehen«, rief Dawn. »Kommt mit!«
    Vorsichtig trat Imbri vor. Forrest blieb auf ihrem Rücken. Blau und dunkel schloss sich der Fels um sie, und einen Augenblick später kamen sie auf der anderen Seite wieder hervor.
    Vor ihnen lag ein dritter See. Forrest hoffte inständig, dass er sich diesmal als gutartig erweisen würde.
    Eve ging ohne zu zögern darauf zu.
    »Bist du sicher, dass du wirklich…«, begann Dawn nervös.
    »Besser ich riskiere es als du«, entgegnete Eve und warf sich mit unzüchtig gespreizten Beinen zu Boden. Forrest gelang es gerade noch rechtzeitig, die Augen abzuwenden, bevor eine Katastrophe geschah.
    Sie berührte die Oberfläche. Ein glückseliges Lächeln lief ihr über das Gesicht und trieb in die Ferne davon. »Ach, ich fühle mich so erleichtert.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Dawn.
    »Der See ist ein See des Erbarmens«, sagte Eve freundlich. »Er vergibt alles.«
    »Dann sollten wir alle davon trinken«, schlug Imbri vor.
    Forrest sprang von ihrem Rücken, und sie alle beugten sich zum Trinken nieder. Kaum berührte er das Wasser, durchflutete ihn unglaubliches Mitgefühl.
    Eve kam näher. »Forrest, ich möchte mich für mein unpassendes Benehmen entschuldigen. Ich hätte dich wirklich nicht – «
    »Es ist schon gut«, sagte er. »Es lag am Wasser.«
    »Ja, aber du schaust noch immer misstrauisch drein.«
    »Nur eins, wenn es dir nichts ausmacht…«
    »Ja?«
    »Zieh dich bitte wieder an.«
    »Oh.« Nun musste sie mit dem Erröten an der Reihe gewesen sein, denn sie wurde bis zur Taille violett, bevor sie ihre Oberbekleidung wiederherstellte.
    Danach nahmen sie gestärkt und insgesamt zufriedener den Marsch zum Zentrum der Dreiecksfläche wieder auf. Doch nun fiel Dunkelheit über die blaue Landschaft; die Nacht nahte. Das hieß wohl, dass es in Xanth dunkel wurde und daher auch auf Ptero und auf Pyramid. Mit der Eigendrehung dieser Welt hatte die Dunkelheit nichts zu tun. Deshalb suchten sie nach einem brauchbaren Ort, um die Nacht zu verbringen.
    Eine vollständige Finsternis brach nicht herein, was sehr unangenehm war, weil der blaue Schimmer ihren Augen fremd blieb und es erschwerte, sich zum Schlafen zu entspannen.
    »Seht mal dort, das sieht aus wie ein Nachtschattenbaum«, sagte Imbri. »Das müsste eigentlich genügen.«
    Tatsächlich fand sich unter dem Baum ein Teich aus Dunkelheit, der so mitternachtsblauschwarz war wie Imbris Fell, und völlig undurchdringlich. Daneben wuchs ein Kaugummibaum. Sie pflückten Zweige und Blätter, die aus Kaugummi mit

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